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Den Holzbaupreis Oberösterreich bekam Kumpfmüller für die Modernisierung der Karlhofschule © Forstassessor Peter Liptay

Holzbau in Kombination

Ein Artikel von Forstassessor Peter Liptay | 25.11.2009 - 08:45
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Herbert Anreiter (li.) und Georg Kumpfmüller jun. mit den Urkunden zum Holzbaupreis Oberösterreich und zum Holzkurier-Betrieb des Jahres © Forstassessor Peter Liptay

Um eine 720 m2 große Ebene wurde das Schulgebäude der Linzer Karlhofschule, einer Allgemeinen Sonderschule AS 04 in Linz, heuer aufgestockt (s. Link). Für die Modernisierung erhielt Georg Kumpfmüller am 11. September den Holzbaupreis Oberösterreich. Auf das dritte Geschoss wurde eine Holz-Beton-Verbunddecke aus BSH-Trägern und Betonelementen mit Aufbeton eingesetzt. Die Jury bezeichnete das Projekt als Musterbeispiel einer Aufstockung und würdigte es mit dem Anerkennungspreis im Bereich öffentliche Bauten. Die feierliche Eröffnung des neuen Schulgebäudes findet am 27. November statt. „Die hierbei verwendete Holz-Beton-Verbundbauweise ist richtungsweisend”, meint Bau- und Zimmermeister Herbert Anreiter, Geschäftsführer im Bereich Holzbau.

Pfosten-Riegel-Bauweise

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Die Pfosten-Riegel-Bauweise kam bei der Konstruktion des Gemeinde- und Pfarrzentrums Meggenhofen zum Einsatz © Georg Kumpfmüller

Individuelle Projekte sind die Stärke des Betriebes. Eine Spezialität von Georg Kumpfmüller ist der Pfosten-Riegelbau in Kombination mit Verglasungen, wie er bei der preisgekrönten Karlhofschule praktiziert wurde. Diese Bauweise wird derzeit auch beim Seniorenzentrum Pichling und beim Gemeinde- und Pfarrzentrum Meggenhofen angewendet. „Auch mit der Glasfassade sind U-Werte von 0,8kWh/m2 erreichbar”, erläutert Anreiter.

Viel gearbeitet wird auch mit Brettsperrholz. CLT-Wände werden von Stora Enso Timber aus Bad St. Leonhard geliefert und in Pfarrkirchen mit der Dämmung versehen. Die Wände werden im Baukastensystem bei Georg Kumpfmüller komplett vorgefertigt. „Natürlich ist der Einsatz von CLT etwas teurer als bei einer Standardwand, aber die Leute wünschen sich ein echtes Holzhaus”, erzählt Georg Kumpfmüller jun., der technische Leiter des Unternehmens. „CLT ist ein Superprodukt.” Das Holz für die Dachstühle kommt aus dem Mühlviertel und wird von den Sägewerken Bogner, Oberkappel, und Fesl, Kollerschlag bezogen.

Holzbau mit Lehm und Stroh

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Strohballen als Grundgerüst: Die Länge und Breite dieses Hauses richten sich nach der Größe der Strohwürfel © Forstassessor Peter Liptay

Momentan baut man in der Nähe der Holzbau-Produktionsstätte in Pfarrkirchen i. M. ein Holzhaus in Kombination mit Stroh und Lehm. Das Bauobjekt erweckt Erinnerungen an das Mittelalter. Strohwände werden mit Lehm verputzt. Kleinballen werden in Kastenelemente verpackt. Großballen (70 cm breit, 240 cm lang und 120 cm hoch) sind von einem 4 bis 8 cm dicken Lehmputz umgeben. Grundlage ist die Würfelform, die Planung ist genau auf die Größe der Strohballen ausgelegt. „Die Maße des Hauses und die Lage und Größe der Fenster richten sich nach den Strohballen”, sagt Anreiter. Letztere befinden sich zur Isolierung auch in der Dachkonstruktion, die mit einer Bretterlage abschließt.

„So etwas ist nichts für Standardzimmereien”, erklärt Anreiter. „Stroh kann sich bewegen, sich setzen und von Insekten und Mäusen befallen werden. Konstruktiver Holzschutz ist das um und auf. Grundsatz ist, das Holz keiner direkten Bewitterung auszusetzen. Tut man es doch, muss man es vernünftig austrocknen lassen”, berichtet Anreiter, der von Lasuren nicht allzu viel hält. Eine weitere Anfrage nach Stroheinsatz hat das Unternehmen von einem Kunden am Attersee erhalten. Dort hat man eine Wand mit Strohballen vorgeschlagen, an die innen eine DWD-Platte und außen ein Holz-Beton-Verbund und Gipskarton abschließen. „Die Bauherren beschäftigen sich mit biologischen Baustoffen, sind gut darüber informiert und haben gezielte Wünsche”, erzählt Kumpfmüller jun. „Es gibt eine neue Generation von Bauherren, die keine Vorurteile gegenüber Holz hat.” Auch bei Privatbauten geht der Trend zum Holzbau, der von der kurzen Austrocknungsphase profitiert, erfährt man. „Die Kunden geben ein Haus zum Jahresbeginn in Auftrag und möchten zu Weihnachten bereits darin wohnen”, schildert Kumpfmüller jun. „Vor 20 Jahren unterliefen im Holzbau öfters noch wärmetechnische Mängel. Mittlerweile hat der Holzbau einen guten Ruf, auch was das schalltechnische Können anbelangt.”

Ausschluss von Feuchtigkeit

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Das „Strohhaus“ im November: Die Strohwände wurden mit Lehm verputzt, das Dach schließt mit einer Bretterlage ab © Forstassessor Peter Liptay

Für besonders wichtig hält Anreiter die Installationsebene und den Sockelbereich. „Hier darf keine Feuchtigkeit eindringen”, erläutert er. „Die Luftdichtheit von Gebäuden ist wichtig - Gebäudeanschlüsse sind im Vorfeld zu klären. Am vernünftigsten ist es auch, wenn Holz- und Fensterbau vom gleichen Betrieb ausgeführt werden.”

Anreiter bevorzugt Vollwanddämmungen, die innen aus dampfdichten Platten wie OSB und außen aus diffusionsoffenen Platten (MDF, DWD) mit anschließender Außenverschalung bestehen. „Bei einem Vollwärmeschutz-System, wo außen und innen mit OSB dicht gemacht wird, braucht man eine Dampfsperre, die 100 %-ig funktionieren muss. Eine Beschädigung von innen führt zu einem großen Problem”, informiert er.

Newcomer in Sachen Holzbau

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Kumpfmüller-Betriebsgelände in Pfarrkirchen: Rund 1 Mio. € wurden am Standort investiert, 2008 wurde das neue Bürogebäude errichtet © Georg Kumpfmüller

Bei der 1951 gegründeten Baugesellschaft Ing. Georg Kumpfmüller ist man erst vor etwa zehn Jahren intensiv in den Holzbau eingestiegen. Zuvor hatte man lediglich Dachstühle errichtet, sich aber sonst auf den Hochbau konzentriert. Die Neugründung einer Zimmerei ging einher mit der Einstellung von Anreiter, der 1999 zum Betrieb stieß. Nachdem Anreiters früherer Arbeitgeber, der Holzbaubetrieb Babau, Pfarrkirchen, ein Jahr später in Konkurs ging, wurden von dort 14 Mitarbeiter aus der Holzbauabteilung übernommen.

2007 zog Georg Kumpfmüller mit dem Holzbau nach Pfarrkirchen, wo man ein Jahr später ein neues Bürogebäude errichtete und die wärmetechnische Sanierung des übernommenen Holzbauwerkes vornahm. Auch eine Hackschnitzelheizung zur Wärmeversorgung des Betriebes wurde installiert. Zum Betriebsgelände gehören eine 1700 m2 große Produktionshalle und eine 1000 m2 große Lagerhalle. Insgesamt investierte man 1 Mio. € am neuen Standort.

Klasse statt Masse

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Den Holzbaupreis Oberösterreich bekam Kumpfmüller für die Modernisierung der Karlhofschule © Forstassessor Peter Liptay

Eine Abbundmaschine sucht man in der Produktionshalle vergebens, sie entspricht nicht der Unternehmensphilosophie. „Wir wollen keine große Maschinenstraße”, erläutert Anreiter. „Damit kämen wir in ein Fahrwasser hinein, wo wir gezwungen sind, Maschinen auszulasten, mehr Häuser zu bauen und zusätzliche Aufträge abzuwickeln. Wir wollen aber flexibel bleiben.”- „Wir sind ein Betrieb, der auf Kundenwünsche eingeht”, bekräftigt Kumpfmüller. „Solange wir nicht zu groß sind, können wir uns auch Aufträge aussuchen.” Mit der Auftragslage ist man zufrieden, die Mehrzahl der Projekte wird in Oberösterreich durchgeführt, doch ist man im gesamten Bundesgebiet aktiv.

Von null auf vierzig

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Mit Wänden aus CLT wurde die Allgemeine Sonderschule in Linz um eine Etage aufgestockt © Georg Kumpfmüller

Seit Neugründung der Zimmerei stieg der Anteil des Holzbaus am Gesamtumsatz des Unternehmens von 0 auf 40 %. Mit drei Bau- und Zimmermeistern verfügt der Betrieb über einen technisch hohen Ausbildungsgrad. Zur Realisierung erfolgreicher Projekte trägt auch das gute Betriebsklima unter den Beschäftigten bei, die überwiegend aus der Region stammen. „Jeder arbeitet mit Hausverstand“, hebt Anreiter hervor.

Georg Kumpfmüller

Gründung: 1951
Standorte: Lembach i. M., Kollerschlag, Pfarrkirchen i. M. (Holzbau)
Geschäftsführer: Ing. Georg Kumpfmüller
Mitarbeiter: 100 (davon 34 im Holzbau)
Holzbau-Einsatzgebiete: 30 % klassischer Holzbau, 20 % Dachstühle, 25 % Pfosten-Riegelbau, 15 % landwirtschaftliche Bauten, 10 % Fassaden