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Zwischen U-Bahn und Uferpromenade wird es einmal einen siebengeschossigen Holzbau geben. © heri&salli

Seestadt Aspern

Hoho bekommt Holzbaugesellschaft

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 29.05.2018 - 08:31
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Aufgrund unterschiedlicher Stapelungen erzeugt man mittels sechs leicht variierender Modultypen unterschiedliche Raumbezüge und Kommunikationsachsen.   © heri&salli

In Aspern ist vorher nachher. Feiert man hier Richtfest, wird dort schon mit dem nächsten Aushub begonnen. Bis 2032 sollen 20.000 Bewohner die Seestadt ihr Zuhause nennen, ebenso viele Arbeitsplätze sind geplant. Bis dahin werden Krane das Vorstadtbild prägen.

Im Allgemeinen achtet man deshalb auf möglichst reibungslose und kurze Einzelbauphasen, um die Nerven der bereits ansässigen Bewohner zu schonen. „Die maximal zulässige Bauzeit bei unserem Siebengeschosser beträgt sechs Monate“, erklärt Josef Saller vom Architekturbüro heri&salli. Das Büro, das er gemeinsam mit Heribert Wolfmayr führt, wird für einen hölzernen Aspern-Bauzuwachs sorgen. Mit dem sogenannten „Forum am Seebogen“ werden die Wiener Planer zwischen U-Bahn-Station und Seepromenade den Bauplatz mit ihrem mehrgeschossigen Stadthaus bespielen, in dem Wohnen, Arbeiten und kulturelle Vermittlung eine Symbiose eingehen.

Diskussionen um Systembauweise

Im Spätsommer 2019 ist der Baubeginn geplant. Deshalb sind Ausführungsdetails noch vage. Der Entwurf steht und deshalb ist klar, dass sich der Holzmodulbau über sieben Geschosse erstrecken wird. Im Erdgeschoss gelangt man über einen großen, überdachten Fahrradabstellraum in das Gebäude. Vor diesem befindet sich in Richtung der Seepromenade das sogenannte „Forum“, das den Bau mit seiner Umgebung verbindet. Während des Präsentationsjahres der Internationalen Bauausstellung Wien (IBA_Wien) 2022 wird jenes zu einem Ort, in dem Zukunftsfragen von Stadt und Baukultur behandelt werden. Unter dem Motto „Neues soziales Wohnen“ diskutiert die Bauausstellung Leistbarkeit, Mobilität, gute Nachbarschaft und gesundes Wohnen. Zusätzlich lotet man Chancen und Potenziale des Systembaus inmitten des Vorzeigebaus in Aspern aus. Langfristig soll das Erdgeschoss dann in eine eta-blierte Kultureinrichtung überführt werden.

Darüber erstrecken sich nach der Vorgabe, 80% des Baus Wohnzwecken zu widmen, vom ersten bis in das sechste Obergeschoss frei finanzierte Wohnungen. Zu jeder Einheit gehören Freiflächen unterschiedlicher Größe. Im obersten Stock befindet sich auf 180m2 zusätzlich eine Activity-Based Working Area (ABW), die Wohnen und Arbeiten verbindet.

Holzriegel von außen sichtbar

Bis zur ersten Geschossdecke werden das Tragwerk und auch die Stiegenhäuser in massiver Stahlbetonweise errichtet, die Stiegenhäuser ebenfalls. Die Wände des Kerns und die Diagonalen im Erdgeschoss dienen zur horizontalen Lastableitung. Das durchlässige Erdgeschoss bildet die Basis für die 3,10m breiten und geschosshohen Holzmodule, die sich darauf stapeln. Ab dem ersten Stock funktioniert die Aussteifung durch deren Verbindung untereinander. Die auskragenden Module werden von den außen sichtbaren Stützen und Trägern der Holzriegelkonstruktion, die vertikale Lasten ab- und durchleitet, getragen. Durch die variierende Anordnung und Variationen ergeben sich unterschiedliche Raumkonfigurationen. Das Stiegenhaus und der Lift sind, außen liegend, von der Holzkonstruktion abgetrennt. Die Fassade ist laut derzeitigem Planungsstand hinterlüftet und mit einer Holzschalung angedacht.

Als Bauträger fungiert die Familienwohnbau Bau- und Siedlungsgesellschaft. Gemeinsam mit art:phalanx – Agentur für Kultur & Urbanität, der Landschaftsplanerin Liz Zimmermann, den Tragwerksplanern Werkraum Ingenieure und dem Fertighausunternehmen Marles wurde das heterogene Projekt entwickelt. Vorgesehen ist, dass das in Marburg ansässige Unternehmen Marles den gesamten Holzbau abwickelt.