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15. April 2019 © GodefroyParis

Frankreich

Notre-Dame mit 850 Jahre alter Technik restauriert

Ein Artikel von Ulrike Knaus (für holzkurier.com bearbeitet) | 22.09.2020 - 11:50
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Am 15. April 2019 brennt die 850 Jahre alte Kathedrale Notre-Dame in Paris und wird schwer beschädigt © GodefroyParis

Nach dem Brand kündigten französische Wissenschaftler des Nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung (CNRS) sofort ein millionenschweres Restaurierungsprojekt für die 850 Jahre alte katholische Kathedrale an. Dieses komplexe und teure Vorhaben soll auch eine vollständige Untersuchung der weitläufigen Holzrahmen umfassen, die einst die riesige Decke säumten. Der Wiederaufbau der Kathedrale Notre-Dame begann Anfang des Jahres, wurde jedoch vom Ausbruch der Coronapandemie unterbrochen.

Langsam liefen die Bauarbeiten wieder an und am 18. September wurde laut ancient-origins.net ein 3 t schwerer Holzträger aus Eiche auf der Kathedrale angebracht. Der Holzbinder wurde nur mit „mittelalterlichen Bautechniken“ erzeugt und ist eine Kopie der ursprünglichen Holzdeckenstruktur.

Die Errichtung des ersten Holzdachbinders fiel mit den europäischen Gedenktagen zusammen, einem jährlichen Kulturereignis in Europa. Die Veranstaltung zum Anheben des Dachstuhles bot Hunderten Geschichtsfans in Paris die einmalige Gelegenheit, das Spektakel live zu erleben.

Restaurierung mit ursprünglichen Materialien

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Der hölzerne Dachstuhl der Kathedrale Notre-Dame vor dem Brand © Bernard Hasquenoph

Bei der Restaurierung der Kathedrale begann man mit dem traditionell gestalteten, monumentalen Dachstuhl. Die neuen Traversen wurden so konzipiert, dass sie wie die zerstörten Dachhölzer stehen, die bei dem Brand von 2019 zerstört wurden.

Die Entscheidung über die Materialien, die für den künftigen Turm der Kathedrale verwendet werden sollen, wurde heftig diskutiert. Die Wissenschaftler überlegten auch, ob die neuen Deckenbinder aus „feuerfestem“ Zement hergestellt werden sollten. Im Juli dieses Jahres wurde jedoch beschlossen, dass die 25 neuen, dreieckigen Traversen aus Materialien bestehen sollen, die ursprünglich in der Kathedrale Notre-Dame verbaut waren.

Das Ersetzen des beschädigten Mauerwerks war sehr kompliziert, da man erst die richtigen Steine, welche die Baumeister vor 850 Jahren verwendet hatten, suchen musste. Die Beschaffung der richtigen Holzart war ebenso eine herausfordernde Aufgabe. Ein größeres Problem bestand jedoch darin, wo die Traversen genau platziert werden sollten, da ein Großteil des reich verzierten Mauerwerks, das einst die ursprünglichen Traversen stützte, durch das Feuer stark beschädigt wurde.