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Verbinden Ost-Rohstoffe mit West-Knowhow: Technomar-GF Izraeljan, Export-Chef Västrik © DI Robert Spannlang

Russland-Connections

Ein Artikel von DI Robert Spannlang aus Maardu/EE | 07.08.2006 - 00:00
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Verbinden Ost-Rohstoffe mit West-Knowhow: Technomar-GF Izraeljan, Export-Chef Västrik © DI Robert Spannlang

Wer von der stadtmauer-umschlossenen, hanseatisch geprägten Altstadt Tallinns zum Kabeltrommel-Hersteller Technomar & Adrem im Osten der Hauptstadt Estlands gelangen will, muss den erst schier endlosen Betonplattenbauten-Gürtel aus der sowjetischen Ära überwinden. Im Unternehmen, dessen Produktion teils in Hallen des ehemals staatlichen Zentrallagers, teils in hochmodernen Fertigbau-Hallen untergebracht ist, verbinden sich Tugenden aus beiden Welten. Jahrzehntelang währende Wirtschaftskontakte des Vorläufer-Unternehmens mit Russland und damit Zugang zu enormen Rohstoffreserven einerseits, ein teilweise im Westen ausgebildetes Management, gezielte Platzierung von Spezialprodukten auf lukrativen Westmärkten andererseits: All das macht Technomar heute etwa zum europäischen Marktführer bei Kabeltrommeln und neuerdings zum vielversprechenden Produzenten von Eichen-Parkett.

Technomar-Facts

Mitarbeiter: 650
Gegründet: 1990
Eigentümer: Igor Izraeljan, Familie Izraeljan
Produkte: Eichen-Parkett, Sperrholz-Faltschachteln, Kabeltrommel-Seiten, Möbel-Komponenten, Sperrholz
Export: 95%
Exportmärkte: Europa, Skandinavien, USA, Fernost
Vertretungen: Großbritannien, Norwegen
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Maschinenpark State-of-the-Art: Schroeder-Hobelanlagen für die Parketterzeugung © DI Robert Spannlang

Noch erlaubt das vergleichsweise niedrige Lohnniveau im Neo-EU-Land einen relativ hohen Grad an Handarbeit im Betrieb. „Doch auch wir müssen automatisieren”, so Vladimir Västrik, Export-Leiter bei Technomar. „Vor allem, weil wir hier nicht genug Arbeitskräfte bekommen”, verweist er auf die enorme Konkurrenz des finnischen Arbeitsmarktes mit fast doppelt so hohen Löhnen. „Und Helsinki ist nur 30 Minuten entfernt.”
Spezial-Sperrholz. Der Sperrholzhandel mit russischer Ware wurde später um eine eigene Produktion ergänzt. Technomar ist heute auf Sonderformate und -stärken - beschichtet und laserschnitt-tauglich spezialisiert. Davon setzen die Esten 50.000 m³/J ab, vor allem auf den Exportmärkten Polen, Großbritannien und Schweden. Abnehmer sind unter anderem Parketthersteller wie Tarkett, Hanaskog/SE, oder Baltic Wood, Jaslo/PL, für die Verwendung als Parkett-Mittellage.
Eichenparkett-Produktion gestartet. Seit Juni produziert Technomar 3-Schicht-Eichenparkett als Landhausdiele und als Schiffboden auch selbst. Der Lizenz-Erwerb für das Unilin-Klick-System sowie von Bürkle-Spezialpressen, Freudenstadt/DE, oder von Woodeye-Scannern, Linköping/SE, zeigt, wie ernst die Esten es mit diesem Produkt meinen. Geht es nach Västrik, sollen neben Kunden in Russland bald auch jene in der EU mit Parkett aus Maardu/EE beliefert werden.
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Kreuzweise vernagelte Kieferstäbchen – rundgesägt, gefräst, gefast, geschliffen – verlassen als Kabeltrommel-Flansche das Werk © DI Robert Spannlang

Kreuzweise vernagelt. In der riesigen Produktionshalle für die Kabeltrommel-Seiten werden von einem Heer von Arbeitern kammergetrocknete Kiefern-Stäbchen zu Rohlingen zusammengesetzt und zweilagig kreuzweise vernagelt, an Bandsägen rundgesägt, Niet- und Kabelbohrungen gesetzt und ausgefräst, die Scheiben rundum gefast. Erst im Vorjahr wurde die Trockner-Kapazität um sieben Mühlböck-Kammern aufgewertet. „Zehn Lkw vollbeladen mit unseren Produkten verlassen täglich unseren Betrieb”, betont der Export-Manager.
Technobox als Exportschlager. Auch haben die Esten das Prinzip der Mehrfach-Gebinde mit Lock-Profilen übernommen und das Produkt verfeinert. Die robusten Schachteln werden auch maßgefertigt und können nach Gebrauch flach gefaltet gelagert oder transportiert werden: Aus der Ausgliederung der Sperrholz-Produktion wurde ein einträglicher Exportschlager.
Als geschickte Ost-West-Mediatoren der Holzbranche und mit Spürsinn für lukrative Märkte und Produktnischen sind die Esten stetig gewachsen. Man wird weiter von ihnen hören.