Mann Naturenergie

„Peak Shaving“ spart Stromkosten

Ein Artikel von Philipp Matzku (für holzkurier.com bearbeitet) | 20.01.2021 - 12:02
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Florian Höfer, Projektleiter „Peak Shaving“, kann im System exakt ablesen, wann wie viel Strom bezogen wurde © Wäller Energiezeitung

In Echtzeit registriert das System jeden Stromverbraucher und auch jede -einspeisung im Unternehmen und errechnet daraus, wie nah man sich dem Spitzenwert annähert. „Es gibt in unserem Betrieb eine Menge Verbraucher, darunter einige, die richtig Leistung ziehen“, erläutert Florian Höfer, Projektverantwortlicher und zuständig für die Anlagenprogrammierung bei der Unternehmensgruppe Mann.
Der Hacker benötigt bis zu 220 kW, um das Biomaterial zu verarbeiten, auch das Schreddern von Biobrennstoff verbraucht viel Strom. Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe von Komponenten, die Strom einspeisen, wie die Photovoltaik-Module. In all diesen Geräten und Anlagen sind Messpunkte installiert und zeigen in Echtzeit, was wo erzeugt und was verbraucht wird. Ferner wird die Strommenge angezeigt, welche aus dem öffentlichen Stromnetz bezogen wird.

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Anzeige der „Stromuhr“: Der Baggerfahrer kann beispielsweise jederzeit sehen, wie groß der „Stromhunger“ des ganzen Betriebes gerade ist – und seine Arbeit daran anpassen © Wäller Energiezeitung

Eine Art „Stromtacho“ zeigt in Grün, Gelb und Rot, wie sehr sich der Momentverbrauch dem bisherigen Jahresspitzenwert von 1780 kW annähert. Hier greift das „Peak Shaving“, welches das Erreichen dieser Lastspitze vermeidet. Das „Peak Shaving“ vermindert den höchsten, in einem 15-Minuten-Intervall gemessenen Durchschnitt.

„Verschiebbare Lasten“ in der Produktion werden so gesteuert, dass sie nicht in einem Moment den Stromverbrauch erhöhten, wo sich dieser, bezogen auf das gesamte Betriebsgelände, ohnehin schon in Richtung Maximum bewegt. „Das Abwerfen von Lasten funktioniert etwa dadurch, dass unsere E-Tankstellen den Ladevorgang für ein paar Minuten oder auch mal eine halbe Stunde stoppen. Das Auto wird geladen, wenn andere Anlagen gerade nicht maximal liefern“, erklärt Höfer. Der Baggerfahrer, der Rundholz für den Hacker auflegt, hat im Führerhaus ein Tablet, auf dem die gleichen „Stromuhren“ zu sehen sind, welche Höfer nutzt. Wenn der Zeiger den grünen Bereich verlässt und in Richtung Rot wandert, kann der Fahrer für einen Moment aufhören, Holz in den Hacker zu füllen. Dessen Stromverbrauch sinkt daraufhin, die Erreichung der Lastspitze wird vermieden.

Der Fahrer holt in der Zwischenzeit neue Stämme vom Rundholzplatz. „In mehr als 99% der Arbeitszeit kann dennoch völlig uneingeschränkt weitergemacht werden“, informiert Höfer.

Das Prinzip wird auch in der Pelletsproduktion von Westerwälder Holzpellets angewandt. Für kurze Zeit gelangen weniger Sägespäne zu den Pressen, was deren Stromverbrauch reduziert. Der Spitzenwert von 1780 kW wurde mit diesen Maßnahmen auf 1507 kW reduziert. Bei der Berechnung des Leistungspreises konnte sogar ein fünfstelliger Eurobetrag eingespart werden. Bis auf die E-Tankstellen mit einer Betriebszeit-Einschränkung von 3 % mussten alle anderen Verbraucher weniger als 1 % ihrer Betriebsstunden reduzieren. „Wenig bremsen für einen großen Effekt“, bringt es Mann Naturenergie-Geschäftsführer Markus Mann auf den Punkt. Eine Großbatterie (1,4 MWh) aus „Second Life“-Batterien von Pkw wird ab dem Frühjahr einen zusätzlichen Puffer für Stromschwankungen bilden.

Zusätzlich werden ab Sommer mehrere Windkraftanlagen aus der Nachbarschaft sauberen Ökostrom in das Arealnetz der Mann-Gruppe liefern.
„Nicht einfach mehr Strom produzieren, wenn die Maschinen ihn benötigen, sondern die Last verteilen und mit weniger Jahreshöchstleistung auskommen. Spitzenlastmanagement lohnt sich finanziell und bringt die Energiewende vor Ort voran“, erklärt Mann.