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Zwei Walzenpaare werden über ein mechanisch gekoppeltes Antriebssystem angetrieben - hydraulischer Antrieb sorgt für Grundgeschwindigkeit, ein Hochleistungs-Servoantrieb übernimmt die Feinabstimmung © DI Gerd Ebner

OSB Keilzinken

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 08.05.2008 - 09:10
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Kontrolle der ersten Zinkungen: Ledinek-Geschäftsführer Gregor Ledinek (3. v. li) gibt Anweisungen – Projektleiter William Baird (re.) von Louisiana-Pacific ist stets dabei © DI Gerd Ebner

Der US-Holzwerkstoff-Produzent suchte eine Lösung, seine mit Schnittholz-Optik versehenen OSB-Paneele von den Dimensionen der Plattenformate zu lösen. Diese sollen zuerst endlos keilgezinkt und dann auf die gängigen US-Fassadenmaße abgelängt werden. Dabei stellen sich für Maschinenbauer gleich mehrere Herausforderungen:
die Oberfläche ist beschichtet, was die Fixierung in einer Presse erschwert
die Platten sind nur zwischen 19 und 25 mm stark – was unter anderem hohe Anforderungen auch an die Werkzeuge stellt
Holzwerkstoffe haben ganz andere Eigenschaften als Massivholz. Mit Letzterem kann der Maschinenbau in der Keilzinkung besser umgehen.

12 m-Paneele genau Erzeugen

Die Anforderungen, die Lousiana-Pacific-Projektleiter William Baird Geschäftsführer Gregor Ledinek präsentierte, waren: Die horizontale Kontizink braucht bis zu 20 Takte pro Minute – was machbar ist, gibt es doch im Massivholzbereich schon Anlagen mit bis zu 48 Takten pro Minute. Es müssen bis zu 12 m lange OSB-Paneele bei bis zu 80 m/min von einer fliegenden Kappsäge aus dem Endlosstrang erzeugt werden. Für die Flachkeilzinkung hält Ledinek-Verkaufsleiter Robert Mlinaric selbst 40 Takte und 150 m/min für möglich.
Einen Prototyp zu bauen und diesen ohne Funktionskontrolle über den Atlantik zu schicken, hätte Unsicherheiten gebracht. Und so wurde in einer neuen Montagehalle die Kontizink aufgebaut und in Betrieb genommen.

Ausrichten, gerade spanen, anritzen

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Zwei Walzenpaare werden über ein mechanisch gekoppeltes Antriebssystem angetrieben – hydraulischer Antrieb sorgt für Grundgeschwindigkeit, ein Hochleistungs-Servoantrieb übernimmt die Feinabstimmung © DI Gerd Ebner

Nach der Aufgabe führt ein Querförderer die OSB-Elemente der Keilzinkung zu. Um ein allfälliges späteres Zinkenspiel zu vermeiden, werden die Stücke ausgerichtet und mit einem Zerspaner ausgeformt. Man entschied sich dafür, vor dem Keilzinken noch eine Ritzsäge zu installieren.
Die Beleimung der Zinken (EPI) beendet die erste Bearbeitung. Nach erfolgter zweiter Stirnseiten-Bearbeitung geht es in den Längstransport: Mit integriertem Aufholband gelangen die OSB-Paneele in eine Einfädelstrecke. Dass dessen Führung eine angetriebene Kette integriert hat, ist ein Ledinek-Detail.

Kürzer, leichter zugänglich

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Walzenrad nach Einfädelstation – Ledinek-like wurden sämtliche Komponenten äußerst robust ausgeführt © DI Gerd Ebner

Die Kontizink-Presse selbst wurde weiterentwickelt. So sind die massiven Räder, die das Holz so verzögern, dass sich ein Pressdruck von bis zu 6,6 t aufbaut, nicht mit Luft gefüllt sondern bestehen aus Vollgummi somit kann mehr Pressdruck mit geringerer Räderanzahl erzeugt werden, glaubt man bei Ledinek. Auch ist die Presse einseitig offen – bei Brüchen lassen sich die Stücke leichter aus der Maschine holen. Für die Verzögerung sorgen zwei Walzenpaare. Bisher waren es drei – so ist die Pressstrecke kürzer (3 m Platzbedarf).
Nach der Verpressung verlässt ein Endlosstrang die Maschine. Dieser wird mit einer mitfahrenden Säge „fliegend“ gekappt. Eine Servosteuerung sorgt hier für Präzision. „Eine kontinuierliche hohe Geschwindigkeit um die 80 m/min ist für entsprechende Leistung wichtig. Dass dabei kleinste Messfehler der Säge zu großen Längsfehlern führen, ist klar – entsprechend genau muss bei der Ablängung gearbeitet werden“, weist Mlinaric auf Schwierigkeiten hin.

Doppelt gemoppelt

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Neue fliegende Säge muss bei bis zu 80 m/min eine Genauigkeit von ±10 mm auf 10 m Länge ermöglichen – im Bild Messrad (li.), Riemenantrieb (unten), Servoantrieb und Säge (re.) © DI Gerd Ebner

Die Geschwindigkeitssteuerung ist das Um-und-Auf bei Verpressung und Ablängung. Daher werden die mächtigen Walzenpaare über einen Differenzialantrieb gesteuert. Es gibt zwei Steuerkreise. Für die Grundgeschwindigkeit sorgt die Hydraulik. Eine Servosteuerung regelt nach, falls es Differenzen zur Soll-Geschwindigkeit gibt. „Die höhere Genauigkeit macht sich beim Endprodukt bemerkbar. So werden aber auch Lamellenbrüche vermieden – was die Verfügbarkeit steigern wird“, erläutert Geschäftsführer Gregor Ledinek.
Die fliegende Ablängsäge verfügt über eine Steuerung von Lenze, Enns. Diese synchronisiert die Säge auf die Vorschubgeschwindigkeit nach der Presse. „Beim Endprodukt garantieren wir ±10 mm bei 10 m-Länge“, betont Mlinaric.

Blockhausbohlen weitere Möglichkeit

Die in Maribor aufgebaute Anlage stellt eine Weiterentwicklung der Kontizink dar, wie sie etwa seit Jahren erfolgreich in zahlreichen BSH-Produktionen läuft. Mayr-Melnhof Systemholz oder Nordlam (100.000 m3/J) waren die Ersten, die auf die Kontizink setzen. „Als horizontale Ausführung könnte die Kontizink etwa für Blockhausbohlen-Hersteller interessant sein“, überlegt Mlinaric. Einen Tag nach dem Holzkurier besuchte eine skandinavische Delegation die voll funktionstüchtige Kontizink in Maribor. Für die finnischen Blockhaushersteller müssen 60 bis maximal 80 mm starke Werkstücke bearbeitet werden. Laut Mlinaric sind selbst 125 mm machbar. Die Werkzeuge für diesen herausfordernden Auftrag wurden von Leitz in Österreich entwickelt. Ist man mit den ersten Probeläufen in den USA zufrieden, so werden danach Diamant-Werkzeuge eingesetzt.

Rascher Start

Bestimmungsort für die Keilzinkung ist der Louisiana Pacific-Standort Two-Harbor/US. Dort sollen Mitte Mai die ersten Kundenaufträge abgewickelt werden. Nur sieben Wochen nach dem Abbau in Maribor.