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Baustelle © DI (FH) Martina Nöstler

italien

Holzbauten im Wert von 1,3 Mrd. €

Ein Artikel von Eva Guzely | 09.04.2019 - 13:07

Der Holzbausektor trotzt in Italien laut dem Branchenverband FederlegnoArredo der Baukrise dank der Vorteile, die diese Art des Bauens bietet. Das geht aus dem dritten Holzbaubericht des Verbandes für die Jahre 2016/2017 hervor, wofür die 239 wichtigsten Unternehmen des Sektors Daten zur Verfügung gestellt haben. Analysiert werden die Zahl der errichteten Wohn- und Nichtwohngebäude, der heimische Markt in seiner Gesamtheit, die geografische Verteilung der Holzbauunternehmen sowie deren Umsätze und nicht zuletzt die Verteilung der realisierten Gebäude je nach Region.

Positive Entwicklung des Sektors

2017 lag der Anteil der Holzbauten an allen neu gebauten Wohneinheiten bei 7%. Insgesamt wird die Zahl der reinen Holzbauten auf 3224 geschätzt, wovon 90% auf den Wohnbereich entfallen. Der Gesamtwert der realisierten Bauten liegt bei ungefähr 700 Mio. €. Viele italienische Holzbauunternehmen sind oft auch in anderen Bereichen des Marktes tätig, wie etwa in der Errichtung großer Gebäude, Brücken, Holzverkleidungen usw., und tragen zu einem Markt bei, dessen Wert insgesamt auf 1,3 Mrd. € geschätzt wird. Die Zahlen zeigen einen der traditionellen Bauindustrie entgegengesetzten Wachstumstrend und ein wachsendes Interesse privater wie öffentlicher Auftraggeber am Holzbau.

Nicht nur in Norditalien

Was die Verteilung der Unternehmen auf die einzelnen Regionen Italiens anbelangt, so haben die meisten Unternehmen ihren Sitz in Trentino-Südtirol (24%), in der Lombardei (22%) und in Venetien (15%). Bei der Verteilung der realisierten Gebäude liegt die Lombardei mit 23% an erster Stelle, gefolgt von Venetien (19%), Trentino-Südtirol (12%) und der Emilia-Romagna (11%). Die erhobenen Daten zeigen eine Ausdehnung des Holzbaus auch auf Regionen, in denen der Holzbau traditionell weniger weit verbreitet ist.

Italien holt gegenüber Nordeuropa auf

„Der Vergleich mit anderen europäischen Ländern zeigt, dass Italien nach Deutschland, Großbritannien und Schweden an vierter Stelle liegt, was Produktionskapazität und Marktvolumina anbelangt, und ein konstantes Wachstum verzeichnet“, analysiert Emanuele Orsini, Präsident von FederlegnoArredo. Bemerkenswert ist, dass der Holzbausektor in Italien auch 2017 denselben Marktanteil wie 2015 halten konnte – und das ohne außergewöhnliche Veranstaltungen, wie die Expo 2015, die mit ihren größtenteils aus Holz gebauten Pavillons maßgeblich zur Realisierung von Holzbauten beigetragen hatte.

Die italienischen Unternehmen

Die Daten zeigen ein beständiges Wachstum des industriellen Holzbaus, dessen Produktionswert 2005 auf 440 Mio. € geschätzt wurde. Dieses Segment wird gemeinsam mit anderen von der Dachvereinigung Assolegno vertreten, die sich für den korrekten Gebrauch von Holz im strukturellen Bereich einsetzt.

„Dieses Segment hat dank seiner hohen Qualität bei Planung und Umsetzung das Potenzial, zum Richtungsweiser auf EU-Ebene zu werden. Es ist die Aufgabe unserer Vereinigung, den industriellen Holzbau auf diesem Weg zu begleiten und den Arbeitnehmerschutz sowie die Expansion auf nationaler und internationaler Ebene zu unterstützen“, erzählt Marco Vidoni, Präsident von Assolegno.

Nicht nur private Bauten

Auf Basis der ersten Daten, die für 2018 zur Verfügung stehen, wird von einem Anstieg der öffentlichen Ausschreibungen ausgegangen (über 76 bauliche Maßnahmen, wobei nur jene Ausschreibungen berücksichtigt wurden, die hauptsächlich in die Kategorie OS 32 – Holzkonstruktionen fallen).

Angelo Marchetti, verantwortlich für den Bereich Holzhäuser und -gebäude bei Assolegno, unterstreicht ebenfalls die Bedeutung des Holzbausektors innerhalb der Bauindustrie. „Es ist nicht zu übersehen, dass Holzbauten in zunehmend komplexer Form im urbanen Bereich anzutreffen sind. Kurze Bauzeiten, Nachhaltigkeit und geringer Platzbedarf auf der Baustelle können und müssen immer gewichtigere Faktoren in der bewussten Entscheidungsfindung von Bauherren werden, sowohl im privaten als auch öffentlichen Bereich.“