Qualitätsprobleme mit Pellets sind als Thema heute weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden. Dabei ist es noch nicht lange her, dass im Heizungskeller zwischen Pellethandel und Heizungsbauern mit Inbrunst die Schuldfrage diskutiert wurde, warum der Kessel nicht lief – und Hausbesitzer sich ernsthaft fragten, ob die Entscheidung für Pellets richtig war. Diese Zeiten gehören der Vergangenheit an. Pelletheizungen bieten heute den von fossilen Feuerungen bekannten Komfortstatus. Der Hauptanteil an dieser Entwicklung gebührt neben der bekannt innovativen Feuerungstechnik dem 2010 erstmals an Produzenten und Händler verliehenen ENplus-Siegel. Seine Existenz beruhte auf der Einsicht, Qualitätsanforderungen nicht auf die Pelletherstellung zu begrenzen, sondern auf die gesamte Lieferkette auszudehnen.
ENplus am Markt etabliert
In Deutschland haben sich seit der Einführung des ENplus-Qualitätssiegels die Zertifikatnehmer bis Ende 2021 fast versiebenfacht © Deutsches Pelletsinstitut (DEPI)
„Gute Pellets herzustellen und zu labeln, ist wichtig, aber es reicht nicht aus“, sagt Martin Behr, ein an der ENplus-Entwicklung beteiligter Branchenexperte. „Entscheidend für den komfortablen Heizbetrieb ist die beim Kunden angelieferte Qualität. Deshalb muss der Pellethandel bei ENplus mit ins Boot und seine Prozesse bei Umschlag und Logistik dokumentieren. Nur dann kann man davon ausgehen, dass hochwertig produzierte Pellets in bestmöglicher Qualität beim Heizungsbetreiber ankommen.“ Falls es hier dennoch einmal Probleme geben sollte, bietet das ENplus-System dem Verbraucher zusätzlich ein integriertes Beschwerdemanagement.
Die Erfolgschancen für ENplus am Markt waren davon abhängig, dass sich die Branche auf breiter Basis mit dem neuen Zertifizierungssystem anfreunden würde – und es kam so. Das vom Deut-schen Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) in Kooperation mit dem Deutschen Biomasseforschungszentrum in Leipzig und proPellets Austria (pPA) entwickelte ENplus-Zeichen eroberte schnell die Märkte; vor allem in den Ländern, wo Pellets zur Wärmeerzeugung in kleinen und mittelgroßen Feuerungen eingesetzt werden, die auf hohe Qualität angewiesen sind. Neben Österreich und Deutschland ist dies vor allem in Italien und Frankreich der Fall. Heute tragen nahezu 100 % der in Deutschland produzierten Pellets das Zeichen – im Jahr 2021 immerhin über 3,3 Mio. t. In Österreich liegt die Zahl bei 1,5 Mio. t, was rund. 90 % der Produktionsmenge entspricht.
Visualisierung der Kompetenz
Überraschend hoch gestaltete sich die Affinität beim Pellethandel, wo sich der ENplus-Anteil in Deutschland aktuell auf rund 70 % der Handelsmenge erhöht hat. Dafür stehen aktuell 148 Energiehändler, die hierfür keinen geringen Aufwand betreiben. Neben umfangreichen Dokumentationen durch betriebsinterne Qualitätsmanager gehören auch Fahrerschulungen zum Pflichtprogramm. Für Emil Sopper von der BayWa, einem der größten deutschen Pellethändler, wird damit die Voraussetzung für zufriedene Kunden geschaffen: „Für uns ist das Siegel der beste Ausdruck eines fachmännischen, schonenden Umgangs mit der Ware und der Belieferung durch qualifizierte Fahrer. Die BayWa nutzt ENplus bewusst zur Darstellung ihrer Kompetenz als Pellethändler.“
Kesselhersteller mit im Boot
Transport und Anlieferung von ENplus-Pellets zum Heizungsbesitzer erfolgen durch qualifiziertes, speziell geschultes Personal © Deutsches Pelletsinstitut (DEPI)
Auch international ist ENplus eine Erfolgsgeschichte: Über 1200 Zertifikate werden aktuell in 47 Ländern weltweit vergeben, bei einer Produktionsmenge von über 14 Mio. t. Beate Schmidt-Menig, Geschäftsführerin Ökofen Deutschland und DEPV-Vorsitzende, sieht darin neben dem hohen Qualitätsstandard den großen Vorteil des Systems: „Alle namhaften Kesselhersteller aus Österreich und Deutschland sind auch international breit aufgestellt. Es ist äußerst vorteilhaft, den komfortablen Anlagenbetrieb nicht nur dort, sondern auch weltweit mit nur einem einzigen Zeichen in Broschüren, Handbüchern oder online zu empfehlen. Daher beteiligen wir uns in allen europäischen Pelletverbänden aktiv an der Einführung, Weiterentwicklung und Bekanntmachung von ENplus.“ Das sieht auch Michael Pfeifer so, international aktiver Sägewerksbesitzer und Obmann bei proPellets Austria: „Als Pelletproduzent kann ich mir kein besseres Zeichen wünschen als ENplus, das die gesamte Wertschöpfungskette integriert und dazu noch in Ländern, in die wir exportieren, bekannt ist und geschätzt wird.“