Heizwerk Murau-Stolzalpe

Ausgezeichnete Nahwärme

Ein Artikel von Philipp Matzku | 25.02.2020 - 09:00
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Das Heizwerk Murau-Stolzalpe ist seit 2011 in Betrieb © Christof Lackner

Die Investition in erneuerbare Energien war bereits vor 20 Jahren ein Thema bei den Murauer Stadtwerken. Die Umsetzung war damals noch ein schwieriges Unterfangen, aber der Ehrgeiz und das Durchhaltevermögen der Verantwortlichen in der obersteirischen Gemeinde haben sich bezahlt gemacht. Die Stadtwerke wurden für die Umwandlung von thermischen Energiesystemen mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Der Bau des Nahwärme-Heizwerks Murau-Stolzalpe 2011 war für die Umwandlung ausschlaggebend.


Im Heizwerk wurde ein 5 MW-Heißwasserkessel des Burkhardt-Partners Agro Forst- und Energietechnik, St. Paul im Lavanttal, errichtet. Dieser wird von zwei Hackschnitzelsilos versorgt. Aufgrund der einzigartigen Bauweise in den Hang können die Silos direkt mit Hackschnitzeln befüllt werden. Die daraus resultierende Wärme wird über ein 11,2 km langes Nahwärmenetz zu den jeweiligen Abnehmern geführt.

Eines der ersten Wärmeabnehmer war das 2,2km entfernte Landeskrankenhaus-Stolzalpe. Kurze Zeit später wurde die Brauerei Murau mit ihren umliegenden Gebäuden an das Nahwärmenetz angeschlossen.

Optimierte Kosten

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Die drei Burkhardt-Holzvergaser des Typs V 3.90 haben bereits über 22.600 Gesamtbetriebsstunden © Christof Lackner

Durch den Anstieg der Wärmeabnehmer und um eine kontinuierliche Grundlast zu gewährleisten, entschied sich die Nahwärme Murau-Stolzalpe, das Heizwerk mit KWK (Kraft-Wärme-Kopplung)-Anlagen von Burkhardt, Mühlhausen/DE, nachzurüsten. Der Oberpfälzer Anlagenbauer lieferte jeweils drei Pellets-Holzvergaser des Typs V 3.90 und drei Biomasse-Heizkraftwerke (BHKW) des Typs Eco 165 HG in die Obersteiermark. Neben der Serienreife der Anlage und der hohen Effizienz waren der optimierten Betriebs- und Wartungskosten für Geschäftsführer Stefan Stadlober die zentralen Gründe für den Erwerb der Holzvergaser. Aufgrund des hohen Automatisierungsgrades der Anlage sind nur zwei Mitarbeiter zur Betreuung des gesamten Heizkraftwerkes vonnöten.

Diese hocheffiziente Duo-Anlage liefert in Summe 495 kW Ökostrom in das eigene Stromnetz. Die Abwärme mit 95° C von den Motoren und 105° C von den Reaktoren wird mit einer Gesamtleistung von 780 kW in einen 60 m³-Speicher gepuffert und danach in das Nahwärmenetz gespeist.

Der Energie- und Gebäudetechnik-Spezialist Burkhardt ist der einzige Anbieter, welcher pelletsbetriebene Holzvergaser anbietet. 4 Mio. kW Strom werden jährlich über die Holzvergaser in das eigene Stromnetz eingespeist. Das entspricht dem Energiebedarf von 1000 Haushalten. Das Heizwerk spart durch die Verwendung der Abwärme 3000 fm Faserholz im Jahr. Der Gesamtwirkungsgrad der Anlage beträgt 76 %.

Wirtschaftliche Pellets

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Die Vorteile der Holzvergaser liegt in der gleichmäßigen Gasbildung und Reinheit des Gases © Christof Lackner

Die ENplus-A1-Pellets haben eine größere Homogenität als Hackgut, welches aufgrund der unterschiedlichen Qualitäten erst einheitlich aufbereitet werden muss. „Genormte Pellets sind dadurch auch wirtschaftlich interessant, da sich der Pelletspreis in den vergangenen Jahren nicht wesentlich verändert hat“, erläutert Andreas Roskam, Österreich-Vertrieb bei Burkhardt. Die Pellets garantieren eine saubere und zuverlässige Holzgaserzeugung bei über 22.600 Gesamtbetriebsstunden und einer mehr als 95 %iger Verfügbarkeit seit der Inbetriebnahme im April 2019.

RZ-Pellets, mit 270.000 t/J größter Pelletshersteller in Österreich, liefert die Rohware. Eines der beiden Silos dient als Lager. Mithilfe von Schnecken werden die Pellets zu den drei Burkhardt-Holzvergasern transportiert. Im Reaktor verglühen die Presslinge dann im Vergasungsprozess zu Holzgas mit einer Temperatur von mehr als 800° C. Dabei entstehen Methangas, Kohlenmonoxid sowie Kohlendioxid. Die Gase werden gereinigt, abgekühlt und je einem Gasmotor zugefügt.

„Die Investitionskosten betragen rund 2,5  Mio. €, wobei sich diese in sieben Jahren amortisiert haben werden“, erwartet Stadlober. Die Anlage ist für Stadlober „ein wichtiger Schritt in Richtung Energieautonomie, um gerade in den Wintermonaten eine Erhöhung des Energieerzeugungsanteils im Strom- und Wärmebereich zu erzielen“.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.