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Bürkle-Produktmanager Wolfgang Melies informierte über Produktionsanlagen © DI (FH) Birgit Fingerlos

Leicht gemacht

Ein Artikel von DI (FH) Birgit Fingerlos aus Bad Salzuflen/DE | 23.02.2009 - 16:15
Unternehmen der Zulieferindustrie präsentierten von 9. bis 12. Februar auf der ZOW in Bad Salzuflen/DE die neuesten Leichtbau-Lösungen. Im Mittelpunkt stand die Ausstellung der Interessengemeinschaft Leichtbau (Igel), in der viele der Unternehmen, die sich mit Leichtbau beschäftigen, organisiert sind. Neben dem einfachen Handling und der Rohstoffersparnis sind es vor allem die geringeren Transport-, Energie- und Verpackungskosten, die Leichtbaulösungen für Möbelindustrie und Innenausbau, Messe- und Ladenbau so interessant machen. Nicht nur die stetig wachsenden Logistikkosten zwingen die Branche zum Umdenken in der Möbelkonstruktion – auch angesichts der immer schwieriger werdenden Rohstoffversorgung investieren bereits einige Hersteller von Span- und Faserplatten verstärkt in neue, leichte Konstruktionslösungen wie Wabenplatten.

Förderprojekt soll kommen

Bei Igel erwartet man die Genehmigung des Förderprojektes „Leichtoffensive OWL”. In diesem sind mehrere Einzelprojekte inkludiert. Beispielsweise lightweight.training betrifft die Berufsausbildung und Weiterbildung, lightweight.manufacturing beschäftigt sich mit Be- und Verarbeitung sowie Erfahrungsaustausch. „Wir versuchen solche Themen zu positionieren, die alle teilnehmenden Unternehmen betreffen. Dadurch wird Konkurrenzdenken vermieden”, informierte Igel-Geschäftsführer DI Thorsten Ober. Über 25 Igel-Mitglieder nutzten während der ZOW-Messetage die Chance, sich auf einer eigenen Präsentationsfläche vorzustellen. Inzwischen ist die Zahl der Igel-Mitglieder auf etwa 50 angewachsen. Neben Zulieferern zählen auch Möbel-Hersteller, wie Poggenpohl, Interlübke, Wellemöbel und Miele-Küchen zum Netzwerk.

Platten-Fertigung

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Bürkle-Produktmanager Wolfgang Melies informierte über Produktionsanlagen © DI (FH) Birgit Fingerlos

Eine neue Anlage für die Papierwabenplatten-Herstellung hat Bürkle, Freudenstadt/DE, in einem amerikanischen Swedwood-Werk installiert, erfuhr man auf der ZOW. Produziert werden Platten mit vorgefertigten Längsriegeln. Auf einer Linie kann ein-, zwei- und viersträngig gefahren werden. „Das ist weltweit die erste Anlage, die Papierwabenplatten im Strangverfahren hergestellt”, sagte Bürkle-Produktmanager Wolfgang Melies. Bei Swedwood werden Elemente bis zu 6,1 m Länge und 1,2 m Breite gefertigt. Diese sind als Halbzeuge für den Innenausbau und die Möbelproduktion verwendbar. „Durch die vorhandenen Längsriegel lassen sich hier bekannte Beschlags- und Verbindungstechniken verwenden”, erklärte Melies.

Leichte Holzwerkstoffe

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Das komplette Sortiment der Elka-Holzwerkstoffe  punktet mit geringem Gewicht © DI (FH) Birgit Fingerlos

Auch einige Hersteller von leichten Holzwerkstoff-Platten waren auf der Messe vertreten. Darunter beispielsweise Elka-Holzwerke Lud. Kuntz, Morbach/DE, und Nolte Holzwerkstoff, Germersheim/DE. „Vieles spricht für Leichtbau. Vor allem die Neuentwicklungen der vergangenen Jahre bestätigen uns, dass das Thema zukunftsträchtig ist”, argumentierte Elka-Verkaufsleiter Hans-Jürgen Löhe. Bei Elka hat man Papierwabenplatten mit einer Naturholz- oder einer Span-Deckschicht sowie leichte Spanplatten im Sortiment. Die Naturholzwabenplatte wird im Format 505 mal 205 cm hergestellt und punktet mit gutem E-Modul in Längsrichtung bei einem niedrigen spezifischen Gewicht ab 110 kg/m3. Standardmäßig wird die Platte in 30, 40 und 70 mm Stärke mit einer Naturholzdeckschicht in Fichte oder Douglasie produziert. Die Spanwabenplatten im Format 520 mal 205 cm mit einer 8 mm Spandeckschicht werden in 38 und 50 mm Stärke angeboten. „Die Platten weisen eine hohe Biege- und Querzugfestigkeit mit daraus resultierender optimaler Stabilität auf und sind ohne Stützkante bekantbar”, so Löhe.

Federleichte Spanplatte

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Nolte und BASF auf der ZOW-Sonderschau materialZ © DI (FH) Birgit Fingerlos

Nolte Holzwerkstoff präsentierte gemeinsam mit BASF die Produktentwicklung AirMaxx. Die AirMaxx lässt sich beschichten und verarbeiten, wie man es von einer Spanplatte gewohnt ist. Vorteile dieses Produktes liegen in der gesamten Wertschöpfungskette, erfuhr man am Nolte-Messestand. Als Beispiele wurden die niedrigen Transportkosten und das einfache Handling genannt. „Kunden fragen oft nach der Verwertung von AirMaxx-Produktionsresten. Der neue Werkstoff ist stofflich und thermisch wie normale Spanplatten verwertbar”, sagte Bernd Wittke, Leiter für Forschung und Entwicklung bei Nolte Holzwerkstoff. „Wir werden in den Nolte-Küchenwerken heuer die Produktion umstellen. Künftig sollen die Arbeitsplatten und Wangen ausschließlich in AirMaxx gefertigt werden”, kündigte Wittke an.

Leichte Möbelkomponenten

„Wir beliefern Möbelhersteller mit Leichtbau-Einzelkomponenten”, erklärte Marco Wiedemann, Vertriebsleiter bei Heinz Severin Holz und Kunststoff, Ense-Waltringen/DE. Gefertigt werden rahmenlose Leichtbauartikel mit Wabenkern in allen handelsüblichen Dekoren. Die Materialstärke beträgt 60 mm. Die Einzelteile werden in der Stützkantentechnik bis zu einer maximalen Länge und Breite von 2750 mm hergestellt. Jede Form, eckig oder rund, kann realisiert werden. Vor allem Möbel in U-Form seien im Trend, ist Wiedemann überzeugt. Im Unternehmen fertigt man vor allem Möbelkomponenten für Hocker und Tische. Künftig will man auch im Schrankbereich stärker vertreten sein. Deutschland, Spanien, Italien und die Benelux-Länder zählen zu den Severin-Hauptmärkten.

Leichtbau-Beschläge

Bereits seit vier Jahren beschäftigt man sich bei Hettich, Kirchlengern, mit dem Thema Leichtbau. Tobias Meer, technischer Berater bei Hettich, präsentierte am Igel-Messestand das System hettinject. Er ist davon überzeugt, dass Kunden nur dann in eine neue Maschinentechnik investieren, wenn man ihnen auch ein zukunftsträchtiges System bietet. „Der Einsatz dieses Klebedübels erübrigt die Herstellung von Spezialbeschlägen für Leichtbauplatten”, argumentierte Meer.
„Viele Verarbeiter sagen o. k. zur Leichtbauplatte, aber sie fragen sich, wie sie zu bearbeiten ist”, erklärte Koch-Gebietsverkaufsleiter André Grote, die Teilnahme der Gerhard Koch Maschinenfabrik, Leopoldshöhe/DE, am Igel-Messestand auf der ZOW. Das Unternehmen hat eine Lösung zum Einbringen von Beschlägen in die riegellose Leichtbauplatte entwickelt. Mit der Maschine ist ein vollautomatischer Ablauf zum Bohren, Einbringen und Verkleben der Beschläge möglich. „Die Koch Sprint-LightPanel wollen wir auf der Ligna in Hannover vorstellen”, informierte Grote anlässlich der Messe.