Rettenmeier tatra Timber

Erhöhung der eigenen Wertschöpfungskette

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 21.12.2020 - 07:04

Rettenmeier Tatra Timber im slowakischen Liptovský Hrádok ist das größte Sägewerk der Slowakei. Pro Jahr werden rund 700.000 fm Fichten- und Tannenrundholz aus der nahen Umgebung eingeschnitten und zu Schnittholz, verleimten Massivholzprodukten, Hobelware, Holzbriketts, Latten und Verpackungsholz weiterverarbeitet. Das Unternehmen exportiert die Produkte nach Österreich, Italien, Deutschland und Griechenland.

Seit Mai werden auch Pellets am Standort produziert. Der Hauptexportmarkt für die Pellets ist Ost- und Südeuropa. Die Jahresproduktion ist auf 60.000 t/J Pellets angelegt. Für die Umsetzung seiner Investitionspläne suchte die Rettenmeier Gruppe nach einem erfahrenen und leistungsfähigen Partner im Bereich der Pelletierung. Die Wahl fiel auf Rudnick & Enners, Alpenrod/DE, sowie auf BSR Engineering, Alpenrod/DE.

Durch die gute Zusammenarbeit konnte die Anlage innerhalb kürzester Zeit in den Drei-Schicht-Betrieb gebracht werden.

Individuelles Gesamtkonzept – wenige Schnittstellen

Für die Pelletierung werden am Standort anfallende Sägenebenprodukte verwendet. Vor dem Weitertransport zur Pelletierung werden Stiftspäne und Hackschnitzel in einer Rudnick & Enners-Nassspanmühle auf trocknungsfähige Korngröße vermahlen. Die Nassspanmühle arbeitet ohne zusätzliche Absaugung.

„In Verbindung mit dem weiterentwickelten Rotor- und Mahlraumkonzept konnte der spezifische Energiebedarf bei gleichzeitig hoher Durchsatzleistung und -trocknungsoptimierter Faserstruktur im Vergleich zu konventionellen Nassspanmühlen reduziert werden. Dieses Konzept haben wir auch in unsere größeren Nassspanmühlen mit einer Durchsatzleistung von bis zu 130 Srm/h einfließen lassen“, erläutert Sven Rudnick, Geschäftsführer Rudnick &Enners.

Um die Diskrepanz zwischen schwankenden Anfallmengen aus dem Sägewerk und dem weitestgehend kontinuierlichen Abfluss in Richtung Pelletsproduktion auszugleichen, wurde ein automatisiertes Zwischenlager in Form eines Moving-Floors aus dem Hause Rudnick & Enners eingesetzt. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse im Bereich des vorhandenen Spänelagers mussten die baulichen Eingriffe auf ein Minimum begrenzt werden.

„Der Moving-Floor wurde vormontiert auf der vorhandenen Bodenplatte aufgedübelt. Im Boden eingelassene Gleitschienen oder Gruben, wie sie bei einem Schubboden notwendig sind, entfallen bei dieser Aufstellung“, so Christian Gebele, Geschäftsführer von BSR Engineering.

Onlineanbindung

„Bei der Konzeptentwicklung haben wir Wert darauf gelegt, den Einsatz von Flurförderfahrzeugen weitestgehend zu vermeiden und die neue Anlagentechnik an das vorhandene Entsorgungskonzept online anzubinden“, erläutert Gebele. Hierzu werden die Sägespäne und vermahlenen Hackschnitz-
el über einen Rudnick & Enners-Rohrgurtförderer zum Nassspansilo transportiert. Da sich das Sägewerk in bewohntem Gebiet befindet, mussten Schallanforderungen berücksichtigt und eingehalten werden. Die nassen Sägespäne und vermahlenen Hackschnitzel werden nach dem Nassspansilo in Richtung Stela Laxhuber-Bandtrockner weitergeleitet.

Anschließend gelangen die getrockneten Späne über Trogkettenförderer in Richtung Trockenspansilo. Nach dem Trockenspansilo erfolgt eine erneute Feuchtemessung, anschließend werden die Späne zur Pelletierung transportiert.

Leistungsstarke Anlagentechnik

Beim Bau der Pelletierung wurde besonderes Augenmerk auf Effizienz gelegt. Die Pelletierung ist als vertikales Konzept aufgebaut. Die Pressanlage wurde im Gebäude ohne zusätzliche bauliche Zwischendecken mittels Stahlbau installiert. Der Reifebunker und die Stärkedosierung von Rudnick & Enners garantieren ein optimales Mischverhältnis. Die beiden Pelletspressen stammen von Salmatec, Salzhausen/DE. Die Pelletierung mit den beiden Pressen hat eine Leistung von zweimal 5 t/h. Feinstoff und Überlängen werden nach dem Pressvorgang über eine Rudnick & Enners-Siebmaschine separiert. Überlängen werden direkt über den Pelletskonfektionierer auf die erforderliche Länge gebracht. Nach der Pelletierung werden die Pellets in einem Zwischensilo gelagert und anschließend über ein Rudnick & Enners-Rundsieb vor der Verladung erneut abgesiebt. Neben einer Lkw-Verladung lieferte Rudnick & Enners eine komplette Absacklinie. Die Absackung erfolgt hierbei in 15 kg Säcke, eine variable Umstellung auf andere Sackformate ist je nach Kundenwunsch möglich. Eine intelligente Vernetzung der verschiedenen Prozessschritte ermöglicht darüber hinaus ein standortübergreifendes „Production Monitoring“ über die Rudnick & Enners-Anlagenvisualisierung und -steuerung.

„Wir sind mit der Zusammenarbeit mit Rudnick & Enners und BSR Engineering sehr zufrieden“, bestätigt Ingrid Bencová, Geschäftsführerin Rettenmeier Tatra Timber. Weitere Folgeaufträge befinden sich bereits bei Rudnick & Enners in der Umsetzungsphase. So liefert Rudnick & Enners beispielsweise eine neue Pelletierungsanlage für die Rettenmeier Holzindustrie in Ramstein-Miesenbach/DE sowie die gesamte Restholzentsorgung für die neue Sägelinie bei Rettenmeier in Wilburgstetten.