Sägewerk Kolb

Jederzeit wieder

Ein Artikel von Philipp Matzku | 19.03.2020 - 12:00
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Die KWK-Anlage hatte 2019 eine Verfügbarkeit von 96 % © Burkhardt

Das Nadelholzsägewerk Kolb, Ruppertshofen/DE, hat sich auf Bau-und Verpackungsholz sowie Sondersortimente von 6 bis 15 m Länge spezialisiert. Darüber hinaus bietet Kolb MH-Massivholz ohne Keilzinkung an. In den vergangenen Jahren modernisierte Geschäftsführer Wolfgang Kolb schrittweise den Familienbetrieb. Neben einem neuen Gatter, einer Schnittholzsortierung und einer Sprinkleranlage entschied sich Kolb im Frühjahr 2016, in eine KWK-Anlage (Kraft-Wärme-Kopplung) des Energie- und Gebäudetechnik-Spezialisten Burkhardt, Mühlhausen/DE, zu investieren.

Der vorhandene Holzkessel mit 980 kW konnte den wachsenden Wärmebedarf zur Trocknung des Schnittholzes vor allem im Winter nicht mehr decken. Kolb hat einen Einschnitt von 60.000 m3 pro Jahr bei einem 1,5-Schicht Betrieb. 95 % des Schnittholzes werden in sechs Mühlböck-Kammern getrocknet.

Holzvergaser sind am wirtschaftlichsten

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Die beiden Holzvergaser V .390 erzeugen eine elektrische Leistung von 360 kW und eine thermische Leistung von 540 kW © Burkhardt

„Im Leistungsbereich meines Unternehmens ist die in größeren Sägewerken verbreitete ORC-Technik wirtschaftlich nicht interessant“, betont Kolb. Unter den wenigen alternativen Technologien auf dem Markt konnte Burkhardt mit der Kombination aus jeweils zwei pelletsbetriebenen Holzvergasern des Typs V 3.90 mit dazugehörendem BHKW ECO 180 HG überzeugen. Die erzeugte elektrische Energie beträgt 360 kW und die thermische Energie 540 kW. Der Zündstrahlmotor des BHKW erreicht einen elektrischen Wirkungsgrad von 30 % bei einem Gesamtwirkungsgrad von 75 %.

Kolb verbraucht bei kompletter Auslastung aller Kammern im Sommer rund 800 kW pro Stunde thermische Wärme und im Winter bis zu 1200 kW pro Stunde. „Die Trocknung von Bauholz erfolgt bei niedrigeren Temperaturen und ist schonender. Im Sommer langt die thermische Leistung der Holzvergaser aus und im Winter läuft der Holzkessel oftmals nur zu 60 % seiner Leistung“, erläutert Kolb. Eine vollautomatische Steuerung misst die Temperatur im Warmwassernetz und schaltet den Holzofen bei fallender Temperatur dazu. Ein 30 m³-Pufferspeicher fängt regelmäßig Lastspitzen ab.

Beschleunigte Inbetriebnahme

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Der 30 m3 Pufferspeicher dient zum Ausgleich von Lastspitzen © Burckhardt

Im Februar 2017 wurde der erste Holzvergaser mit BHKW in Betrieb genommen. „Mit Planung, Genehmigung und Inbetriebnahme des ersten Holzvergasers sind keine zwölf Monate vergangen. Schneller geht es nicht“, so Kolb zufrieden. „Der zweite Vergaser sollte 2018 in Betrieb gehen, aber die erste Anlage ist problemlos gelaufen. „Es gab keinen Grund, länger zu warten“, erläutert Kolb. Anfang Juli 2017 nahm der zweite Holzvergaser den Betrieb auf. An einem Bach gelegen und um Vorgaben des Hochwasserschutzes zu erfüllen, wurde das Gebäude auf Betonstelzen errichtet. 7500 Betriebsstunden pro Jahr werden von Burkhardt garantiert. „Über 43.500 Gesamtbetriebsstunden und eine Verfügbarkeit von 96,2 % bei einer erzeugten elektrischen Energie von über 9 Mio. kWh seit Inbetriebnahme demonstrieren die Leistungsfähigkeit der KWK-Anlage“, betont Matthias Schindler, Deutschland-Vertrieb bei Burkhardt.

„Harte“ Pellets sind am geeignetsten

Die Duo-Anlagen verwenden ENplus A1-Pellets nach dem Prinzip der aufsteigenden Gleichstromvergasung. Brennstoff und Luft werden geregelt in den Gasreaktor befördert. Die Pellets werden in bestimmten Zonen verwirbelt, aber nicht ausgetragen. Der Verbrauch der Doppelinstallation liegt bei 220 kg pro Stunde. Zur Versorgung der Anlage nutzt Kolb seine Geschäftsbeziehung zu einem Pelletsproduzenten, welcher seit Jahren sein Sägerestholz kauft. Ein Muldenfahrzeug transportiert das Restholz zum Hersteller und liefert auf dem Rückweg die Pellets für die Burkhardt-Anlagen. Der 75 t-Bunker wird alle fünf Tage mit einem Zug Pellets beliefert. „Ich benötige harte Pellets, welche möglichst nicht zerbrechen. Nicht jeder Pressenhersteller kann diese Qualität garantieren“, berichtet Kolb aus Erfahrung. Der Kauf einer eigenen Pelletspresse sei für Kolb „bei einem Verbrauch von 4 t pro Tag nicht rentabel“.

1,8 Mio. € investierte Kolb in die Anlagen. „Wenn ich die Pelletskosten und Wartung miteinbeziehe, sind die Anlagen nach zehn Jahren abgezahlt“ rechnet Kolb vor. Ein Mitarbeiter kümmert sich 5 h pro Woche um die Wartung. „Ich würde die Anlagen jederzeit wieder kaufen“, resümiert Kolb.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.