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Holz-Aluminium mit Vierfach-Schutz von Internorm - Edition 4 © Mag. (FH) Hubert Burböck

Talsohle überstanden

Ein Artikel von Mag. (FH) Hubert J. Burböck | 01.02.2005 - 00:00
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Holz-Aluminium mit Vierfach-Schutz von Internorm – Edition 4 © Mag. (FH) Hubert Burböck

Die Stimmung bei den Fensterherstellern war vorsichtig optimistisch – man hoffe, die Talsohle erreicht zu haben und sehe bereits Zeichen des Aufwinds in der Bauwirtschaft, war auf der Bau in München/DE Mitte Jänner zu hören. Das Holzfenster habe einen immer geringeren Stellenwert am Markt. Es gehe in Richtung „pflegeleichte“ Fenstersysteme, Holz-Aluminium-Fenster würden sich gut entwickeln.Maximal 30 Minuten pro Fenstereinheit. „Das Holzfenster ist trotz rückläufiger Marktanteile sicher kein Nischenprodukt und findet in vielen Bereichen seinen Einsatz“, versuchte Seniorchef Martin Gugelfuss, Gugelfuss, Elchingen/DE, den schrumpfenden Marktanteil des Holzfensters zu relativieren. Der Vollsortimenter produziert und vertreibt Fenster und Türen aus Kunststoff, Aluminium und Holz. Von den täglich 500 gefertigten Einheiten entfallen nach eigenen Angaben 5 bis 10% auf Holzfenster. Man sei beim deutschen Mittelständer heuer guter Hoffnung, dass sich der Absatz stabilisiere. „Heute darf man maximal 30 Minuten pro Fenstereinheit investieren –alles darüber ist unrentabel“, wusste der seit 34 Jahren im Geschäft befindliche Gugelfuss über die Rentabilität zu berichten. Nach eigenen Angaben habe man im abgelaufenen Jahr erstmals seit 1995 das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr nicht verbessern können. Die Zukunft sieht man bei Gugelfuss im Angebot des Vollsortimentes und Nischenmärkte, die man sich neben dem süddeutschen Raum auch international gekonnt aufbauen konnte. Beim Holzfenster folgt man dem Trend zu Holz-Aluminium.
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Architektenmagnet von Silber Fensterbau – die Stufenglasfenster-Fassade © Mag. (FH) Hubert Burböck

Preisdruck für Holzfenster. Preislich unter Druck sei das Holz- und Holz-Aluminiumfenster, waren sich Vertreter der Produzenten Bayerwald, Neukirchen/DE, Hoco, Eggenfelden/DE und Real, Schechen/DE einig, die nach eigenen Angaben auf der Suche nach neuen Märkten sind. Rupert Hansmaier, Real Verkaufsleiter, ist dabei, den Markt in Österreich aufzubauen, wo man sich noch positive Entwicklungen im Holzfenster erwarte.Preis versus Exklusivität. Im heiß umkämpften Fenstermarkt suchen sich die Teilnehmer Nischen und alternative Kanäle für ihren Absatz. „Der Preis geht runter und die Qualität soll rauf – wie soll sich diese Rechnung ausgehen“, hinterfragte der Seniorchef Rudi Rott, Roro, St. Wolfgang/DE, der ausschließlich in Tschechien produziert und nach eigenen Angaben die europäischen Baumärkte über die Niedrigpreis-Schiene beliefert. In die entgegengesetzte Richtung argumentiert man bei Kneer-Südfenster, Westerheim/DE, wo exklusive Premium-Fenster in Holz-Aluminium im Mittelpunkt stehen. Laut Firmenchef Horst Kneer setzt das Unternehmen mit den neuen Fenstern in Ahorn, Erle, Kirsch, Nuss, Teak und Mahagoni den Trend zu edlen Hölzern bei Möbeln und Parkett auch in Fenstern fort. Außen geschützt durch eine Aluminiumschale, will man damit exklusive Akzente im Innenbereich setzen.
Auch große Anbieter wie Internorm, Linz, sehen das Potenzial von Holz im Fensterbau mittlerweile klar Richtung Holz-Aluminium. „Der Trend geht eindeutig hin zu pflegeleichte Fenstersysteme“, war sich Marketingmann Ing. Engelbert König sicher. Als Messe-Highlight präsentierte man bei Internorm ein Kunststoff-Aluminium-Verbundfenster mit Vierfach-Schutz. Neben erhöhtem Wärme- und Schallschutz konnte auch der Sonnen- und Sichtschutz in die neue Serie Dimension integriert werden. Die Vierfach-Schutz-Ausführung in Holz-Aluminium hört auf den Namen Edition 4.
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Alto Nova – Holzfenster-Schutzsysteme aus Aluminium von Stemeseder © Mag. (FH) Hubert Burböck

Rahmenlos helle Freude. Glas statt Rahmen – in diese Richtung tendieren Gaulhofer, Übelbach, Josko, Ried, und der Handwerksbetrieb Silber, Mistelbach bei Wels.
Mit seiner Glassline will Gaulhofer Fenster ohne äußeren Flügelrahmen positionieren. „Außen bietet das neue System mit seiner großen Glasfläche eine absolut freie Aussicht und somit neue Möglichkeiten für ein individuelles Design der Fassade“, erklärte der deutsche Verkaufsleiter Karl Heinz Gerz, der die Vorteile wie erhöhten Lichteinfall, schlankes Profil und verbesserte Statik des neuen Systems hervorhob. Das Isolierglas – 24 bis 31 mm stark – wird mit einem Zwei-Komponentenkleber auf Silikon-Kautschuk-Basis verklebt und ist laut eigenen Angaben wartungsfrei. Glassline wird bei Holz-Aluminium, Kunststoff und Kunststoff-Aluminium-Fenstern angeboten.
Rahmenlose Aussichten bietet Josko mit dem System Fixframe – einem Ganzglas-Montagesystem. „Wir bieten mit Fixframe ein zeitgemäßes und architektonisches Erscheinungsbild, das wärme- und bautechnisch einer Holz-Alu-Fixverglasung entspricht“, erläuterte der Verkaufsmanager Roland Leitner. Der Fixframe liegt in der Dämmebene und ist somit nahezu unsichtbar. „Wir garantieren damit ein offenes und freies Wohnen“, strich Leitner hervor.
Silber präsentierte das passivhaustaugliche Stufenglasfenster mit außen rahmenlosen Glas und Effektoberfläche. „Im Innenbereich können feinste Hölzer verwendet werden. Außen bieten wir zeitgemäßes Design und überdurchschnittliche Versorgung mit Tageslicht“, schwärmt Verkaufsberater Hermann Lehnert und verwies auf reges Interesse an der Glasfassade durch Architekten.
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Eine beflammte Holzrahmen-Füllungstür am Stand von ift Rosenheim © Mag. (FH) Hubert Burböck

Netzwerke in Vermarktung und Entwicklung. Der bereits vor Jahren entstandene „Fensterpakt“ rund um den Tiroler Fensterbauer Paulus Freisinger präsentierte sich heuer als Vermarktungs- und Entwicklungsgesellschaft Optiwin. Die seit einigen Jahren als Verein kooperierenden neun mittelständischen Fensterhersteller erweitern und festigen mit Förderungen und einem 500.000 €-Budget ihr Kooperationsnetzwerk. „Unsere Philosophie basiert auf enger Entwicklungs- und Vermarktungskooperation. Wir generieren neue Ideen, tauschen Erfahrungen und auch Mitarbeiter untereinander aus“, erklärte Paulus Freisinger, einer der Begründer des Netzwerkes. „Durch Kundennähe, schlanke Strukturen und gebündeltes Know-how könne Optiwin dynamisch auf den Märkten agieren. Innovationen würden schnell von der Idee zum Prototyp und zum Endprodukt entwickelt – Time to Market“, war vom Geschäftsführer Franz Freundorfer zu erfahren. Die Gruppe spezialisiert sich auf Fenster, Türen und Fassaden für Passivhäuser und sagt sich eine jährlich verdoppelnde Zuwachsrate voraus.Action und Kriminalität „live“. „In Sicherheit leben“, war das Motto des Institutes für Fenstertechnik (ift) Rosenheim/DE, welches mit Industriepartnern und dem bayrischen Landeskriminalamt die zentrale Bedeutung des Themas Sicherheit für das Bauen der Zukunft thematisierte. Vor staunendem Publikum wurden Fenster mit einfachsten Werkzeugen in Minuten „geknackt“.
Veranschaulicht wurden Mängel bei unprofessioneller Nachrüstung an bestehenden Gebäuden in Eigenregie. Es reiche nicht, einfache Zusatzriegel- und Beschläge aus dem Baumarkt zu montieren, sondern alle Glieder der Sicherheitskette müssen verbessert werden. Auf die Notwendigkeit der Prüfung und Analyse durch spezialisierte Fachunternehmen wurde hingewiesen. Dasselbe gelte für den Brandschutz, wo Versuche und Testberichte präsentiert wurden.
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"Schieb-mich-hoch"-Fenster von Sorpetaler Fensterbau vereinigen Nostalgie und Funktionalität © Mag. (FH) Hubert Burböck

Nostalgie und Komfort vereint. Eine gelungene Mischung von Nostalgie, Komfort und Effizienz wurde vom Sauerländer Fensterbauer Sorpetaler, Sundern-Hagen/DE, vereint. Mit dem „Schieb-mich-hoch“-Fenster Mowinstar werden nach eigenen Angaben im Alt- und Neubau neue Perspektiven eröffnet.
„Das Öffnen des Fensters spart Platz, ist bequem und kann, ohne den Sims abzuräumen, leicht bedient werden", porträtierte der Geschäftsführer Eduard Appelhans die Entwicklung.Passivhaus geeignete Aluminiumprofile. Seit Jahren beschäftigt sich Stemesberger, Hof bei Salzburg, mit Holzfenster-Schutzsystemen aus Aluminium. Individuelle Profile können auf Neufenster und auf bereits eingebaute Holzfenster montiert werden.
Eine mit Zellulose-Dämmung ausgestattete Variante der Salzburger Profile stellte vor dem Passivhaus-Institut, Darmstadt/DE, seine Eignung für Passivhäuser unter Beweis.