Deutschland

Kritik an Holzbaurichtlinie

Ein Artikel von Birgit Gruber (für holzkurier.com bearbeitet) | 22.09.2022 - 13:06

Mehr als 5000 mehrgeschossige Gebäude wurden in den letzten acht Jahren in Deutschland realisiert. Für fast alle Projekte wurden aufwendige Brandschutzgutachten angefertigt, welche die Erfüllung aller baurechtlichen Schutzziele bestätigten. Die Muster-Holzbaurichtlinie zwänge Holzbauvorhaben in ein enges, praxisfremdes Regelungskorsett, welches das Bauen mit Holz nicht vereinfache, sondern erschwere. Diese wurde von der Bauministerkonferenz im Juni 2021 auf den Weg gebracht und regelt das Bauen mit Holz neu. „Die Bilanz ist drei Jahre nach den Beschlüssen der Bauministerkonferenz ernüchternd“, resümiert Erwin Taglieber, Präsident des Deutschen Holzwirtschaftsrates e.V. (DHWR), über die Bemühungen zum Abbau von Hemmnissen im Baurecht. „Entgegen bisherigen Ankündigungen ist das Bauen mit Holz komplizierter geworden, anstatt dass die Genehmigungen vereinfacht wurden.“ 

Der DHWR forderte die Bauminister der Länder auf, die Muster-Holzbaurichtlinie zu novellieren und die Baupraxis enger in den Prozess einzubinden. So ist zum einen die weit verbreitete und praxiserprobte Holzrahmenbauweise in der Gebäudeklasse 5 nicht geregelt. Dies erschwert laut DHWR insbesondere die Aufstockung von Bestandsgebäuden, für die diese Leichtbauweise prädestiniert sei. Des Weiteren beschreibe die Richtlinie nur einen geringen Teil möglicher Detailausführungen des Holzbaus.

„Erst wenn die Politik die praxiserprobten Bauweisen gleichbehandelt und das klimaschonende Bauen mit Holz den konventionellen Bauweisen baurechtlich ebenbürtig stellt, ist ein wirklich fairer Wettbewerb gewährleistet“, erklärt Taglieber.

Unverständlich ist für den DHWR außerdem, dass die Förderzuschüsse für nachhaltige Gebäude gerade jetzt, in einer Phase steigender Materialpreise und Finanzierungskosten, halbiert wurden. „Das Ergebnis sehen wir aktuell. Wer jetzt noch baut, baut mit geringeren Effizienzstandards. Das ist das falsche Signal und wird dem Anspruch nach mehr Klimaschutz nicht gerecht“, mahnt der DHWR-Präsident.