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Das Gebäude ist durch die großflächigen Glasfronten lichtdurchflutet © Michael Bauroth

Deutschland

Ein einzigartiger Standort

Ein Artikel von Diana Wetzestein | 15.11.2019 - 11:18

Die Anfahrt auf das 750 m hohe Plateau, den Schwarzen Kopf, ist knapp fünf Kilometer lang. Der Schwarze Kopf ist ein außergewöhnlicher Platz. Die moderne Architektur fügt sich harmonisch in den Wald ein. An das sanierte Bestandsgebäude schließt der Neubau an. Die rechteckige Kubatur mit Flachdach, großflächige Glasfronten und ein achteckiger, verglaster Turm umfassen den modernen Neubau. Nichts erinnert mehr an die ehemalige NVA-Immobilie, die teilweise erhalten werden musste. Der Neubau umfasst 200 m2 und wurde für das Kompetenzzentrum für Waldbau und regenerative Energien entworfen. Im August wurde dieses eingeweiht.

„Wir bieten Schulungen für nachhaltige Waldwirtschaft und Waldumbau an. Waldbauern können direkt aus dem Veranstaltungsraum mit den Referenten aus Forst, Wirtschaft und Wissenschaft in unsere Waldgebiete gehen, wo wir seit zehn Jahren Waldumbau auch wirtschaftlich erfolgreich betreiben“, so Bauherr Albert Blümel.

Waldbau geht alle etwas an

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Albert Blümel, der Bauherr, präsentiert stolz den Neubau © Diana Wetzestein

Eigentlich wollte Blümel in den 1990er-Jahren lediglich eine größere Fläche Wald erwerben. 2003 erhielt er endlich den Zuschlag von der Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG) für den Kauf von 876 ha Wald in Suhl. Blümel habe mit seinen Konzeptzielen zur naturnahen Waldwirtschaft und Erhaltung des Schwarzen Kopfes überzeugt, hieß es damals vom BVVG.

Die Errichtung eines Seminargebäu- des, in dem Fachtagungen und Weiterbildungen für erneuerbare Energien und Waldbaukonzepte angeboten werden, war ausschlaggebend. Der 1000 ha große Forst Benshausen besteht zum größten Teil aus Fichten, ein Drittel sind Buchen.

Die Buchen verkauft Blümel auch an Pollmeier im thüringischen Creuzburg. Pollmeier Massivholz betreibt das leistungsfähigste Laubholzsägewerk Europas und stellt die BauBuche her. Die hohe Festigkeit der schlankeren Bauteile bietet neue Möglichkeiten.

Von den eigenen Buchen zur BauBuche

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Ein achteckiger, verglaster Turm wurde an das Bestandsgebäude angebaut © Diana Wetzestein

Der Neubau für das Kompetenzzentrum ist einzigartig an dieser Stelle. In nur 18 Monaten wurde das Gebäude in Skelettbauweise errichtet. Alle innen liegenden Bauteile sind aus BauBuche gefertigt worden.

„Wir haben viel über die BauBuche gelernt und Arbeitsabläufe optimiert“, so Blümel, der für dieses Bauvorhaben einen eigenen Zimmermeister eingestellt hat. Gemeinsam mit dem Pollmeier-Team und dem Architekturbüro Zissler aus Bernhardswald schufen sie einen faszinierenden Baukörper aus 54 m3 BauBuche.

„Gut möglich, dass einige der Platten, Träger oder Paneele aus dem Buchenholz aus meinem Wald hergestellt wurden. Damit wäre der Kreislauf optimal für dieses außergewöhnliche Projekt. Buchen aus dem eigenen Wald gehen als Rohstoff ins nur 80 km entfernte Werk nach Creuzburg und kommen als BauBuche wieder zurück nach Suhl“, schwärmt Blümel. Die helle BauBuche verleiht dem Bauwerk eine besondere Ausstrahlung. Träger überspannen den 10 m breiten Raum. Dabei sind sie nur 80 cm stark und 15 cm breit. Die Konstruktion wirkt unaufdringlich, präsent und ästhetisch.

Die Glasfront zeigt Natur pur, zu jeder Tageszeit ein überwältigendes Naturbildnis. Glas umschließt auch die Spindeltreppe im Turm, wo Stahl und BauBuche den Weg zur zweiten Etage im Turm ebnen. Von dort aus schaut Albert Blümel gern über Wald und Plateau hinaus. Mit dem Wissen, dass der Holzbau jetzt und in Zukunft mehr Laubholz auch aus seinem Forst braucht, hat er mit dem Neubau aus BauBuche an diesem Ort wieder einen zukunftsweisenden Weg eingeschlagen.