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Wiener Holzschutztage: 100 Teilnehmer informierten sich über Instandhaltung, Sanierung und Schädlingsbekämpfung bei Holzkonstruktionen © HFA

Verbesserter Klang dank Pilzen

Ein Artikel von DI Johanna Schnaubelt (für Timber-Online bearbeitet) | 10.01.2012 - 16:26
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Wiener Holzschutztage: 100 Teilnehmer informierten sich über Instandhaltung, Sanierung und Schädlingsbekämpfung bei Holzkonstruktionen © HFA

Ein Bogen von historischen und denkmalgeschützten Gebäuden bis hin zum modernen Holzbau wurde anlässlich der Wiener Holzschutztage am 1. und 2. Dezember in Wien gespannt. 100 Interessierte aus dem In- und Ausland folgten der Einladung der Holzforschung Austria (HFA), Wien. Die Teilnehmer aus chemischer Industrie, Holzbau und Bauwirtschaft diskutierten über Instandhaltung, Sanierung und Schädlingsbekämpfung bei Holzkonstruktionen.
Im ersten Schwerpunkt wurden die Arten und Lebensweisen von Holzschädlingen thematisiert. Dr. Uwe Noldt, vTI – Institut für Holztechnologie und -biologie Hamburg, zeigte einen Einblick in die Welt der Holz zerstörenden Insekten. Bei vielen Kulturgütern in Osteuropa, für deren Erhaltung keine finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, fehlt noch das Bewusstsein für das Ausmaß und das Fortschreiten von Schäden durch Holz zerstörende Insekten. In westeuropäischen Museumsprojekten ist man dank integriertem Befallsmanagement weitestgehend davor geschützt.
Dass Pilze nicht nur Schädlinge in der Holzanwendung darstellen, sondern auch in technischen Prozessen gezielt als Nützlinge eingesetzt werden können, berichtete Univ.-Prof. Francis Schwarze, ENPA, St. Gallen/CH. Er informierte über Anwendungen, bei denen Pilze und Bakterien zur Verbesserung der Tränkbarkeit von Vollholz eingesetzt werden können. „Aufgrund des hohen Preises der Vorbehandlung mit Pilzen fehlt in diesem Bereich noch die praktische Umsetzung der entwickelten Verfahren“, erklärte er. Bei der Klangholzherstellung mit verbesserten Eigenschaften für den Geigenbau ist der hohe Preis jedoch gerechtfertigt und Schwarze zeigte auf musikalische Weise die Verbesserung der Klangqualität einer Geige durch Pilzvorbehandlung des Holzes.
Zum Thema Instandhaltung referierten Dr. Guido Hora, WKI Braunschweig, Dr. Roland Baumstark, BASF, Dipl.-HTL-Ing. Michael Truskaller, HFA, Dr. Gerhard Grüll, HFA, und Dr. Josef Theo Hein, Dyrup Mönchengladbach. Letzterer gab seine Erfahrungen für anstrichtechnische Instandhaltungs- und Renovierungsarbeiten bei Holz wieder. Hein zeigte für verschiedene Anwendungsbereiche die notwendigen Maßnahmen zur Instandhaltung von Beschichtungen. Dies umfasste auch einen Ausblick auf Instandhaltungstechniken in Japan, wo Beschichtungen regelmäßig mit Leinölfirnis behandelt werden.
Grüll empfahl, um Folgeschäden von Hagelschlag an beschichteten Holzbauteilen zu vermeiden, einen frühzeitigen Wartungsanstrich, noch bevor sichtbare Schäden auftreten. Er berichtete über die Entwicklung eines Hagelindikators, der nach solchen Ereignissen für den Nutzer ein erkennbares Signal für notwendige Kontroll- und Wartungsmaßnahmen der Beschichtung anzeigt. Die HFA verfolgt im Entwicklungsprojekt zwei Lösungsansätze, bei denen viele Herausforderungen der Temperatur- und Witterungsbeständigkeit bereits gelöst wurden.
Der zweite Veranstaltungstag stand ganz im Zeichen der Sanierung. Architekt Dr. Friedmund Hueber, Wien, widmete seinen Vortrag den unterschiedlichen Anforderungen des Denkmal- und Ortsbildschutzes an den Umgang mit Holzbauteilen. Er gab Einblick in die Organisation in Österreich und spannte einen Bogen von der Wiedererichtung der Celsus-Bibliothek in Ephesos/TR bis zur typischen wienerischen Architektur der Gründerzeitbauten, die einen Schwerpunkt in der Sanierungsbranche in Wien darstellen.
DI Florian Tscherne, HFA, berichtete aus der aktiven Gutachtertätigkeit im Bereich der Bauschadensanalyse an Holzkonstruktionen, in der mehr als 100 Objekte pro Jahr bearbeitet werden. Er beschrieb Methoden zur Beurteilung der Schädigung und Resttragfähigkeit von Decken- und Dachkonstruktionen aus Holz sowie deren Dokumentation als Grundlage für statische Berechnung und Sanierungsmaßnahmen. Dies umfasste die direkte Begutachtung von freigelegten Holzteilen und zerstörungsarme Methoden, wie beispielsweise die bautechnische Endoskopie und Holzfeuchtemessungen in geschlossenen Deckenkonstruktionen.