Sarner Holz

Von wegen Abfall

Ein Artikel von Philipp Matzku (für holzkurier.com bearbeitet) | 27.02.2020 - 07:46
PMHK2009_Sarner_Viessmann_SW.jpg

Dank der Holzfeuerungsanlage Vitoflex 300-SRT kann sich Sarner Holz selbst mit Wärme versorgen und speist überschüssige Energie in ein Fernwärmenetz ein. © Viessmann

Wo im Jahr rund 70.000 fm Rundholz zu Schnittholz bis hin zu hochwertiger Tischlerware verarbeitet werden, fallen auch Sägenebenprodukte an. Anstatt diese zu verkaufen, heizt Sarner-Holz, Sarntal/IT, mit dem Ziel der Selbstversorgung sein Sägewerk. Jüngst hat das Unternehmen einige Millionen Euro in eine Holzfeuerungsanlage von Viessmann Industrial Solutions samt zugehörigem Pufferspeicher investiert. Mit der überschüssigen Wärme soll nun ein geplantes Fernwärmenetz für die umliegenden Siedlungen betrieben werden.

Bereits seit über 20 Jahren setzt Sarner-Holz bei der werksinternen Wärmeversorgung auf Eigenregie. „In den vergangenen zehn Jahren haben wir unseren Betrieb enorm gesteigert. Da haben die beiden bestehenden Anlagen zur Wärmeerzeugung einfach nicht mehr gereicht“, erklärt Geschäftsführer Christian Kemenater. Also musste eine dritte Anlage samt Pufferspeicher her. Die erste Anlage kam 1997 von Mawera Holzfeuerungsanlagen, die 2007 von Viessmann übernommen wurde. „Aufgrund der hervorragenden Erfahrung war von Anfang an klar, dass wir auch das Nachfolgeprojekt mit Viessmann machen“, betont Christian Kemenater.

Installiert wurde eine Holzfeuerungsanlage des Typs Vitoflex 300-SRT mit einer Nenn-Wärmeleistung von 2.600 kW. Das Besondere: Als Brennmaterial kommt ausschließlich nasse Fichtenrinde in den Heizkessel. Dank der Stufenrostfeuerung und stehender Brennkammer wird der Brennstoff nicht vorgetrocknet. Der Vitoflex 300-SRT verbrennt emissionsarm und rückstandslos Brennstoffe mit einem Wassergehalt bis zu 60 %. Insgesamt 23.000 Srm/J Fichtenrinde werden in der Anlage zu Wärme umgewandelt.

PMHK2009_Sarner_AnlageAussen_SW.jpg

Sarner-Holz nutzt seine eigenen Sägenebenprodukte zur autarken Wärmeerzeugung © Viessmann

Insgesamt 2,2 MWh Wärme produziert das Heizwerk pro Jahr. Elf Trockenkammern sowie im Winter die Produktionshalle werden beheizt. „Weil wir in der Produktionshalle auch verleimen, brauchen wir hier laufend eine konstante Temperatur“, erklärt Kemenater. Vor allem aber die Trockenkammern haben einen großen Wärmeenergiebedarf. „Wenn wir im Winter draußen -10° C haben und die Trockenkammern beim Einschalten auf 50 bis 60° C hochheizen müssen, ist das ein Riesenbedarf“, verdeutlicht Kemenater. Um solche Lastspitzen abzufedern, wurde im Zuge der neuen Anlage auch ein Pufferspeicher mit einer Speicherkapazität von 150 m³ installiert. Die Spezialisten von Viessmann Holzfeuerungsanlagen übernahmen die gesamte Projektabwicklung – von der Planung über die Montage bis zur Inbetriebnahme. „Eine besondere Herausforderung war der straffe Zeitplan von gerade einmal knapp vier Monaten“, erklärt Patrik Scheiber, Produktmanager der Viessmann Holzfeuerungsanlagen.

Positiver Nebeneffekt der neuen Holzfeuerungsanlage Vitoflex 300-SRT: Sie bringt 700 kW nicht verstromte Wärme und damit mehr, als die Sarner-Holz selbst benötigt. Die übrige Wärme soll in ein Fernwärmenetz fließen, das 2020 starten und dann laufend erweitert werden soll. Langfristiges Ziel ist laut dem Geschäftsführer, insgesamt 20 bis 30 Wohnungen mit Fernwärme versorgen zu können.

Sarner-Holz erzeugt jedoch nicht nur Wärme, sondern auch Strom. Zum einen über eine firmeneigene Photovoltaikanlage. Zum anderen mittels eines ORC (Organic Rankine Cycle)-Moduls. Die bei der Verbrennung der Biomasse in den Holzfeuerungsanlagen anfallende thermische Energie wird auf einen Thermalölkessel übertragen. Der Thermoölkreislauf speist anschließend das ORC-Modul, das der Stromerzeugung dient, mit einer elektrischen Leistung von 300 kW mit Wärme.

Die elektrische Energie wird im eigenen Betrieb genutzt, aber der gesamte Strombedarf im Werk wird so noch nicht gedeckt. „Das nächste Projekt ist bereits in Planung. Das Ziel: Auch der Strom, den wir brauchen, soll von uns selbst kommen. Bei der Wärme sind wir bereits komplett autark und unabhängig. Das wollen wir künftig auch beim Strom“, so Kemenater. „Und natürlich machen wir auch das wieder mit Viessmann“.