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Dir. Komm.-Rat Laszlo Döry, Sprecher der österreichischen Plattenindustrie © Schneider

Gepresste Platte

Ein Artikel von Dipl.-Ing. (FH) Cornelia Schneider | 24.05.2004 - 21:00
Das vergangene Jahr war für die österreichische Span-, MDF- und Faserplattenindustrie nicht lustig”, fasst Dir. Komm.-Rat Laszlo Döry, Sprecher der österreichischen Plattenindustrie zusammen. Grund: Die konjunkturelle Situation in Gesamt-Europa.
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Dir. Komm.-Rat Laszlo Döry, Sprecher der österreichischen Plattenindustrie © Schneider

Österreichische Sonderstellung. Die österreichischen Span-, MDF- und Faserplatten-Hersteller, die sich überwiegend im Familienbesitz befinden, haben sich eine Sonderstellung erarbeitet: Es wird europaweit an 40 Standorten produziert. 80% der polnischen, 90% der tschechischen und 100% der ungarischen Plattenindustrie sind unter österreichischer Führung.
Die EU-Osterweiterung sieht Döry daher als Chance: „Dort besteht ein Aufnahme-Markt, der doppelt so schnell wie der österreichische wächst.” Am Bau liegen die Steigerungsraten sogar beim 3- bis 4-fachen.
Im vergangenen Jahr wurden die österreichischen Anlagen weiter ausgefahren. Vor allem eine verstärkte Nachfrage nach MDF- und beschichtete Platten sowie Laminat-Fußboden war zu spüren.7% mehr Span-, 10% mehr MDF-Platten. Der Löwenanteil der Produktionsmenge entfiel mit 651,8 Mio. €/J jedoch auf die Spanplattenproduktion, was einem Umsatzplus von 7% gleichkommt.
Die Faserplatten-Erzeugung belief sich auf 48 Mio. €. MDF-Platten wurden im Wert von 116 Mio. € (+10%) hergestellt.
„Seit Beginn des Jahres hat sich die Preissituation gebessert die Mengennachfrage bleibt hoch”, schaut Döry verhalten optimistisch in die Zukunft. Die Preise konnten je nach Plattenart um 5% bis 8% gesteigert werden. „Dies deckt allerdings noch nicht die Preisnachlässe des Vorjahres ab”, so Döry.80% in den Export, hoher Handelsbilanz-Überschuss. Immerhin gehen 80% der in Österreich produzierten Platten in den Export. Beliefen sich die Ausfuhren auf 639 Mio. €, so konnte das Volumen 2003 auf 652 Mio. € gesteigert werden. Die Importe betrugen 98 Mio. € (2002: 94 Mio. €) Der Handelsbilanz-Überschuss beträgt somit 554 Mio. € (+9,5 Mio. €).
Die Marktanteile konnten mit Anstrengungen beibehalten und teilweise sogar ausgebaut werden. Trotzdem musste aufgrund der Preissituation auf Erlöse verzichtet werden.
Die Span- und Faserplattenproduktion weist einen Wert von 700 Mio. €/J (2002: 666 Mio. €/J) auf. Die MDF-Plattenproduktion belief sich 2003 auf 116 Mio. €/J, so dass sich das gesamte Umsatzvolumen bei 815 Mio. € einpendelte. Produktionskosten steigen. „Nach der Liberalisierung des Strommarktes sind die Energiekosten nach und nach wieder auf das Ausgangsniveau gestiegen”, beklagt Döry.
Im Zuge der Ökostrom-Verordnung wird die Nachfrage nicht nur nach dem für die Biomasse-Anlagen vorgesehenen Waldhackgut zunehmen, sondern auch nach den von der Plattenindustrie eingesetzten Sortimenten. „Wir wissen nicht, woher sonst das Holz für die Biomasseanlagen kommen soll”, so Döry. Dies ergibt einen Preiskampf und die Gefährdung von großen Investitionen - auf beiden Seiten. Döry rechnet in den kommenden Jahren mit einer Preissteigerung der verschiedenen Sortimente zwischen 10 und 20%. „Die Politik muss Vernunft zeigen, die für alternativen Energien festgelegte 4%-Grenze am Gesamtstromaufkommen soll nicht überschritten werden”, ermahnt Döry.
Die geplante CO2-Zertifizierung führt zu einer Wettbewerbs-Verzerrung: CO2-neutrales Holz wird gegenüber fossilen Brennstoffen in der Begehrlichkeit steigen und ebenfalls die Preise in die Höhe treiben. Eine Schwächung des Standorts Österreich sieht Döry zudem in dem doppelt so hohen Road-Pricing im Vergleich zu Deutschland. Geringe Investitionen in Österreich. Nach den großen Investitionen in den Jahren 2000 und 2001 sind in Österreich derzeit keine gravierenden Neubauten geplant - ganz im Gegensatz zu Osteuropa.
Einige Spanplatten-Linien wurden in den vergangenen Jahren aus dem Markt genommen, wie beispielsweise bei Hornitex, Horn-Bad Meinberg/DE. Homogen, Neudörfl, betreibt dagegen die zeitweise stillgelegte Mehretagenpressen zur Spanplatten-Erzeugung während 2 Wochen im Monat. „Wenn die Nachfrage zunimmt, dann wird wieder rund um die Uhr produziert”, bestätigt Döry.