Europäische Pelletskonferenz in Wels 2020

Pelletsmärkte weltweit

Ein Artikel von Philipp Matzku | 19.03.2020 - 07:26
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600  Fachbesucher aus 50 Ländern kamen zur Europäischen Pelletskonferenz nach Wels um sich über den Pelletsmarkt und die Trends zu informieren
© WSED

„Der asiatische Pelletsmarkt wird in den nächsten Jahren sowohl in der Produktion als auch im Verbrauch schneller als der europäische wachsen“, erklärte Gilles Gauthier, Business Development Manager von Bioenergy Europe, Brüssel. 2018 stiegen der Verbrauch in Asien (ohne China) um 45 % gegenüber dem Vorjahr auf 4,8 Mio. t und die Produktion um 55 % auf 3,7 Mio. t. In Südkorea und Japan ist die Nachfrage nach Industriepellets seit 2012 kontinuierlich gestiegen und lag in Südkorea 2019 bei 3, 9 Mio. t und in Japan bei 1,7 Mio. t. Die amerikanische Marktforschungsfirma FutureMetrics rechnet bis 2025 in Japan mit einem Anstieg der Nachfrage auf 6,8 Mio. t und in Südkorea auf 6,4 Mio. t.

In Europa wurden 2018 20,1 Mio. t Pellets produziert und 27,1 Mio. t verbraucht. Die vormals 28 EU-Staaten produzierten dabei 16,9  Mio. t und verbrauchten 26,1 Mio. t. Der Import aus den USA betrug 7,8 Mio. t oder 72 % der US-amerikanischen Jahresproduktion.

Großbritannien, Dänemark und die Niederlande boomen

Der weltweite Bedarf an Industriepellets zwischen 2010 und 2022 steigt im Durchschnitt um 2,2 Mio. t/J an. Der Verbrauch in der EU verzeichnete 2019 ein Plus von 9 % (14,4 Mio. t) im Vergleich zum Vorjahr, davon 8,5 Mio. t in Großbritannien. Bis 2025 rechnet FutureMetrics mit einem Anstieg auf 11,2 Mio. t in Großbritannien und jeweils 3,4 Mio. t in Dänemark und in den Niederlanden.

„In Schweden, Lettland und Estland gehen die Produktionszahlen aufgrund der schwierigen Rohstoffversorgung zurück. Einen Produktionsanstieg verzeichnen Deutschland, Russland, Frankreich, Österreich, Polen, Portugal und Belgien“, berichtete Gauthier. In Europa gibt es einen Trend zu kleineren und dezentralisierten Pelletsproduktionen. „In den nordischen und baltischen Staaten entscheiden sich viele Sägewerke, selbst in das Pelletsgeschäft einzusteigen, bevor sie sich von großen Produzenten den Rohstoffpreis diktieren lassen“, erklärte Gauthier. Mit zunehmendem Wohlstand der Bevölkerung im Baltikum und in den Balkanstaaten werden mehr Pellets für den heimischen Markt verwendet. 2018 exportierten die Balkanstaaten 690.000 t oder 58 % der Produktion. „Im Baltikum steigt der Verbrauch durch den zunehmenden Wohlstand in Richtung 500.000 t/pro Jahr“, informiert Didzis Palejs, CM-Biomass.

Russland und die Ukraine mit Potenzial

Gauthier sieht in Russland das Potenzial, ein wichtiger Pelletsproduzent zu werden. 2018 lag der Holzeinschlag bei 238 Mio. fm, davon wurden 30 Mio. fm nach China exportiert und 114 Mio. fm zu Schnittholz verarbeitet. Die Hälfte des verbleibenden Holzes konnte weiterverwendet werden. 13 Mio. m³ wurden in Kesselanlagen verheizt und jeweils 17 Mio. m3 in der Holzwerkstoff-Industrie genutzt oder zu Sägerestholz verarbeitet. „Bei einer konservativen Schätzung (aus 2,5 m³ entsteht 1 t Pellets) kann man aus den 17 Mio. m³ Sägerestholz jährlich 6,8 Mio. t Pellets produzieren. 2018 produzierte Russland 1,7 Mio. t und 2019 2 Mio. t“, rechnet Gauthier vor.

80 % (396.000 t) der ukrainischen Pelletsproduktion wurden 2018 exportiert. Hauptabnehmer waren Polen (123.000 t) und Italien (94.000 t). „Das Energiepotenzial von Biomasse in der Ukraine reicht aus, um die gesamten Gas- und Kohleimporte zu ersetzen“, erklärte Sofiia Levinska vom ukrainischen Biomasseverband.

CO2-Steuer in Schweden, Finnland und Frankreich

Schweden hat seit 1991 eine CO2-Steuer (€ 120 pro t CO²). Die Regierung will, dass Schweden bis 2050 komplett fossilfrei ist. Die Pelletsindustrie hat ein Drittel Marktanteil in der Bioenergieindustrie. „Der Verbrauch von 8 TWh/J kann noch einmal um 4 TWh/J zulegen. Bei der Holzindustrie- sowie Bergbau- und Mineralindustrie sehe ich Möglichkeiten, Kohle und Gas durch erneuerbare Energien zu ersetzen“, erläutert Fredrik Zetterlund, Svebio. Der Pelletsverbrauch lag 2019 bei 1,7 Mio. t, davon 570.000 t in Privathaushalten.

Finnland will bis 2035 CO²-neutral sein und nutzt eine CO2-Steuer auf fossile Energien (20 bis 27 €/MWh). Bis 2024 sollen in allen Regierungsgebäuden die Ölkessel verschwinden. Die Kohlenutzung soll 2029, Erdgas 2030 auslaufen. Die Pelletsproduktion (2018: 385.000 t) ist recht klein und es fehlt vor allem an mittelgroßen Produzenten. „Die große Anzahl an anderer Holzbiomasse, vor allem Hackgut, Rinde und Sägemehl, sowie Wettbewerbssituation mit Wärmepumpen sind Gründe für den geringen Pelletsverbrauch“, erläutert Hannes Tuohiniitty vom finnischen Bioenergieverband Bioenergia.

Der Verkauf von Pelletsöfen für Privathaushalte stieg in Frankreich nach der Einführung einer CO²-Steuer 2014 auf über 150.000 pro Jahr und auch die Anzahl der Pelletskessel hat sich seit 2018 auf 14.000 pro Jahr verdoppelt. „In den nächsten fünf Jahren muss 1 Mio. Heizölkessel gegen klimafreundlichere Kessel ausgetauscht werden“, so Gauthier. In Italien ging einerseits der Verkauf von Pelletsöfen 2019 im Vergleich zum Vorjahr (2018: 181.000) um 9 % zurück. Andererseits sind 67 % der Öfen in Italien älter als 10 Jahre und können getauscht werden. „Eine große Chance für unseren Markt“, so Gauthier.

In Spanien entspricht der Pelletsverbrauch seit einigen Jahren der Produktion. 2018 wurden 593.000 t produziert und der Verbrauch lag bei 573.000 t. Bis 2022 geht der spanische Biomasseverband (Averbiom) von einem Anstieg der Produktion und des Verbrauchs von jeweils 900.000 t aus. Die Produktionskapazitäten lag 2018 bei 1.8 Mio.  t/J und Averbiom schätzt diese 2022 auf 2,3 Mio. t/J. Die Zahl der verkauften Pelletsöfen ist seit 2014 um 45 % auf 52.000/J gestiegen und Averbiom schätzt für 2022 55.000/J verkaufte Öfen.