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Holzbau hat ein hohes Klimapotenzial © Timberfinance / Thomas Telley, St. Antoni

Timber Finance Initiative

Holzbau als Negativemissionstechnologie

Ein Artikel von Thomas Fedrizzi, Co-Founder Timber Finance Initiative, Marisa Steiner, Head of Partnerships Timber Finance Initiative | 29.11.2022 - 10:27

In den nächsten 20 Jahren müssen bis zu 60 % des weltweiten Gebäudebestands neu und umgebaut werden. Diese Herausforderung ist eine Chance, nachhaltigere Bauweisen, wie den Ingenieurholzbau, zu skalieren und die Bauindustrie – die global für 40 % des CO2-Ausstoßes verantwortlich ist – zu dekarbonisieren.

Gleichzeitig gibt es in der Holzindustrie transformative Veränderungen: Regierungen in der Schweiz, in Europa und Amerika unterstützen den Holzbau mit regulatorischen Änderungen. Zudem können dank technischer Innovationen komplexe Bauwerke, wie Wolkenkratzer und Autobahnbrücken, aus Holz gebaut werden.

Die jüngste wichtige Veränderung, welche die Transformation des Holzbaus und der Industrie aufzeigt, ist das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (United Nations Framework on Climate Change, UNFCC). Im Juli erkannten die Vereinten Nationen (United Nations, UN) zum ersten Mal offiziell „Timber in Construction“ (Holz im Bauwesen) als Kohlenstoffspeicher-Methode an. In einem UN-Konzeptpapier wurde verbautes Holz aus nachhaltigem Waldmanagement für seinen doppelten Klimawert anerkannt: Erst zieht der Wald CO2 aus der Atmosphäre, dann ersetzt das CO2-speichernde Holz im Bau treibhausgasintensive, konventionelle Baumaterialien. Dank der langfristigen Speicherung des CO2 wird der Ingenieurholzbau heute den Negativemissionstechnologien (NET) zugerechnet.

Holzbau skalieren mit CO₂-Zertifikaten

Um das Klimapotenzial des Holzbaus auszuschöpfen, muss man ihn weltweit skalieren. Die Schweizer Timber Finance Initiative hat 2021 begonnen, die methodische Grundlage für global anerkannte, handelbare CO2-Zertifikate für Holzbauten zu erarbeiten. Diese Zertifikate kommen 2023 auf den Markt. Damit werden institutionelle Bauherren, Waldbesitzer und Investoren finanziell incentiviert, mehr mit Holz zu bauen. Verkauft wird das Holzbauspeicherzertifikat auf dem CO2-Markt, der bis 2030 ein Marktvolumen von rund 30 Mrd. US-$ erreichen wird.

Das Potenzial in diesem Bereich ist trotz unterschiedlicher Waldvorräte in den Ländern enorm: Allein in der Schweiz kann jährlich rund 1 Mio. m3 Holz zusätzlich verbaut werden. Das kann ohne Reduktion der Waldfläche sowie bei gleichzeitigem Erhalt und Pflege der Wälder passieren. Das zusätzliche Schweizer Klimapotenzial des Holzbaus liegt also bei 1 Mio. t/J gespeichertem CO2.

Die Transformation der Holzindustrie

Für eine Skalierung des Holzbaus braucht es aber mehr als Zertifikate: Die vor einem lang anhaltenden Wachstum stehende Industrie muss modernisieren. Dafür werden Investitionen in Milliardenhöhe benötigt. Zudem braucht es moderne Investitionsgefäße, die auf die Klimawirkung fokussieren.

Seit der Holzwende 2020 eröffnen sich für Investoren Chancen mit höherer Wertschöpfung und Renditeopportunitäten. Dazu gehören moderne Timber-Investments, die auf die langfristige Speicherung von CO2 in Holzbauprodukten fokussieren. Beispiele hierfür sind Timber Industry Holzfonds, Holzbauhypotheken oder auch holzbauspezifische Immobilienfonds.