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SWOT-ANALYSE ZU 75 JAHREN HOLZKURIER 

Holz ist komplexer Rohstoff

Ein Artikel von Holzkurier Redaktion | 10.11.2021 - 11:10
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Martin Bentele, Geschäftsführer, Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV), Deutsches Pelletinstitut (DEPI), Berlin © DEPV

Was sehen Sie als …

1) … die größten Stärken

2) … die größten Schwächen

3) … die größten Chancen

4) … die größten Risiken

für unsere Branche?

  1. Die größte Stärke der Pelletbranche basiert auf einem – dank der EU-weit in Deutschland größten Holzvorräte – breit verfügbaren Rohstoff (i. d. R. Sägerestholz). Die Pelletbranche kann daher in großen Mengen zu berechenbaren Kosten produzieren und zu nachvollziehbaren Preisen regional verkaufen – dies in Kombination mit einer für den jüngsten Holzenergieträger Pellets professionellen Marktdokumentation (Mengen, Preise...), was es für andere Holzenergiesortimente immer noch nicht gibt. Dazu kommt, dass der Energieträger Öl ein Auslaufmodell ist und es für den sinnvollen Heizungstausch in Bestandsgebäuden nicht viele Optionen gibt.
  2. Holz ist ein komplexer Rohstoff, dessen Standardisierung in homogenen Werkstoffen und Energieträgern einen hohen Aufwand bedeutet. Dies gilt auch für das Heizen mit Pellets. Die Wertschöpfungskette ist lang und von vielen, sehr unterschiedlichen Teilsektoren geprägt. Das bedeutet einen immensen Aufwand für die Daueraufgabe Qualitätssicherung, von der Produktion (Menge, Qualität) über den Handel (Logistik, Lagerung), Feuerungstechnik (Effizienz, Emissionsverhalten) bis zum Heizungsbauer (Zusammenspiel Kessel – Lager), wenn man beim Hausbesitzer als verlässliche und komfortable Option akzeptiert werden will. 
  3. Die Realisierung der politischen Klimaziele ist eine gesellschaftlich akzeptierte, unverzüglich anzugehende Aufgabe. Der allgegenwärtige Trend zur kompletten Elektrifizierung aller Energiemärkte, auch des Wärmemarktes, wird sich nicht zeitnah – wenn überhaupt jemals – umsetzen lassen. Die moderne (automatische) Holzenergie kann aufgrund der niedrigsten CO2-Vermeidungskosten – wenn nicht sogar Gewinne! – aller Energiesysteme mehr als eine Übergangstechnologie sein, sondern sich kontinuierlich einen Marktanteil von 10 bis 15 % am Wärmemarkt in Deutschland sichern.
  4. Das wenig professionelle Dachmarketing der Forstwirtschaft in Deutschland wird dazu führen, dass weiterhin Scharlatane das Bild vom deutschen Wald beim Verbraucher bestimmen, das von Stilllegung und Nutzungsverzicht geprägt ist. Dies wird eine ausreichende Bereitstellung von Holz infrage stellen – genauso wie die zunehmende strukturelle Schwäche im Forst (nachlassendes wirtschaftliches Eigentümerinteresse). Dazu kommt, dass moderne, automatische Holzenergie beim Thema Luftreinhaltung in Sippenhaft mit den von Hand betriebenen Holzöfen und Kaminen und ihrem schlechten Emissionsverhalten genommen wird. Auch das zunehmende Interesse der Energieversorger an Holzpellets als Kohleersatz in Kraftwerken birgt erhebliche Imagerisiken, wenn die hierzu notwendigen Pellets aus Übersee eingeführt würden, wo die Forstwirtschaft von der Umweltseite stark unter Beschuss steht.