HS Timber Group

Kurze, direkte Förderwege

Ein Artikel von Philipp Matzku | 04.11.2021 - 09:06

Vier Jahre nach der Übernahme des zur Klausner-Gruppe gehörenden Standortes konkretisierte sich die Idee, mithilfe einer Pelletierung die Verarbeitungstiefe des Sägewerks der HS Timber Group auszubauen. Mehr als 1 Mio. fm Nadelholz wird in Kodersdorf jährlich eingeschnitten. Die Hobelkapazität beläuft sich auf 400.000 m3/J und die Trocknungskapazität auf 600.000 m3/J.

Im Spätsommer 2019 nahm man mit Rematec Kontakt auf und begann noch im Herbst mit der Planung der Pelletsanlage in zwei Ausbaustufen. Das beim Einschnitt anfallende Restholz (Hackschnitzel und Sägespäne) sollte einer bestmöglichen Wertschöpfung zugeführt werden. In der ersten Ausbaustufe werden die Pellets aus trockenen Hobelspänen, in der zweiten Phase darüber hinaus aus frischem Sägerestholz erzeugt.

Ausbau in zwei Phasen

„Im Frühjahr 2020 haben wir mit den Fundamentarbeiten für das Pelletsgebäude samt Lagerflächen begonnen. Bis Ende des Jahres waren dann zwei 4,5 t/h-Pressen von Salmatec mit einer Gesamtkapazität von 60.000 t/J installiert. Mit der bewährten Anlagenplanung von Rematec und hochwertiger Maschinentechnik konnte dieser erste Abschnitt in kurzer Zeit realisiert werden“, erläutert Lorenz Pfungen, Technical Manager bei der HS Timber Group. Im Altbestand stand bereits ein Hobelspansilo zur Verfügung. Schnecken und Trogkettenförderer transportieren dann das Hackgut zum Vierfach-Schneckenbehälter. „Der Behälter dient als Materialpuffer für die Pelletierung“, erklärt Johannes Samereier, Ansprechpartner für den Premiumkunden HS Timber Group bei Rematec. Dort trifft sich also das Material aus dem Hobelspan- sowie dem neu errichteten 2700 t-Trockenspansilo. Über einen Mühlenvorbehälter werden die Späne in eine der beiden Rematec-Hammermühlen des Typs HM 22.000 eingespeist. Die Mühlen sind vornehmlich für trockenes Material geeignet. Sie haben eine Siebfläche von jeweils 22.000 cm2 bei einer Leistung von bis zu 18 t/h je Mühle. „Die Lochgröße des Siebes steuert dabei die Größe der Holzfraktionen und man kann mit einer HM-Mühle drei Pressen bedienen“, informiert Samereier. Die Späne werden nach der Zermahlung mit Wasser und Stärke im Paddelmixer konditioniert und über drei Rohrschnecken in den Zentralbehälter (18 m3) transportiert. Dieser teilt das Material auf die Reifebehälter der Linien auf. „Der Reifebehälter verteilt mithilfe einer Schnecke das Material mit der gleichen Qualität und Menge auf die Pressen“, erläutert Samereier. Die patentierte Rematec-Kühlschnecke reinigt und kühlt anschließend die Presslinge. Alle neuen Anlagen von Rematec werden mittlerweile mit Schneckenkühlern ausgestattet. Die Presslinge verweilen rund elf Minuten in der Kühlschnecke und werden durch sehr langsam drehende Schnecken bereits während des Kühlvorganges befördert, was die Luftdurchströmung begünstigt. Jede Presse erhält ihren eigenen Kühler, der zur Optimierung der Qualität ganz genau temperatur- und feuchtigkeitsmäßig gesteuert wird. Zusätzlich ermöglicht die flache Bauweise eine kostengünstige und kompakte Aufstellung.

Ein Schwingsieb unterteilt in weiterer Folge die Fraktionen in fertige Pellets, Staub und Pellets mit Überlängen. Letztere werden in einem Rematec-Pelletscracker auf die passende Länge gebrochen und noch einmal gesiebt.

Innovative Technik

Die über 100-fach bewährte, patentierte und wegen ihrer Energieeffizienz prämierte RPM1000 nahm im Spätsommer ihren Probebetrieb in Kodersdorf auf. Mit über 65 m3/h Mahlleistung und einer installierten Motorleistung von 250 kW arbeiten bereits mehrere Reibplattenmühlen in den HS-Timber-Werken in Rumänien Die Mühle steht direkt bei der Sägehalle. Wenn aus der Säge mehr Material anfällt, als die Pelletierung verarbeiten kann, wird das Material zwischengelagert. Ein Radlader bringt dieses Material über eine Fremdaufgabe wieder in das System ein. „Dabei haben wir zwei Möglichkeiten: Die Hackschnitzel werden, so wie das Hackgut aus der Säge, in den vor der Mühle positionierten Vierfachschneckenkühler zum Zermahlen gefördert. Die Sägespäne werden an der RPM vorbei direkt auf die Förderstrecke aufgegeben“, erklärt Samereier. „Rematec findet immer sehr innovative Lösungen, wie auch die Bypasslösung über die Nebenaufgabe oder auch den Schneckenkühler. Das gesamte Restholz wird fast ohne Bodenkontakt oder Zwischenlager der Pelletierung zugeführt und ist dadurch sehr energieeffizient“, ist Thomas Kienz, kaufmännischer Werksleiter bei der HS Timber Group am Standort Kodersdorf, begeistert. „Je weniger das Restholz am Boden liegt, desto weniger Fremdstoffe sind in den Pellets. Das erhöht die Pelletsqualität deutlich“, ergänzt Samereier.

Ein rund 100 m langer Tubulator transportiert das Material dann in einen der beiden neu errichteten 2700 t-Nassspansilos. Eine Austragungsschnecke befüllt danach den Stela Bandtrockner. Das trockene Material wird dann in den Trockenspansilo gefördert. „Die Reibplattenmühle hat unsere Leistungserwartungen bei Tests sehr gut bestanden“, betont Kienz. „Im Falle der kompletten Auslastung der Förderkapazität am Standort ist noch Platz für eine zweite Mühle“, informiert Samereier.

Pellets für den deutschen Markt

„Bis dato wurden die anfallenden Sägenebenprodukte vom Standort aus verkauft. Zur Erhöhung der Wertschöpfung gingen wir den Weg, einen Großteil davon zu pelletieren. In der Endausbauphase haben wir drei Doppelpressenlinien mit einer Bruttoleistung von jeweils 4,5 t/h pro Presse sowie einer Gesamtkapazität von 198.000 t/J. Über einen Elevator werden die fertigen Pellets entweder in einen der drei 100 t-Tagessilos direkt zur Absackung oder in einen der beiden Pelletslagersilos transportiert. Wir können sehr variabel definieren, welches anfallende Restholz wir für die Pelletierung verwenden. HS Timber Group stellt ENplus A1-Premiumpresslinge überwiegend für den deutschen Markt her. Verkauft wird lose Ware oder 15 kg-Sackware an Zwischenhändler. Dabei werden bei der Produktion der Sackware Haubenstretchfolien des dänischen Verpackungsspezialisten Lachenmeier, Sonderburg, von oben über die Paletten gezogen. Die Folien werden vorher verschweißt und dank des Folienstretchers kann kein Wasser mehr eindringen, was wiederum deutliche Vorteile bei der Manipulation mit sich bringt“, betont Pfungen.

HS Timber Group

Standort: Kodersdorf/DE
Übernahme: 2015
Inbetriebnahme Pelletsanlage: Anfang 2021
Kapazität: 198.000 t/J
Mitarbeiter Pelletierung: 16 (Vierschichtbetrieb, 7-Tage-Woche)
Restholzeinsatz: Säge-, Hobelspäne, Hackschnitzel
Verkauf: in Deutschland; lose Ware, Sackware an Zwischenhändler
Zertifizierungen: PEFC, ENplus A1
Pressen: sechs Pressen zu je 4,5 t/h
Mühlen: zwei HM 22.000, eine RPM 1000 Reibplattenmühle
Silos: zwei Nassspan-, ein Trockenspan-, ein Hobelspansilo
Bandtrockner: Leistung 36,6 t/h
Energiezentrale: Leistung 2 mal 10 MW