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Vom Sau- zum Schaustall
Ein Haus im Haus schafft neuen Raum in alter Hülle
Ein Artikel von DI Christoph Pfemeter | 06.01.2009 - 00:50
Um einen alten Schweinestall zu renovieren, ging man in Ramsen/DE neue Wege. In die alte steinerne Gebäudehülle wurde ein neues Gebäude aus Furniersperrholz eingesetzt. Aus der ehemaligen Schweineherberge wurde so ein Ausstellungsraum, der auch als Gruppenarbeitsraum genutzt wird.
Der 1780 erbaute Schweinestall wurde im 2. Weltkrieg beschädigt und wartete seither auf seine Renovierung. Zwischenzeitlich wurde er als Müllsammelstelle genutzt. Nachträglich angebrachte Zubauten und Vordächer taten ihr Übriges, das Häuschen zu entstellen. Um die alte Struktur zu bewahren und die alten Mauern mit Leben zu füllen, entschied man sich, ein Haus im Haus zu bauen. Dazu wurden aus wasserfest verleimten Furniersperrholztafeln zwei Boxen vorgefertigt und mittels Kran in die alte Außenmauer eingelassen. „Die Form des Hauses wird von der eingesetzten Holzschale ergänzt. Die Schale ist als autonomes Holzhaus geplant und präzise wie ein Futter in die alten Gemäuer eingesetzt, berührt aber an keiner Stelle den Bestand”, beschreibt Architekt Martin Naumann von Fischer Naumann Architekten, Stuttgart, sein Projekt. Zwischen altem Mauerwerk und neuer Holzwandung besteht eine Fuge, die in der Regel nur 8cm breit ist. Diese Fuge ist auch im Gebäudeeingang sichtbar. Der Besucher durchschreitet zuerst die alte Gebäudehülle und steht dann vor der neuen Holzschale, um diese ebenfalls zu betreten. „Mit dem Überschreiten der Fuge soll der Übergang vom Alten ins Neue symbolisiert werden”, sagt Naumann.
Über altes und neues Bauwerk wurde ein Dach gesetzt. Das Dach mit Dachrand aus einfach gekantetem Blech und Dachdeckung aus beschieferten Dachbahnen schwebt förmlich über dem ruppigen Mauerwerk. Das alte Gemäuer bildet eine schützende Schicht um die empfindliche neue Holzhaut, die so gegen mechanische Belastung abgeschirmt wird. Gleichzeitig schützt das neue Dach die alten Mauern vor weiterem Verfall. Die Anordnung der Fenster wurde vom alten Mauerwerk übernommen und praktisch auf die Innenhaut projiziert. Um die Innenwände von außen sichtbar zu machen, sind die Fenster etwas kleiner als die Fensteröffnungen der Außenwand ausgeführt. Durch die ungewöhnlichen Proportionen und Positionen der Fenster wird der Altbestand auch im neuen Innenraum erkennbar. „Das Alte erhält ein neues Gesicht und schafft im Zusammenspiel mit dem Neuen etwas Drittes, das eigenständig zu denken ist, keine Rekonstruktion, keine aus dem Nichts entstandene Neuerfindung”, erklärt Neumann seine Sichtweise des Objektes, das mit dem AR-Award ausgezeichnet wurde.
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