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Außenwände sind auch nicht alle gerade © ArtRock

Schiefe Wände

Ein Artikel von DI (FH) Florian Strauß | 19.03.2008 - 16:48
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Außenwände sind auch nicht alle gerade © ArtRock

Zum ersten Mal das Gebäude zum Sportgerät hat Art Rock Climbing Systems, Jenbach, mit der neuen Rosenheimer Kletterhalle geliefert. Bisher wurden vom Hersteller von Klettergriffen und -wänden diese auf vorhandene Hallenwände gesetzt. Auf Unterkonstruktionen montierte man dann die Kletterpaneele aus beschichteten Birkensperrholzplatten.

Komplexe Wände

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Verwinkelte Geometrie im oberen Wandbereich der Rosenheimer Kletterhalle © ArtRock

In Rosenheim wurde nun erstmals ein neu entwickeltes Konzept angewandt. Das Ständerwerk der Holzbauwände geht nahtlos in die Unterkonstruktion der schrägen und verwinkelten Kletter-Ebenen über. Die Sperrholzplatten mit den eingebohrten Gewindemuffen für die Klettergriffe bilden die innere Beplankung der Wände. "Das hilft Platz sparen, der für die Gäste der Halle und vor allem die Hallenbesitzer kostbar ist", erklärt Stefan Fürst. Der ehemalige Weltklasse-Kletterer ist für Planung und Beratung bei Art Rock verantwortlich.
Das Tiroler Unternehmen lieferte außer den Kletterpaneelen und den Griffen die Arbeitsvorbereitung inklusive der Maschinendaten für den CNC-Abbund der Riegelelemente. Man arbeitet dafür mit der CAD/CAM-Software VisKon von Weto, Tittling/DE. "Für derart komplexe Fachwerkstrukturen kommt momentan kein anderes Programm in Frage", ist Fürst überzeugt. Die statischen Berechnungen führte das Ing.-Büro Georg Gramshammer, Rosenheim, durch.
Die abgebundenen Riegel wurden auf der Baustelle zu bis zu 16 m langen Wandelementen verbunden. Durch Zusammenfügen der Elemente entstand das Hallengerüst, auf dessen Innenseite die 3 m mal 1,5 m großen Sperrholzplatten bauseits zugeschnitten wurden. Den Abbund der Riegel führte Holzbau Georg Rottmüller, Bad Aibling/DE, aus. Die Kooperation mit Art Rock besteht seit eineinhalb Jahren. Die ungewöhnliche Wandkonstruktion habe man in Zusammenarbeit entwickelt. "Wie beim Klettern muss man sich manchmal gemeinsam auf unbekanntes Terrain wagen", meint Fürst. Die Montage wurde von zwei Zimmerern von Rottmüller geleitet und dauerte drei Wochen.

Passende Knoten

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Knotendetails: Stahlbleche und WS-T Stabdübel © ArtRock

Als Verbindungsmittel für die Knotenpunkte der Fachwerkkonstruktion verwendete man Schlitzbleche und selbstbohrende Stabdübel WS-T von SFS intec, Oberursel/DE. Hierfür wurden die Riegel beim Abbund nur geschlitzt und auch die Bleche nicht vorgebohrt.
Bei der Montage wurden mit Hilfe einer Schablone und einem speziellen Setzgerät von SFS intec die Stabdübel direkt durch Holz und Stahlplatten gebohrt. "Das erleichterte die Montage enorm", berichtet Fürst. "Alles passte genau, nichts musste nachgebessert werden." 3000 Stabdübel wurden in der Konstruktion verbaut.

Viel Verschnitt

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Stefan Fürst hat 800 verschiedene Griffe auf Lager © DI (FH) Florian Strauß

Durch die Anpassung der Kletterpaneele vor Ort entstehen 30% Verschnitt. In den Paneelen steckt bereits viel Vorarbeit wie Zuschnitt, Beschichtung, Bohren des Lochgitters und Einbringen der Gewindemuffen. Um den dadurch schwer wiegenden Verschnitt zu minimieren ist für die Zukunft ein CNC-gesteuerter Elemente-Zuschnitt angedacht. Noch fehlen dafür die Maschinen und die Software, aber man hat diese Option bereits ins Auge gefasst.
Geschäftsführer Ing. Peter Schiestl vereint drei Unternehmen unter einem Dach: KPS Kunststoff, KWS Wellnessanlagen und Art Rock Climbing Systems. So wurde die Kletterhalle Rosenheim aus demselben Haus auch mit einem Wellnessbereich ausgestattet.
"Momentan besteht großer Bedarf an Kletterwänden und auch -hallen", berichtet Fürst. Hier sieht er eine große Chance für die Holzbauweise. Gerade im Kletterer-Milieu spiele der Naturbezug eine große Rolle. "Die Atmosphäre und das Klima in der Rosenheimer Halle sind einzigartig", schwärmt Fürst.

Kletterhalle Rosenheim

Spatenstich:20. Juni 2007
Eröffnung der Halle:24. November 2007
Grundfläche550 m²
Höhe15 m
Kletterfläche1400 m²
Projektkosten1,8 Mio. €