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Univ.-Prof. DDr. h.c. Gero Becker, Freiburg im Breisgau/DE © Dr. Stefan Peters

Nahtstelle statt Schnittstelle

Ein Artikel von Dr. Stefan Peters aus Hannover/DE | 05.05.2005 - 00:00
Die Prozesskette Holz bedarf in Deutschland offenbar immer noch der Optimierung. Während die technischen Voraussetzungen vorhanden sind, müssen Lücken geschlossen, Schnittstellen definiert und Vertrauen in die Marktpartner aufgebaut werden.
Moderiert von Stefan Winter, bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung Leiter des Wirtschaftsressorts, veranstaltete das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF), Groß-Umstadt/DE, am 4. Mai anlässlich der Ligna+ in Hannover/DE ein sehr gut besuchtes Diskussionsforum.
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Univ.-Prof. DDr. h.c. Gero Becker, Freiburg im Breisgau/DE © Dr. Stefan Peters

Nutzen oder weichen. Die Preise für den Rohstoff Holz bilden sich auf einem Weltmarkt - nicht, wie zu vergangenen Zeiten, nach den Kosten. Laut Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Gero Becker müsse sich, wer noch etwas verdienen wolle, an den oben gedeckelten Preisen orientieren
Die deutschen Holzpreise frei Wald bewegen sich im europäischen Vergleich auf niedrigem, frei Werk hingegen auf höchstem Niveau. Das Kostenpotenzial von bis zu 5 €/fm gelte es, aufzudecken und zu eliminieren. Falls Holz in Deutschland nicht gemäß den Ergebnissen der zweiten Bundeswaldinventur von 2004 genutzt werde, wandere die Industrie ab in Richtung Osten. Die Zeit sei reif, dass Akteure, „die sich dazu in der Lage sehen, aufbrechen und etwas bewegen.
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Bernhard Hauck, Kuratorium f?darbeit und Forsttechnik, Gro?Umstadt/DE © Dr. Stefan Peters

Sache des Vertrauens. Nach Bernhard Hauck vom KWF seien die technischen Voraussetzungen für eine funktionierende Prozesskette gegeben. Es mangele jedoch an Kommunikation und gegenseitigem Vertrauen der Marktpartner - ein keineswegs neues Problem. Neu in Deutschland sei dagegen, dass sich auf Seite der Waldbesitzer etwas bewege, gestützt vom politischen Willen in Form der Charta für Holz.Teurer Standort. Bernd Jorkisch, schleswig-holsteinischer Unternehmer für Holzhandel, Holzveredlung und Gartenholz aus Daldorf/DE, bezeichnete die Lücken in der Kette nicht als Erkenntnis-, sondern als Umsetzungsproblem. Die Rahmenbedingungen: Der Standort Deutschland ist zu teuer bei den Faktoren Arbeit und Transport und werde durch „überbordende Sozialsysteme” stark belastet. Der selbstwerbende Rohholzhändler bezeichnete sich als „breit aufgestellt” und in der Lage, die Kette zu schließen.
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Klaus Jänich, Niedersächsische Landesforsten, Braunschweig/DE © Dr. Stefan Peters

Fehlt die ordnende Hand? Klaus Jänich, Vizepräsident und Abteilungsleiter Produktion der seit Anfang diesen Jahres als Anstalt öffentlichen Rechts gestartete Niedersächsischen Landesforsten, Braunschweig/DE, will eigene Prozesse analysieren, Strukturen optimieren und die Schnittstellen lieber als Nahtstellen verstehen. Er sucht nicht nach einer „ordnenden Hand”, sondern nach Partnern, mit denen entsprechende Standards definiert werden können.
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DI Holger Seidel, IFF Fraunhofer, Magdeburg/DE © Dr. Stefan Peters

Standards aufbauen. Holger Seidel, Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) Magdeburg/DE, ermöglichte den Blick auf Forst und Holz von der anderen Seite des Tellerrandes: So hätten auch andere Branchen „riesige Investitionen” in die Prozessketten getätigt. Diese können dabei jedoch auf bestehende Standards - insbesondere bei betrieblicher Software - sowie Logistik-Dienstleister mit komplettem Angebot zurückgreifen. Für die forstlichen Prozessketten bedeute dies, die unterschiedlichen IT-Systeme zu koppeln, die Qualität der Daten zu verbessern sowie die Rechte und Rollen der Akteure zu definieren. Dies gelänge ausschließlich mit qualifizierten Arbeitskräften.