In einem Gastbeitrag der Fuldaer Zeitung beklagt ifo-Experte Ludwig Dorfmeister die angespannte Lage auf dem deutschen Wohnungsmarkt: Das Bauen sei insgesamt zu aufwendig und langwierig und koste zu viel Geld, um das von der Bundesregierung gesetzte Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen zu erreichen.
Die Projektierung und das Bauen wurden immer aufwendiger, langwieriger und teurer. Dies dämpfte die Nachfrage: 1994 lag die Zahl der Wohnungsgenehmigungen bei rund 710.000 Einheiten, 2021 aber lediglich bei 380.000 Wohnungen. Gleichzeitig dürften vor allem die Kapazitätsengpässe im Ausbaugewerbe zu den merklich verlängerten Bauzeiten beigetragen haben. Die Wohnungsfertigstellungen stiegen anfangs kräftig, danach aber immer langsamer und erreichten 2020 mit Ach und Krach gut 300 000 Einheiten, heißt es.
Schon die Dauer des Aufschwungs – mittlerweile 13 Jahre – lässt den Verdacht aufkommen, dass hier etwas nicht stimmt. In früheren Zeiten hätte die Bauwirtschaft ihre Produktion über wenige Jahren erheblich hochgefahren. Die neuen Rahmenbedingungen haben dies aber verhindert. Die Zinswende, die dramatisch gestiegenen Baupreise und die Streichung eines Großteils der Neubauförderung treffen den bereits gestressten Wohnungsbausektor nun mit voller Wucht. Weil sich viele jetzt Neubauten nicht mehr leisten können und die kalkulierten Mieten zu hoch wären, wird der Markt mittelfristig markant schrumpfen. Tatsächlich dürften die Fertigstellungen allein bis 2025 auf rund 200 000 Einheiten sinken – mit allen negativen Folgen für die Wohnraumverfügbarkeit und Mieten, so Dorfmeister.