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Prokurist Ernst Metzler neben dem Waco-Hydromat 4000, mit dem die Rohware vorgehobelt wird © DI (FH) Martina Nöstler

Unabhängig und modern

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 23.03.2009 - 17:48
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Prokurist Ernst Metzler neben dem Waco-Hydromat 4000, mit dem die Rohware vorgehobelt wird © DI (FH) Martina Nöstler

Mit der neuen Produktion für Fensterlamellen sind wir jetzt unabhängiger“, erläutert Dipl.-Volkswirt Ernst Metzler, Prokurist bei Münchinger Holz, Leutershausen/DE. „Mit den Anlagen haben wir eine höhere Fertigungstiefe bekommen und mehr Kapazitäten im eigenen Haus geschaffen. Damit können wir auf die Marktgegebenheiten flexibler und auf Anfragen rascher reagieren.“ Seit dem Umbau wird mit einer Anlage der gleiche Ausstoß erzielt wie bisher mit drei.

Sechs Monate Bauzeit

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Schematische Darstellung Weinig-Gruppe des Ablaufes: 1 Kippentstapelung, 2 Hobel, 3 Scanner, 4 Kappanlagen, 5 Stapelautomaten © Weinig

Im Dezember 2007 reichte Münchinger den Bauantrag für das neue Werk – mittlerweile die vierte Produktions- und Lagerhalle am Standort Leutershausen – ein. Bereits im März 2008 starteten die Bauarbeiten und im Juli wurden die ersten Maschinen geliefert. Sechs Monate nach dem Baubeginn konnte der Probebetrieb aufgenommen werden. Zusätzlich zum neuen Lamellierwerk errichtete Münchinger noch eine Brikettproduktion mit zwei mechanischen Pressen inklusive Roboterstapelung und Verpackungsanlage.
Für das neue Werk wurde eine 9800 m2 große Halle errichtet, ausgeführt mit Stahlbetonstützen und BSH in der Dachkonstruktion. Die Halle ist mit einer Sprinkleranlage ausgestattet, die aus einem eigenen Wasserreservoir mit 530.000 l und zwei voneinander unabhängigen Pumpen versorgt wird. Zusätzlich wurde eine 1700 m2 große Lagerhalle gebaut.

Aus einer Hand

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Hochleistungs-Kappanlage OptiCut 450 Quantum von Dimter © DI (FH) Martina Nöstler

Für die Planung und Konzeption der neuen Anlagen war Weinig Concept, Tauberbischofsheim/DE, in Zusammenarbeit mit Münchinger verantwortlich. Die Leistung der gesamten Produktion (inklusive des neuen Werkes) am Standort Leutershausen beziffert Metzler mit 20.000 lfm Kanteln pro Tag. Ein Großteil der Maschinen stammt von der Weinig-Gruppe und deren Partner-Unternehmen: Die Mechanisierung lieferten Weinig und Sicko, Zaisenhausen/DE, die Hobelmaschine Waco, Halmstad/DE. Dimter, Illtertissen/DE, war für die Optimierungs-Kappsägen und Stapelautomaten zuständig. Bei der Keilzinkung griff man auf Grecon, Alfeld/DE, zurück. Weitere Lieferanten: Von Woodeye, Linköping/SE, stammt der Scanner, von Brookhuis, Enschede/NL, die Feuchtemessung.
Die Rohwaren-Pakete werden über die Kippentstapelung aufgeben und zur Hobelmaschine transportiert. Installiert wurde ein Hydromat 4000, der mit 150 m/min Vorschub das Holz vierseitig hobelt. „Wir haben uns für die Vorhobelung entschieden, damit dem Scanner eine saubere Ware zugeführt wird. Sonst werden eventuelle Verschmutzungen als Fehler angesehen und die Lamellen ausgeschieden“, erklärt Metzler. Der Nachteil der Vorhobelung sei allerdings, dass eine höhere Eingangsdimension notwendig ist. Der Hydromat 4000 kann auch als alleinstehende Anlage zum reinen Hobeln genutzt werden. Dafür wurde eine separate Auswurf-Station installiert.

Mit 250 m/min durch Scanner

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Zwei OptiCut 450-Kappanlagen (vorne links und rechts) bekommen die Ware von der Mechanisierung zugeteilt © DI (FH) Martina Nöstler

Hinter der Hobelmaschine wird die Ware als Pufferstation quer gefördert. Hier erfolgt die Krümmungsmessung sowie im anschließenden Längseinzug vor dem Scanner die Feuchtemessung. Lamellen, die nicht dem vorgegebenen Wert von 13 ±1 % Holzfeuchtigkeit entsprechen, fahren unbearbeitet durch die gesamte Anlage und werden am Ende gesammelt.
Der Woodeye-Scanner ist mit vier Farbkameras sowie Sensoren für sägeraues Holz ausgestattet. Der Vorschub beträgt bis zu 250 m/min, damit die nachfolgenden Kappsägen beständig mit Material versorgt werden.

Zwei Mal mit Hochleistung kappen

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Die Fixlängen von 0,8 bis 3 m werden an zehn Stapelautomaten OptiCut-Stacker von Dimter automatisch paketiert © DI (FH) Martina Nöstler

Die Verteilstation stellt die Ware für die Hochleistungs-Kappsägen Dimter-OptiCut 450 Quantum abwechselnd bereit. Die Steuerung erkennt, bei welcher Säge Kapazitäten frei sind und teilt die Werkstücke automatisch dementsprechend zu. „Die Leistung der Kappsägen liegt bei über 100 m/min“, informiert Metzler. Die Maschinen sind mit der bewährten Opticom-Direct-Steuerung ausgestattet. Damit können die Kappanlagen via Fernwartung überwacht werden. Bis zu 500 Produktgruppen und 350 Längen können mit Opticom-Direct gespeichert werden. Die OptiCut 450 Quantum kappen die Ware auf ±0,8 mm genau. Die vom Scanner ermittelten Daten gehen in Sekundenbruchteilen an die Kappsägen. Die vom Woodeye erkannten Fehlstellen werden längenoptimiert ausgekappt. Die Kappsägen verfügen über den patentierten servogesteuerten Abfallschacht. Dieser öffnet sich immer nur so weit wie nötig, um die Kappreste zuverlässig und ohne Leistungsverlust zu entsorgen, informiert man bei Dimter.
Die gekappte Ware wird an zwei Sortierlinien gestapelt: Fixlängen von 800 mm bis 3 m werden an zehn Dimter-OptiCut-Stackern automatisch gestapelt. Am Ende der Sortierlinie gibt es eine Box für Längen bis 6 m. Für Sonderdimensionen stehen elf Abwurfstationen zur manuellen Stapelung zur Verfügung. An zwei zusätzlichen Plätzen werden die Keilzinkenlängen in Containern gesammelt. Des Weiteren gibt es ein Förderband direkt zur Keilzinken-Anlagen. Dorthin wird die Qualität oder Dimension transportiert, die gerade bei der Keilzinkung benötigt wird.

Bis 1000 mm zur Keilzinkung

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Fräsen im Paket: Bei Münchinger wurde eine Keilzinkenanlage Typ Turbo-S 1000 von Grecon installiert © DI (FH) Martina Nöstler

Bei Münchinger wurde eine Keilzinkenanlage von Grecon Typ Turbo-S 1000 installiert. Holzlängen von 150 bis 1000 mm können damit verarbeitet werden. Die Querschnitte reichen von 18 mal 50 bis 50 mal 205 mm. Bis zu drei Mitarbeiter bereiten die Pakete für die Keilzinkung händisch vor. Die Pakete werden zuerst auf der einen Seite gefräst und beleimt. Danach kommen sie zur zweiten Fräse, wo man sie auf der anderen Seite bearbeitet und beleimt. Die Fräse ist auf eine Leistung von bis zu sieben Tischen pro Minute ausgelegt.
Die Lamellen werden mittels Bürste und einem patentierten Vakuum-Kettenbett vereinzelt und der Stirnseitenpresse zugeführt. Die Pressenleistung wird mit zwölf Takten pro Minute angegeben. Die maximale Länge der keilgezinkten Lamellen liegt bei 6 m. Mittels einer Kappsäge können diese allerdings gleich auf die geforderten Längen geschnitten werden. Danach wird die Ware mit einer Anlage von Sicko gestapelt.

Zufriedener Kunde

Mit der Installation ist Metzler sehr zufrieden. „Die Anlagen wurden auf den Tag genau geliefert und laut Plan in Betrieb genommen“, freut sich der Prokurist. Mit dem neuen Lamellierwerk fühlt man sich für die Zukunft gerüstet. „Derzeit sind wir noch gut ausgelastet. Im Export bekommen aber auch wir die Finanzkrise zu spüren.“

Münchinger

Geschäftsführer: Adolf und Harald Münchinger
Standorte: Ötisheim/DE (Zentrale), Leutershausen/DE
Niederlassungen: Italien, Indonesien, Tschechien, Bulgarien
Mitarbeiter: 140
Produktion: 4,4 Mio. lfm/J Fensterkantel
Vertrieb: 50 % Export, überwiegend europäischer Raum

Ausrüster Fensterkantelproduktion IV

Brookhuis: Feuchtemessung
Dimter: Optimierungs-Kappanlagen mit Einlaufmechanisierung, Stapelautomaten für Fixlängen
Grecon: Keilzinken-Anlagen
Limab: Krümmungsmessung
Scheuch: Absaugung
Sicko: Stapelanlage für keilgezinkte Lamellen, Containerentstapelung
Weinig: Mechanisierung
Weinig Concept: Projektierung Gesamtanlage
Waco: Hobelmaschine
Woodeye: Scanner