VOC aus Innentüren

Ein Artikel von Christina Fürhapper, HFA | 08.09.2017 - 08:36

Emissionen aus Bauprodukten tragen wesentlich zur Innenraumluftqualität in Wohnräumen bei. Die Forderung nach schadstoffarmen Produkten ist daher leicht nachvollziehbar. Auch Türen sind Raumkomponenten, deren Emissionen in diesem Kontext zu berücksichtigen sind. Dabei handelt es sich vorwiegend um flüchtige organische Verbindungen (VOC) und Formaldehyd. Diese können je nach Art und Konzentration zur Beeinträchtigung des Wohlbefindens und zu gesundheitlichen Beschwerden führen. Die Emissionsprüfung ist daher ein wichtiger Bestandteil der Zulassung von Bauprodukten und der Vergabe umweltrelevanter Prüfzeichen.

Die Holzforschung Austria beschäftigt sich seit Langem mit Emissionsprüfungen an Innentürelementen, welche meist aus einer Kombination von Holz und Holzwerkstoffen bestehen. Neben diesen leisten eingesetzte Klebstoffe und die Ausführung der Oberfläche signifikante Beiträge zur Gesamtemission. Etwaige Dichtungen oder Brandquellstreifen können ebenfalls Emissionsanteil haben. Will man realistische Prüfergebnisse erhalten, ist eine umfassende Berücksichtigung der komplexen Produktmatrix unumgänglich.

In der Regel wird eine Emissionskammerprüfung nach der europäischen Prüfmethode CEN/TS 16516 durchgeführt. Ein für das Gesamtelement repräsentativer Türenabschnitt wird für einen Zeitraum von 28 Tagen in einer Prüfkammer untersucht. Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit und Luftgeschwindigkeit an der Probenoberfläche sind genau definiert. Die flächenspezifische Luftdurchflussrate q (m³/m²h) ergibt sich aus dem Volumen der Prüfkammer, der Fläche des eingebauten Probenmaterials und dem gewählten Luftwechsel. Ausgehend vom Europäischen Referenzraum gemäß CEN TC 351, entspricht ein Fläche-zu-Volumen-Verhältnis von 0,05 m²/m³ dem realistischen Expositionsszenario einer Tür. Bei einem Luftwechsel von 0,5 pro Stunde ergibt sich daraus eine flächenspezifische Luftdurchflussrate von q = 10, welche bei Standard-Emissionsprüfungen üblicherweise angewandt wird. Dient die Prüfung der Erlangung eines Umweltzeichens, so ist die Probe im Sinne eines Worst Case-Ansatzes bei strengeren Bedingungen zu exponieren. Während der Blaue Engel (RAL UZ 176) ein q = 2 fordert, werden Türen beim Österreichischen Umweltzeichen in der Richtlinie UZ 06 für Möbel abgedeckt, die für alle eingeschlossenen Produkte eine einheitliches q von 1 festlegt. Bei Baubook fallen Innentüren in die Kategorie Holzwerkstoff-Produkte und sind damit bei einem maximalen q = 1,25 zu prüfen. Das deutsche Sentinel Haus Institut hat Türen in die Anforderungen für Holzwerkstoffe und Ausbauplatten integriert, was q = 0,5 bedeutet.

Da die gewählten Prüfbedingungen das Prüfergebnis maßgeblich beeinflussen, ist diese Situation denkbar unbefriedigend. Obwohl ein Produkt, das den Blauen Engel trägt, trotz unterschiedlicher Anforderungen von den anderen Systemträgern meist anerkannt wird, sind Prüfergebnisse nur schwer miteinander vergleichbar. Eine Vereinheitlichung der Prüfkriterien ist daher dringend notwendig.