„Ziel der EU ist es, mittel- und langfristig Bioenergie nur dann zu nutzen, wenn sie wirklich benötigt wird – etwa zur Netzstabilisierung oder in Kombination mit anderen erneuerbaren Energiesystemen sowie Elektrizität zur Wärme- und Kühlversorgung. Dabei muss sichergestellt werden, dass aus der gleichen Menge Biomasse mehr Bioenergie gewonnen wird“, betonte Dr. Biljana Kulisic von der EU-Kommission auf der 33. Europäischen Pelletskonferenz in Wels vergangene Woche.
2022 betrug der Anteil der Bioenergie an den erneuerbaren Energien in der EU 144 Mio. t oder 58%. Davon entfielen 70% auf feste, 16% auf gasförmige und 11% auf flüssige Biomasse. In der Industrie wird zu mehr als 80 % feste Biomasse eingesetzt.
Pellets aus der Land- und Plantagenwirtschaft
Viel Potenzial für Agropellets: Die Holzpelletswerke Kanadas sind nicht unbedingt dort, wo der Bedarf am größten ist. Agropelletswerke könnten die Lücke schließen © Jean Blair, 2019
Ein Ziel der EU-Kommission ist es laut Kulisic, den Schwerpunkt von Holzbiomasse hin zu Biomasse mit kürzeren Kohlenstoffkreisläufen zu verlagern – also Holz- beispielsweise durch Agropellets zu ersetzen oder zu ergänzen. Dies sei jedoch nicht sehr realistisch, war auf der Konferenz in Gesprächen mit Branchenvertretern zu hören. Die Herstellung von Agropellets, meist aus Stroh, sei zwar möglich, aber kostenintensiv. Zudem hänge die Wirtschaftlichkeit stark von der Materialqualität ab, und Kessel würden durch Agropellets deutlich stärker beansprucht als durch Holzpellets. Ein Vorteil zertifizierter Holzpellets sei ihre Homogenität, hohe technische Qualität und der geringere Verschleiß der Brennkammern im Vergleich zu den Pellets aus der Landwirtschaft.
Dass der Einsatz von Agropellets funktionieren und wirtschaftlich sinnvoll sein kann, zeigt eine Studie von Prof. Dr. Shahabaddine Sokhansanj, University of British Columbia, in den landwirtschaftlich geprägten Provinzen Zentralkanadas – einer Region mit wenig Wald und nahezu keiner Holzpelletsproduktion. Aufgrund der großen Distanzen ist der Transport von Holzpellets, beispielsweise von der Westküste nach Manitoba, Alberta oder Saskatchewan, wirtschaftlich nicht sinnvoll. Kanada produziert jährlich 94 Mio. t Feldfrüchte, wovon rund 20% (19 Mio. t) der Ernterückstände (Blätter, Stängel) bioenergetisch genutzt werden können. Sokhansanj beziffert die Kosten (ohne Trocknung) von der Ernte über Lagerung und Transport bis zur Bioraffinerie auf 86 CAD/t (55 €/t).
Eine weitere Alternative sind Pellets aus Plantagenwirtschaft. Biomass Trust bietet die Möglichkeit, zertifizierte, nachhaltig produzierte und chlorfreie Eukalyptus-Pellets aus Brasilien in die EU zu importieren. Das US-Unternehmen hat eine patentierte Methode zur Eliminierung schädlicher Chloremissionen während der Verbrennung entwickelt. Geplant sind zunächst 120.000 t/J mit einer möglichen Steigerung auf bis zu 400.000 t/J, welche von 32 brasilianischen Produktionsbetrieben geliefert werden. „Die Umtriebszeit von Eukalyptus beträgt nur fünf bis sieben Jahre, die CO₂-Absorption ist hervorragend, und die Produktionskosten sind mit 5 bis 11 US-$/t im Vergleich zu Kiefer (32 bis 48 US-$/t) deutlich günstiger. Wir sind die Zukunft des Holzpelletssektors“, erklärte Biomass Trust-Geschäftsführer Dr. Javier Farago Escobar selbstbewusst.
Italienischer Markt erholt sich
Vor allem im Süden Italiens ging der Bedarf und damit auch der Verkauf von Pellets in den vergangenen fünf Jahren zurück © AIEL
Italien muss die Hälfte seines jährlichen Pelletsbedarfs (davon 85 % Sackware) importieren. Hauptlieferland ist Brasilien, gefolgt von Österreich und Deutschland. Die Zahl der Lieferländer nimmt insgesamt ab, während der Anteil Brasiliens stetig steigt. Vor rund drei Jahren hat Brasilien Österreich und Deutschland als Hauptlieferländer von zertifizierten Pellets überholt. Vor allem aus Deutschland importierte Italien 2024 deutlich weniger als in den Vorjahren. „Willkommen zurück, normaler Markt“, bekräftigte Dr. Matteo Favero vom italienischen Agroforst-Energieverband (AIEL). Der Bedarf habe sich 2024 im Vergleich zum Vorjahr wieder etwas erholt und Qualität spiele erneut eine größere Rolle – auch wenn der Anteil nicht zertifizierter Pellets in Italien weiter wächst. „Die österreichischen Pelletsproduzenten dürfen sich freuen“, so Favero. Die Zahl der Lieferanten sank von 289 (2022) auf 233 (2023) und weiter auf 187 im Vorjahr. Gleichzeitig gibt es weniger reine Händler, während die verbleibenden Lieferanten größere Mengen bereitstellen.