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Österreich

Mehr Produktion als Verbrauch

Ein Artikel von Philipp Matzku | 07.06.2022 - 13:44

Aus Sicht des Verbandes sind vier Aspekte für die Preiserhöhung verantwortlich:

1) der Anstieg der Produktionskosten

2) die steigende Nachfrage nach Pelletsheizungen

3) verstärkte Pelletsnutzung in Kraft-Wärme-Kopplungs (KWK)-Anlagen in Europa

4) der Krieg in der Ukraine

Produktionskosten und Nachfrage

Laut Recherchen von proPellets sind die Produktionskosten bei Pellets um rund 40 % gestiegen. Der Sägespänepreis lag im April zwischen 13,5 bis 14,8 €/Srm. Das ist eine Verdoppelung zum Vorjahr. Der Preis von Stärke, einem Presshilfsmittel bei der Pelletierung, hat sich im Jahresabstand ebenso dupliziert. Außerdem gab es Kostensteigerungen bei Ersatzteilen, Verpackungsmaterialien, Strom und Transportkosten zu den Kunden. Kesselhersteller profitieren vor allem in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien von einer erhöhten Nachfrage der Haushalte nach Pelletsheizungen. Einige Hersteller, wie Herz oder Windhager, haben ihre Kapazitäten ausgebaut, um auf den internationalen Bedarf zu reagieren. 2021 war der weltweite Mehrbedarf 1,8 Mio. t und für heuer rechnet der Verband, auch als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine, mit einer Beschleunigung der Umstellung von Öl und Gas auf Pellets und einem neuerlichen globalen Bedarfsplus von 2,5 Mio. t.

Faktor Kraftwerke

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© proPellets Austria/Holzkurier

2021 lag der weltweite Pelletsverbrauch bei 45 Mio. t. Rund die Hälfte der in Europa jährlich genutzten 34 Mio. t wird in Kraftwerken, vor allem in Großbritannien, Dänemark und den Niederlanden, für die Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. Aufgrund der hohen Preise für Kohle und Emissionszertifikate wurde es für die Kraftwerke wirtschaftlich attraktiv, mehr Pellets als bisher einzusetzen sowie zusätzliche Mengen aufzukaufen. „In den Niederlanden gibt es einige sogenannte Co-Firing-Kraftwerke, also Kraftwerke, welche sowohl Kohle als auch Pellets verheizen können, oft auch gleichzeitig. Wenn es, wie aktuell, eine Rohstoffverknappung bei Pellets gibt, verbrennen die Kraftwerke eben wieder mehr Kohle“, informiert Christian Rakos, Geschäftsführer bei proPellets Austria und Präsident der World Bioenergy Association bei der Pressekonferenz am 1. Juni. Eine Idee wäre es im umgekehrten Fall, diese an den Wärmemarkt zu verkaufen.

Der Ukrainekrieg

Der Krieg in der Ukraine hat zu einer erheblichen Unterbrechung der Pelletslieferungen geführt. Rund 3,2 Mio. t haben Belarus, Russland und die Ukraine nach Europa exportiert, davon 50 % an Kraftwerke in den Niederlanden, in Dänemark und Großbritannien. „Österreich ist von dem Importstopp nicht unmittelbar betroffen, aber der Lieferausfall führt in vielen Ländern zu einer Verknappung und zu Preissteigerungen, welche sich auch auf die Nachbarländer auswirken“, betonte Rakos.

Teurer, aber wirtschaftlich

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© proPellets Austria/Holzkurier

Pelletspreise waren über viele Jahre sehr konstant und sind erst in den vergangenen Monaten so deutlich in die Höhe gegangen. Der Heizölpreis unterlag in den vergangenen 20 Jahren mehr Schwankungen, die aber nach Rakos´ Meinung keinen Einfluss auf den Pelletspreis hatten und haben. „Trotz der steigenden Pelletspreise ist die Kostenersparnis beim Umstieg von fossilen Brennstoffen auf Pellets enorm. Wer heute für den kommenden Winter Pellets einkauft, zahlt bei einem Bedarf von 30.000 kW 2055 € für Pellets, für Heizöl 4179 €. Erdgas würde 2838 € kosten“, betonte Rakos. Der Pelletsexperte geht nicht davon aus, dass die Preise im Sommer saisonbedingt zurückgehen, und empfiehlt für den kommenden Winter, die Pellets zeitnah zu bestellen, aber auch nicht mehr zu kaufen, als benötigt wird. Rakos sprach in dem Zusammenhang von dem „Klopapier-Effekt“, den man von den Hamsterkäufen während der Lockdowns der vergangenen zwei Jahre kennt.

Pelletsbranche investiert

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© proPellets Austria/Holzkurier

Aufgrund der inländischen Produktion ist der Preisanstieg in Österreich geringer als in Deutschland oder der Schweiz, ein Preisrückgang ist aber aus Sicht von pro-Pellets Austria nicht in Sicht, da Pellets in ganz Europa knapp sind. In den nächsten zwei Jahren werden in Österreich elf neue Pelletierwerke eröffnet, allein heuer neun (Heuer +25% Pelletsproduktion). Die Pelletsproduktion wird laut Prognose des Pelletsverbandes bis 2026 um 1 Mio. t auf 2,6 Mio. t/J steigen. Der Inlandsverbrauch wird in fünf Jahren bei 1,9 Mio. t/J zu liegen kommen, also nur noch 700.000 t/J weniger, als produziert wird. „Es wird in Österreich auch bei erhöhter Nachfrage und stark steigenden Verkäufen von Pelletsheizungen genügend Pellets geben“, betont man. „Bei der Pelletierung und Spänetrocknung werden fast ausschließlich erneuerbare Energien genutzt, vor allem kein Gas. Auch das Thema Feinstaub ist bei der Pelletsproduktion komplett irrelevant“, sagte Rakos.

Versorgungssicherheit

Aus Sicht von proPellets Austria gibt es in Europa auch noch genügend Rohmaterial zur Pelletierung. In Österreich werden nur 73 % des nachwachsenden Holzes genutzt. Gerade bei den Durchforstungsrückständen (80 Mio. fm) und der verbesserten Waldpflege gibt es aus Verbandssicht unter den heutigen Preisbedingungen noch genügend nicht genutztes Potenzial.

„60 % der erneuerbaren Energien kommen in Europa aus der Bioenergie. Gerade auf landwirtschaftlichen Flächen ist es möglich, extensiv nachwachsende Rohstoffe wie beispielsweise Stroh, zu produzieren“, lässt Rakos wissen.