Ziegler Naturenergie

Das Herzstück der Anlage

Ein Artikel von Philipp Matzku | 03.11.2021 - 14:00

Um die Fertigungstiefe und den Rohstoffkreislauf des Sägewerkes am Hauptsitz in Plößberg-Betzenmühle/DE zu optimieren, entschied sich die Ziegler Group Mitte 2020 für den Bau eines eigenen Pelletswerks. „Zu Beginn soll das Werk rund 225.000 t Pellets jährlich produzieren, womit rund 50.000 Haushalte versorgt werden können“, informiert Markus Trottmann, Betriebsleiter für das Pelletierwerk bei Ziegler Naturenergie. 1,4 Mio. Srm Sägespäne, Pinchips und Hackgut sollen dafür jährlich von dem rund 35 km entfernten Nadelholzsägewerk (2,2 Mio. fm/J Einschnitt) nach Pressath geliefert werden. Bisher gingen diese Mengen unter anderem an die Holzwerkstoff-Industrie, Hersteller von Tiereinstreu und andere Pelletshersteller. Lkw des unternehmenseigenen Fuhrparks übernehmen den Transport zum Pelletswerk. „Wir verwenden die Lkw ferner, um lose Ware gleich an die umliegenden Pelletshändler und -verbraucher zu liefern. Ziel ist es, Leerfrachten zu vermeiden und das Verkehrsaufkommen insgesamt zu reduzieren. Wir haben das Sägerestholz bislang an einen Bahnhof transportiert, wobei die Anfahrt zum neuen Pelletswerk aufgrund der gut ausgebauten Verbindungsstraßen aber schneller erfolgen kann“, betont Trottmann.

Komplettverarbeitung des Restholzes

„Wir betreiben vor Ort bereits ein Hobelwerk und konnten alle notwendigen Umweltauflagen schnell umsetzen. Die Anforderungen waren in einigen Bereichen für die Anlagenhersteller eine große Herausforderung. Wir haben uns aber konsequent für die Installation von Schutzmaßnahmen entschieden, welche über das geforderte Maß hinausgehen. Die geplante Bauzeit von nur 15 Monaten war ambitioniert. Ziel war aber, vor der Heizperiode in Betrieb zu gehen“, bekräftigt Trottmann. „Das 5 ha große Industriegrundstück hat eine perfekte Verkehrsverbindung und ist bereits sehr gut erschlossen“, erklärt Trottmann.

Die Planung der Gesamtanlage hat Rematec, Dietersburg/DE, übernommen, welche die Komponenten, wie Fördertechnik und Hammermühlen, selbst herstellt und die Gesamtanlage lieferte. Der Bandtrockner mit einer Leistung von 240 Srm/h stammt von Stela Laxhuber und das zur Energieversorgung des Bandtrockners notwendige 12 MW-Kraftwerk von Agro Forst- und Energietechnik. „Es gibt einige etablierte und bewährte Pelletspressenhersteller auf dem Markt. Salmatec hat uns wegen ihrer vielen Innovationen und von Beginn an hohen Beratungsleistung komplett überzeugt. Alle Komponenten werden zudem in Deutschland gefertigt. Das ist für uns ein wichtiger Aspekt, um die schnelle und sichere Versorgung mit Ersatzteilen, gerade in Zeiten einer Pandemie, zu gewährleisten. Für uns sind die Pressen das Herzstück der gesamten Anlage“, betont Trottmann.

Großer Standort – viel Leistung

„Mit den Maxima 900-Pressen haben wir unser Flaggschiff bei Ziegler im Einsatz“, betont Timo Müller, Marketingmanager bei Salmatec. Ab November produzieren zwei Linien mit jeweils zwei Pressen die zertifizierten Premiumpellets. „Wir haben Leistungstests mit 7,5 t/h erfolgreich durchgeführt und fahren die Anlage kontinuierlich mit 90%“. Für die kommenden Jahre sind Ausbaustufen mit einer weiteren Linie zur Kapazitätserweiterung auf insgesamt 300.000 t/J geplant“, informiert Trottmann. Die Investitionssumme beläuft sich derzeit auf etwas über 30 Mio. €. „Die insgesamt sechs Salmatec-Pressen sollen im Endausbau jeweils rund 8000 h/J laufen“, ergänzt Müller. Das gesamte Restholz des Sägewerks wird entweder in unser neues 2 Mio. m3-Holzfaserdämmplatten-Werk in Grafenwöhr oder in die Pelletierung gehen. Wir haben die Anlagen so ausgerichtet, dass wir sämtliche Rohware aus dem Sägewerk ohne Einschränkungen verarbeiten können“, bekräftigt Trottmann.

Die Ziegler Naturenergie mit 25 Mitarbeitern wurde im Sommer gegründet und soll vorerst im Dreischichtbetrieb und in einer Fünf-Tage-Woche ihren Betrieb aufnehmen. Drei Mitarbeiter sind pro Schicht für die interne Qualitätssicherung vorgesehen. Die Verladung erfolgt im Zweischichtbetrieb. „Bei steigender Leistung werden wir auf eine Sieben-Tage-Woche umstellen“, informiert Trottmann.

Pressen mit Vollausstattung

„Die hier eingesetzten Pressen haben eine Vollausstattung“, betont Müller. Dazu zählt ein Direktantrieb über Keilriemen mit zwei 250 kW-Motoren. Das sorgt für einen besonders ruhigen Maschinenlauf und hohe Energieeffizienz bei der Pelletierung.

In der Presskammer befinden sich drei Koller, welche die Presskräfte gleichmäßig auf die Ringmatrize verteilen und in drei Richtungen ausgleichen. Dabei werden diese über Stehbolzen in ihrer Innentemperatur reguliert. Eine zentrale Schmieranlage schmiert die Lagerungen der Presse automatisch nach. An der Außenseite der Matrize werden die Pellets mit einem verstellbaren Multimesser auf eine gleichmäßige Länge zugeschnitten, sodass Überlängen gar nicht erst entstehen. Die Maschine steht auf acht neu entwickelten Schwingungsdämpfern, welche die Schwingungsübertragung innerhalb der Anlage gering halten.

Ein oberseits angebrachter Heberahmen ermöglicht einen schnellen und barrierefreien Austausch der wichtigsten Verschleißteile, wie Koller und Matrizen. Rückseitig ist an den Maschinen ein Wartungsantrieb eingebaut, welcher ein langsames Rotieren der Presswerkzeuge ermöglicht, um Service- und Reparaturarbeiten sicherheitskonform durchführen zu können.

„Die Zusammenarbeit ist mit dem Verkauf der Pressen noch nicht beendet“, erklärt Müller. Salmatec empfiehlt seinen Kunden eine jährliche Instandhaltung, ermutigt und unterstützt sie aber auch bei einfachen Wartungsarbeiten.

Ziegler Naturenergie

Standort: Pressath/DE
Inbetriebnahme: Oktober 2021
Kapazität: 225.000 t/J, in der 1. Ausbaustufe (im Endausbau rund 300.000 t/J)
Mitarbeiter : 25 (Dreischichtbetrieb)
Restholzeinsatz: rund 1,4 Mio. Srm Sägespäne, Hackschnitzel, Pinchips
Holzarten: Fichte (90%), Kiefer (10%)
Verkauf: lose Ware, Sackware, Big Bags an Pelletshändler, Großhandel in der Region
Zertifizierungen: PEFC, FSC, ENplus A1
Pressen: vier Pressen zu je 6,5 t/h, zwei weitere in Endausbaustufe
Bandtrockner: Leistung 240 Srm/h
Energiezentrale: Leistung 2 mal 6 MW
Projektkosten: Pelletsanlage und Energiezentrale rund 30 Mio. €