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400 Gäste waren am 4. Juli geladen, um mit der Holz Schiller-Mannschaft die Wiedereröffnung des Fensterkantelwerkes zu feiern © DI (FH) Martina Nöstler

Aus Tradition erfolgreich

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 14.07.2008 - 15:02
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400 Gäste waren am 4. Juli geladen, um mit der Holz Schiller-Mannschaft die Wiedereröffnung des Fensterkantelwerkes zu feiern © DI (FH) Martina Nöstler

Bis auf die Grundplatte brannte am 21. April das Fensterkantelwerk von Holz Schiller in Regen ab. Grund dafür war ein technischer Defekt in der Hobelmaschine. „Doch schon am nächsten Tag stand fest, dass wir wieder aufbauen werden“, verkündete Geschäftsführer DI (FH) Heinrich Schiller den Gästen (sh. Link unten). „Über 600 Einsatzkräfte waren beim Brand, der sich in Minutenschnelle ausbreitete, zur Stelle. Die Löscharbeiten dauerten drei Tage“, erzählte Werksleiter DI (FH) Josef Reith. Dennoch hatte man Glück im Unglück: Wäre der Wind aus Westen gekommen, wäre die gesamte Produktion von Schiller betroffen gewesen. Und das Wichtigste: Es gab keine Personenschäden.

Neun Monate bis zur Geburt

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Schlüsselübergabe: Xaver Haas (li.) überreichte Geschäftsführer DI (FH) Heinrich Schiller symbolisch einen überdimensionalen Holzschlüssel © DI (FH) Martina Nöstler

Am 1. Juli konnte mit den Bauarbeiten der neuen Produktion begonnen werden. Die Halle – eine gelungene Mischung aus Ingenieurholzbau und Stahlbau – stammt von Haas Fertigbau, Falkenberg/DE. Das Unternehmen war für den Bau als Generalunternehmen zuständig. Bereits zur Ligna in Hannover Mitte Mai vergab Schiller einen Großteil der Aufträge an die Maschinenlieferanten. „Mitte September waren 50 % der Halle fertiggestellt. Leider kamen Mitte Oktober 20 cm Neuschnee, die den Bau etwas verzögerten. Dennoch konnten Anfang des Jahres die ersten Maschinen starten“, umriss Reith den sehr engen Zeitplan. Mittlerweile laufen alle Produktionsanlagen voll und auch die Kinderkrankheiten wurden behoben. „Nun haben wir eine der modernsten Produktionsanlagen in Mitteleuropa mit einem sehr hohen Automatisierungsgrad“, sagte der Werksleiter zufrieden.

Durchdachter Ablauf für hohen Ausstoß

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Feierliche Segnung der Halle durch Abt Wolfgang Hagl, Benediktiner-Abtei Metten © DI (FH) Martina Nöstler

Mittels Vakuumentstapelung werden die getrockneten Schnittholzpakete vereinzelt und mit einem Weinig-Hydromat 30 vorgehobelt. Ein Wood‑Eye-Scanner kontrolliert im unmittelbaren Anschluss die Qualität. „Hier erzielen wir Vorschübe bis 300 m/min“, meinte Reith. „Durch die Kombination von zwei Farbkameras mit vier Schwarz-Weiß-Kameras und mehreren Lasersensoren werden helle und dunkle Äste, Harzgalle, Risse, Wurm- und Käferbefall, Farbfehler und bestimmte Strukturmerkmale wie Buchs und Faserverlauf erkannt. Durch den Scanner erreichen wir eine Ausbeute-Verbesserung sowie die optimale Nutzung unseres Rohstoffes.“
Zu nasse oder trockene Lamellen werden vor dem Scanner per Durchlauffeuchtemessung aussortiert. Zwei servogesteuerte Hochleistungskappsägen OptiCut 450 Quantum von Dimter, Illertissen/DE, schaffen bis zu 500 Kappschnitte pro Minute bei einem Vorschub von 415 m/min. Schichtleistungen von über 35.000 lfm seien möglich.
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Mit modernen Produktionsanlagen ist ein jährlicher Ausstoß von 60.000 m³ geplant © DI (FH) Martina Nöstler

Die Fixlängen von 0,5 bis 4 m, die mit der Kappsäge erzeugt werden, gehen direkt zur Hobelanlage Unimat 23 EL von Weinig, Tauberbischofsheim/DE. Fensterkantel bis 6 m Länge sowie Ware für tragende Teile bis 12 m werden auf einer Hochfrequenzpresse von Kallesoe, Lem/DK, verpresst. Durch den 200 kW starken Generator werden laut Reith sehr kurze Presszeiten erreicht.

Hohe Leistungen

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Airotherm-Fensterkantel ist das neueste Produkt von Holz Schiller © DI (FH) Martina Nöstler

Die Kappstücke werden hinter den Dimter OptiCut Quantum in Boxen abgeworfen. Die Aufgabe an der Keilzinkenstation von Grecon, Alfeld/DE, passiert über die neuartige Zentrifuge: Damit können sehr rasch die Kurzteile in die Hochleistungs-Anlage eingefädelt werden. Aufgrund der hohen Mengen wurden bei Holz Schiller zwei Paketierstationen von Sicko, Zaisenhausen /DE, installiert. Für die Keilzinkung sind zwei Frässtationen Turbo S von Grecon im Einsatz. Für die Beleimung wird entweder PVAC- oder Melamin-Klebstoff verwendet. Bei der Keilzinkung bezifferte Reith die Schichtleistung mit über 15.000 lfm.
Danach werden die keilgezinkten Lamellen an einer vollautomatischen Hochleistungshobelmaschine von Weinig, einem Hydromat 2000, endbearbeitet. Unmittelbar davor ist auch eine Mehrfachkappung möglich. Die Maschine verfügt über sieben Hydrospindeln. Außerdem wurde eine separate Sägespindel zum Einfräsen von Nuten für die Fensterkanteln Airotherm sowie Dendrolight-Platte integriert. Dahinter gibt es vielfältige Sortiermöglichkeiten zum Trennen und Abstapeln der verschiedenen Qualitäten und Sortimente.
Die keilgezinkten Lamellen für die Fixlängen gelangen zu einer Sektionenpresse. Für die rasche Zuführung wurde vor wenigen Wochen von Kallesoe noch eine Aufgabe installiert.

Vorträge rund um die Eröffnungsfeier

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Neues Produkt aus Regen: Marco Horn und Heinrich Schiller (v. li.) zeigen das neue Fensterkantel Airotherm © DI (FH) Martina Nöstler

Geschäftsführer Schiller gab den Gästen einen Einblick in die vielfältigen Produkte des Unternehmens. Als Neuheiten hob er neben dem Airotherm-Fensterkantel auch die TMT-Produkte (Thermoholz) hervor. Marco Horn, zuständig für die Entwicklung und den Vertrieb bei Holz Schiller, erläuterte die Vorteile der neuen Energiesparkantel Airotherm: „Mit der Luftschicht als Dämmung, die wir in das Kantel fräsen, erreichen wir einen um 0,2 W/m2K besseren Dämmwert. Bei den heutigen Energiepreisen amortisieren sich die Fenster nach etwa zehn Jahren.“ Dr. Wolfram Scheiding vom Institut für Holztechnologie Dresden stieß in ein ähnliches Horn: „Die Uw-Werte mit TMT verbessern sich um 0,1 bis 0,2 W/m2K. Holzfenster werden durch den Einsatz von TMT verbessert.“
Gemeinsam mit der Lackfabrik Adler, Schwaz, führt Schiller derzeit Bewitterungsversuche von Fensterkanteln mit Thermoholz in Kiefer, Fichte, Tanne, Buche und Pappel durch. Da die Tests erst vor wenigen Monaten gestartet wurden, konnte Dr. Peter Hoernes von Adler nur vorläufige Ergebnisse präsentieren. Zu bemerken ist, dass sich die neue Gehrungsverbindung von Holz Schiller (Dübel, Schraube, Schwalbe und PU-Klebstoff) vor allem bei TMT-Buche wesentlich besser verhält als eine normale Schlitz-Zapfen-Eckverbindung. Außerdem stellte Hoernes das neue, farblose Beschichtungssystem Aquawood Ligno+ von Adler vor, das vor allem bei Fenster und Haustüren in Nadelholz überzeuge.

Holz Schiller-Gruppe

Geschäftsführer: DI (FH) Heinrich Schiller
Standorte: Regen/DE (Unternehmenszentrale), Klatovy/CZ, Pila Luby/CZ, Cheb/CZ
Mitarbeiter: 650
Produkte: Fensterkanteln, Türfriesen, Platten, Fassaden- und Terrassenholz, Holzfensterprofile, Fensterläden, Schnittholz, Pellets
Holzarten: Fichte, Kiefer, Lärche, sibirische Lärche sowie Laubholz
Fensterkantel: Kapazität bei über 60.000  m³/J