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Die Hundegger-Speed-Cut ist bekannt für den präzisen Zuschnitt von Holzbauteilen, etwa für Holzständerwände © Kathrin Lanz

Hundegger

Von der Staffel  bis zum 3 t-Binder

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 29.12.2017 - 08:11
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Geschäftsführer Bodo Mierisch  steht seit 2003 gemeinsam mit Martin Opitz an der Spitze des Unternehmens © Kathrin Lanz

Elf sechs- bis siebenstöckigen großvolumigen Hochhäusern setzte man in Berlin-Kreuzberg jüngst jeweils ein Staffelgeschoss in Holztafelbauweise auf. Dabei handelte es sich um einen Holzbauauftrag im siebenstelligen Eurobereich. Wenige Kilometer entfernt, in Neuruppin/DE, wurde vor Kurzem ein fünfgeschossiger Holzhybrid fertiggestellt. Dieser genügt hohen architektonischen Ansprüchen. In Köln wird ab 2018 an einem fünfgeschossigen Wohnbau inklusive Brettsperrholz-Stiegenhaus gebaut – ein Bauvorhaben, das deutschlandweit seinesgleichen sucht. Drei Baufelder, drei Facetten eines Unternehmens: Opitz Holzbau, Neuruppin, versteift sich nicht, was die Auswahl der Aufträge betrifft. In der Fertigung ist der Brandenburger Betrieb jedoch konsequent – seit Jahren setzt das Unternehmen auf den Maschinenhersteller Hundegger, Hawangen/DE.

Nagelplattenbinder-Produktion

Schon 1940 legte Willy Opitz den Grundstein für das heutige Holzbauunternehmen. Er war einer der ersten, der den „Vorratsbau“ betrieb und sozusagen als Bauträger agierte. Auch die heute noch von Opitz Holzbau praktizierte Schottenbauweise stammt von ihm. Dabei werden die Lasten von tragenden massiven Schotten (Scheiben) abgetragen. Dadurch sind die hölzernen Außenwände von ihrer statischen Leistung befreit. Ab 1960 verfügte man über ein eigenes Sägewerk in Mechernich, um den eigenen Holzbedarf zu decken. Opitz agierte also definitiv als Vorreiter in der Branche.
Allerdings starb der Unternehmensgründer früh und seine beiden Söhne, Roland und Martin Opitz, sowie seine Frau Annemarie übernahmen das Zepter. 1992 kommt es nach brüderlichen Unstimmigkeiten, die heute ad acta gelegt wurden, zur Abspaltung der Abteilung Nagelplattenkonstruktion aus dem väterlichen Betrieb. Martin Opitz, der über eine Tischler- und Zimmererausbildung verfügt, gründet Opitz Holzbau in Mechernich und Neuruppin und startet mit nur fünf Mitarbeitern. Heute steht man bei 70 Beschäftigten in Neuruppin.

Investitionssumme von 4,5 Mio. €

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Produktionsstandort Neuruppin: Die Hausbauhalle ist links, die Dachfertigung rechts zu sehen © Opitz Holzbau

Vorerst konzentrierte man sich auf die Nagelplattenbinder-Produktion und die reine Dachfertigung. 1995 kam die Hausfertigung hinzu. Zweitere macht derzeit 35 bis 40 % des Umsatzes aus. „Tendenz steigend“, konstatiert der Geschäftsführer, Bodo Mierisch.
Diese steigende Tendenz sowie veränderte Kundenansprüche machten eine Reaktion in Bezug auf die Produktionsfläche und den Maschinenpark notwendig. 4,5 Mio. € investierte Opitz 2016 und 2017 deshalb in Standorterweiterung und Produktionsanlagen. Bereits 2007 entstand eine hochmoderne Produktionshalle für die Dachfertigung – „in Holzbauweise, versteht sich“. Nach dem neuen Bürobau 2012 folgte 2017 der jüngste Neubau. Gleich neben der „Zukunftsfabrik 1“ – so wird die erste große Halle genannt – entstand die „Zukunftsfabrik 2“, die Hausbauhalle. „Wir haben uns ständig weiterentwickelt – und die Produktionsflächen sowie die -anlagen mit uns“, hält Mierisch fest.
Aufgrund guter Zusammenarbeit und positiver Erfahrungen ging man mit Hundegger den Weg der konsequenten Partnerschaft. „Im Laufe der Jahre haben wir an die 20 Abbundmaschinen bei Hundegger geordert“, erinnert sich der Bauingenieur, der bereits 1996 als Statiker ins Unternehmen kam. „An Hundegger schätzen wir, dass sich die Entwickler nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern ständig an Verbesserungen forschen. Mit unserer K2i-1250 verfügen wir über das mit Abstand Innovativste, was derzeit am Abbundmarkt unterwegs ist“, spricht der Geschäftsführer aus tiefster Überzeugung.

Wir verfügen mit der K2i-1250 über das mit Abstand Innovativste, was am Abbundmarkt unterwegs ist.


Bodo Mierisch, Opitz Holzbau

K2i krönt den Maschinenpark

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Alleinstellungsmerkmal:  Im norddeutschen Raum ist diese Abbundanlage K2i die größte ihrer Klasse © Kathrin Lanz

Die Abbundanlage K2i-1250 bewältigt Holzbauteile mit Breiten von bis zu 1,25 m und bis zu 18 m Länge bei Stärken von bis zu 300 mm. „Diese Investition war dem wachsenden Bedarf an Speziallösungen geschuldet. In Norddeutschland sind wir der erste Betrieb mit einer solchen Anlage überhaupt.“ Bauteile gehen in einem Durchlauf durch die Sechs-Achs-Bearbeitung, ohne sie wenden zu müssen. Mierisch zeigt sich sichtlich beeindruckt: „Damit bewältigen wir Holzbauteile mit bis zu 3 t. Das muss man sich einmal vorstellen.“
Mit dieser Maschine sind jetzt auch komplexe Bearbeitungsschritte rasch erledigt. Zudem entwickelt Opitz Holzbau im Moment ein neues Deckensystem, um das Schallschutzverhältnis bestimmter Bauteile zu verbessern. Der sogenannte Opitz Power Floor (OPF) soll im mehrgeschossigen Wohnbau zum Einsatz kommen. Die Fertigung dieser Novität obliegt künftig der K2i-1250. „Derzeit fahren wir mit ihr keine Vollauslastung. Das muss sich erst einspielen. Aber generell verfolgen wir die Philosophie des Mehrschichtbetriebes.“
Diese Abbundanlage krönt den gesamten Maschinenpark tatsächlich. Insgesamt versammeln sich sechs Hundegger-Bearbeitungszentren, auf zwei Hallen verteilt, am einzigen Produktionsstandort Neuruppin. In derselben Halle stehen zwei weitere K2i-Abbundanlagen – eine mit vorgesetztem Hobeltisch für den Dachabbund, die andere für qualitativ hochwertige Hölzer ohne einen solchen. Ebenfalls zwei Stück des Modells Speed-Cut für den schnellen Staffelzuschnitt sind im Maschinenpark zu finden. Kein Wunder, denn das Modell gilt als rationellste Anlage für den Ständerbau- und Nagelplattenbinder-Zuschnitt – die Hauptgeschäftsfelder von Opitz Holzbau. Aber auch einfache Bearbeitungsschritte mit dem Fingerfräser und dem Bohrer sind hier möglich. „Bei der Entwicklung dieser Maschinen haben wir uns ziemlich stark eingebracht – besonders bei der Schnitt-in-Schnitt-Optimierung und der Softwareentwicklung.“ Zum gesamten Abbundmaschinenpark hält Mierisch fest: „Wir bieten Lohnabbund für Zimmereien aus der Region, welche keine entsprechenden Anlagen haben. Mit diesen fünf Anlagen können wir beinahe jedem noch so speziellen Wunsch nachkommen.“

Plattenbearbeitungszentrum

Als Sechste im Bunde steht in der Holzbauhalle ein Plattenbearbeitungszentrum SPM-2 (Speed Panel Machine) für Plattengrößen von bis zu 6 mal 2,6 m. Die Anlage ermöglicht die Komplettbearbeitung unterschiedlicher Flächenelemente, wie Sperrholz- oder Gipskartonplatten, in nur einem Durchlauf.
Dies ist ein Vorteil, der speziell im Fassadenbau und in der Fertigung von Holzrahmen-Wandelementen zum Tragen kommt. Sägen, Fräsen, Bohren, Nuten und bei Bedarf auch noch Beschriften sind für die Anlage kein Problem. Zwischen 5 und 120 mm starke und bis zu 500 kg schwere Flächenelemente können vor der Bearbeitung einzeln oder als Stapel auf den Maschinenhubtisch gelegt werden. Danach funktioniert alles vollautomatisch. „Das macht uns irrsinnig flexibel.“

Übernahme durch Knauf

Für Flexibilität ist das Unternehmen bekannt – ebenso für Großprojekte. Ein solches steht in naher Zukunft an: Die Übernahme des Holzbauunternehmens durch Knauf, Iphofen/DE, ist im Gespräch. Mierisch verrät nur so viel: „Es stimmt. Die Unterlagen liegen zur Prüfung beim Bundeskartellamt auf.“ Eine ausführliche Stellungnahme folge, wenn die Zeit reif sei. Immerhin bleibt es somit spannend, was sich künftig in Neuruppin tun wird.