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Eine der 3 neu installierten Mittellagen-Linien, unmittelbar daneben ist der Platz für 3 weitere vorgesehen © Schneider

Nord-/Osteuropa-Pakt

Ein Artikel von Administrator | 31.10.2002 - 00:00
Die Preise für Tischlerplatten sind in Deutschland in den vergangenen 3 Jahren um 25% gesunken und haben somit das Preisniveau von 1977 erreicht”, weiß Florian Burkheiser, Geschäftsführer von Finnforest Baco, Wiener Neudorf. Nicht allein deswegen hat sich Finnforest auf das „Abenteuer” eingelassen, eine Produktionsstätte für das lohn- und materialintensive Produkt in Rumänien aufzubauen.
In diesem osteuropäischen Land ist das Lohnniveau wesentlich geringer im Vergleich zu Mitteleuropa, zudem ist das Rundholz günstig zu beziehen. „Wir verarbeiten alle Qualitäten von Fichte und Pappel zu Mittellagen: vom Furnierbloch bis zum C-Stamm”, so Burkheiser.2. Ausbaustufe in Betrieb. 1999 erwarb Finnforest ein stillgelegtes Holz-Kombinat von Comprel, Comanesti/RO. Dort waren zu Spitzenzeiten 6000 Mitarbeiter beschäftigt.
Bei der 1. Ausbaustufe (Baco 1) wurden die bestehenden Gebäude und Anlagen renoviert sowie mit Gebrauchtmaschinen aus Deutschland, Österreich und Italien angepasst. Zusätzlich wurde eine Filteranlage sowie ein 5 MW-Brenner installiert. Bereits 2000 konnte mit der Mittellagen-Fertigung begonnen werden, 3 Pressen stehen für die Tischlerplatten-Produktion zur Verfügung.
Zu Beginn des vergangenen Jahres fiel die Entscheidung für die 2. Ausbaustufe: Baco 2. Mit den Ende September diesen Jahres in Betrieb genommenen 3 Mittellagen-Fertigungslinien erwartet der Geschäftsführer von Finnforest Rumänien, Silviu Creanga, zusätzliche 2000 m³ pro Monat. Die beiden neu installierten Pressen erhöhen den monatlichen Ausstoß an Tischlerplatten um 3500 m³.
„Investitionen in Rumänien kosten das
Doppelte und dauern doppelt so lang."
Heimo Bresztowanszky
Kapazitätssteigerung um 70% im nächsten Jahr. Die Halle für Baco 2 mit einer Fläche von 10.000 m² wurde auf der grünen Wiese errichtet und bietet neben den 3 Mittellagen-Linien Platz für 3 zusätzliche. Nach dieser Ausbaustufe ist mit 70.000 m³ Mittellagen pro Jahr zu rechnen.
Die Messer- und Schälfurniere für die Tischlerplatten-Deckschichten fügt man in Comanesti an einer Anlage von Fisher + Rückle, Brugg/CH, mit Weißleim zusammen - pro Woche sind dies 600 m³.
Für großformatige (5500 mm mal 2000 mm) Schalungsplatten, die mit Phenolpapier befilmt werden, steht eine 8-Etagen-Presse von Siempelkamp, Krefeld/DE, zur Verfügung. Diese wurde beim Schwester-Unternehmen Schütte-Lanz, Brühl/DE, demontiert.
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Eine der 3 neu installierten Mittellagen-Linien, unmittelbar daneben ist der Platz für 3 weitere vorgesehen © Schneider

Rohtüren-Fertigung. Zur Herstellung von Roh-Innentüren dient eine 10-Etagen-Kleinformat-Presse von Siempelkamp. Die Türen fertigt man mit Double-core-Aufbau: 2 Mittellagen werden mit 5 mm MDF verleimt. Als Deckfurnier werden wahlweise Pappel und Fromager verpresst. „Damit erreichen wir einen Schallschutz von 32 dB”, ist Heimo Bresztowanszky, Vertriebsleiter von Finnforest Baco, zufrieden.
Anschließend fräst man an Doppelendprofilern von Schöberl, Perg, eine Nut, die selbst gefertigte Umleimer aus Ahorn oder Buche aufnimmt. Die Montage der Kanten erfolgt an einem Verleimstern ebenfalls von Schöberl. Den Endschliff übernimmt eine Anlage mit 4 Aggregaten von Steinemann, St. Gallen/CH.
Türen-Kapazität: 120.000 Stück/J. Diese sind in Standardformaten von 610 mm bis 1055 mm erhältlich, die Länge liegt bei 2110 mm, die Stärke bei 39 mm. Nach dem selben Prinzip sollen in Zukunft auch Arbeitsplatten hergestellt werden.
„Trotz der Investition schreiben wir in diesem
Jahr eine gute schwarze Null.”
„Es wäre für den deutschen Markt besser, mit uns zu
kooperieren, anstatt gegen uns anzukämpfen.”
Florian Burkheiser
Komplettanbieter bei Tischlerplatten. Neben den klassischen, mit Ceiba-, Buche- oder Pappel-Furnier furnierten Tischlerplatten (Stab- und Stäbchen-) bietet Finnforest Baco auch welche mit Edelfurnier-, MDF-/HDF- oder Span-Oberflächen an.
Mit Fromager-Decklage versehene Double-core-Platten werden an einer Zuschnittanlage von Scheer, Wiernsheim/DE, zu Tür-Zargen aufgetrennt. Daneben setzt Finnforest Baco die Anlage bei Fixmassen für die Möbelindustrie ein.
Neu im Sortiment ist eine mit wasserfest verleimten MDF-Decks versehene Platte. Diese wird in den Stärken 20 mm, 28 mm und 40 mm angeboten und soll als kostengünstige Variante in der Außenanwendung 3-Schicht-Platten in C-Qualität ersetzen (Burkheiser).
„Wir stellen uns einen Einsatz der kantenversiegelten Platte vor, bei dem die Festigkeitswerte von 3-Schicht-Platten nicht unbedingt erforderlich sind, wie bei Dachuntersichten, Unterkonstruktionen sowie Außenverschalungen”, so Burkheiser. Die maximale Plattengröße liegt bei 5,4 m auf 2 m, der Preis bei rund 10 €/m².
Das im Zuge der 2. Ausbaustufe errichtete Lager hat eine Fläche von 3000 m². Die Lagerkapazität an Fertigprodukten liegt bei 6000 m³, darunter befinden sich stets 2500 m³ Standardplatten für den deutschen Markt (5,2 m auf 2,05 m).Transportdauer: 1 Woche. „Wir beliefern rund 100 große Key-Account-Kunden in Industrie und Handel”, erläutert Bresztowanszky seine Vertriebsstrategie. Diese müssen komplette Lkw-Ladungen abnehmen. Allerdings kann sich der Kunde die Kommissionen aus der Produktpalette selbst zusammenstellen. Der Transport dauert durchschnittlich 1 Woche, da unter anderem 2 Landes-Grenzen zu passieren sind.
In Deutschland wurde ein Leithändlersystem aufgebaut: Kleine und mittlere Unternehmen werden - aufgrund der Logistik - über den Handel bedient.
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8-Etagen-Presse für großformatige Schalungsplatten (5500 mm mal 2000 mm), die mit Phenolpapier befilmt werden © Schneider

Der deutsche Markt schwächelt. Annähernd 100% der Finnforest Baco-Produktion gehen in den Export. „Wir betreiben in 20 Ländern der Welt Marketing”, so Bresztowanszky. Der größte Exportmarkt ist mit 35% Italien. „Derzeit sind wir bemüht von schwächeren Märkten wie Deutschland auf andere Länder auszuweichen.” Allerdings: „Der Bedarf an Möbelplatten für hochpreisige Endprodukte ist in Deutschland steigend (+ 4%/J)”, weiß Bresztowanszky.
Im Tischlerplatten-Import nehmen die Rumänen nicht den Stellenwert ein, der von Marktbegleitern befürchtet wurde: „In Deutschland werden 210.000 m³/J Tischlerplatten gefertigt, Finnforest Baco importierte im vergangenen Jahr 2500 m³, in diesem Jahr werden es 5000 m³ sein” (Burkheiser).
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Verleimstern für die Montage der Buche- und Ahorn-Umleimer der Innentüren © Schneider

Finnforest Baco-Facts
Gründung: 1999
Investitionssumme Ausbaustufe 1: 6 Mio. €/J,
Ausbaustufe 2: 12 Mio. €/JMitarbeiter: 580
Produktion: 120.000 m³/J Tischlerplatten
davon 120.000 Türen pro JahrProdukte: Möbelplatten, Türen, Zargen, Schalungsplatten
Exportländer: Italien, Deutschland, Österreich, Holland,
Griechenland, Slowakei, Tschechien, Ungarn, Japan, USA,
Belgien, Israel, Philippinen, MalaysiaUmsatz: 15 Mio. €/J (2001),
für 2003 27 €/J erwartet
Investition in neues Sägewerk. Rund 50% des Schnittholzbedarfs schneidet Finnforest Baco mit 2 älteren Gattern selbst ein. „Mittelfristig werden wir in ein neues Sägewerk investieren”, so Burkheiser. Allerdings: Dazu muss eine kontinuierliche Rohholzversorgung gegeben sein.
95% der rumänischen Wälder sind staatlich, die Aufsicht unterliegt Romsilva, Bukarest/RO. Laut Statistik ist in Rumänien genug Holz vorhanden (22 Mio. m³/J). Es gelangen jedoch nur 14 Mio. m³/J in Versteigerungen. „Der Zeitpunkt der Submissionen und die Holzmenge wird von Romsilva festgelegt”, so Burkheiser. Oftmals wird Rundholz exportiert - damit lassen sich bessere Preise erzielen.
Anfang diesen Jahres sind 4 Mio. fm einem Sturm zum Opfer gefallen, sie verbleiben größtenteils ungenutzt im Wald.
Im Juni beschloss die Regierung, dass 10-Jahres-Verträge mit der Holz verarbeitenden Industrie abzuschließen sind, was bis heute verhindert wurde.