Ing. Gerd Tilly: "Es scheint, als hätten alle auf so eine Architektenplatte gewartet." © Robert Kittel
Auch im Holzbau hat man die Vorzüge der Dreischichtplatten verinnerlicht und sorgt für wachsende Produktionszahlen. Mit der neuen Fineline-Platte dürfte Tilly die seit Jahren erste echte Innovation bei Massivholzplatten gelungen sein, dafür spricht die Marktresonanz bereits kurz nach dem Erscheinen der Neuheit. „Es sieht danach aus, als hätten alle auf so eine Architektenplatte gewartet“, schmunzelt Geschäftsführer Ing. Gerd Tilly. Der Boom im Holzbau bedeute vor allem eine enorme Nachfrage nach Bauqualitäten (C), weiß Tilly. „Die Nachfrage ist enorm, wir könnten wesentlich mehr davon produzieren.“ Bei Tilly sei das – mit einer möglichen Produktionsmenge von 6 Mio. m2/J – kein Kapazitätsproblem, sondern eine Frage der Philosophie: „Wir wollen unser Material ökologisch korrekt ganzheitlich nutzen. Da können wir die A-Qualitäten ja schlecht wegwerfen – nur, weil weniger Nachfrage im ziemlich ausgereizten Markt für die Tischlerqualitäten besteht.“
Schon heute habe die Bauware in den Decklagen ein optisches Niveau erreicht, das kaum in Einklang mit den Preisen zu bringen sei: „Da die Rundholzpreise in letzter Zeit wieder etwas angezogen haben und die Preise für Leim und fossile Brennstoffe ebenso gestiegen sind, wachsen auch die Gestehungskosten“, plaudert Tilly aus dem Nähkästchen. Deshalb habe man bei Tilly den notwendigen Schritt einer moderaten Preisanpassung vorgenommen, welcher bei den Handelskunden mit positivem Verständnis aufgenommen und umgesetzt wurde. Inzwischen seien fast alle namhaften Hersteller dem Beispiel Tillys gefolgt.
Gleichmäßiges Bild trotz Naturmaterials
„Die Schere zwischen dem für eine bestimmte Plattenqualität erzielbaren Preis und den optischen Wünschen von Architekten und Endkunden hat zur Entwicklung der neuen Platte geführt“, berichtet Veit Ebner, Prokurist und Verkaufsleiter von Tilly. „Durch die Fineline-Decklage können wir attraktive Optik mit einer ökonomischen Materialausnutzung vereinen.“ Bei konventionellen Fichtenplatten gebe es gelegentlich unrealistische Vorstellungen der Planer in puncto konstanter Flächenoptik. Das sei bei der Fichten-Fineline anders. „Obwohl es ein Naturmaterial ist, können wir ein sehr gleichmäßiges Bild erzielen“, verspricht Ebner.Aufwändiger Herstellungsprozess
Hohes Qualitätsniveau: Die Investitionen in die Fertigung erlauben selbst bei Bauware eine kaum gekannte Güte der Decklagen © Robert Kittel
Herzstück der Anlage ist eine scannergesteuerte Ausflickstation. Ein Scanner mit wahrhaft königlichen Dimensionen scannt beidseitig ganze Platten. Die erkannten Holzfehler werden dann in einer Roboterausflickstation mit unterschiedlichen Flickentypen – zum Beispiel Astdübeln oder Schiffchen – automatisiert behoben. Weitere Highlights sind Dünnschnitt-Bandsägen, Präzisionsbeleimstationen und die Presslinie. Die mit den neuen Fertigungslinien mögliche Güte nutze man beim neuen Produkt weidlich aus. „Man kann das Herstellungsprinzip ohne weiters erklären, es ist aber nur schwer nachzumachen. Außerdem haben wir einen Geschmacksmusterschutz angemeldet.“
Die als Furnierschichtholz verleimten Blöcke werden auf den Dünnschnitt-Bandsägen zu Lamellen aufgetrennt. Die dunklen Linien entstehen durch den speziellen Leim, den man dazu benutzt. Der Rest – die Herstellung der Mittellagen und das Pressen der Platten – erfolge wie bei normalen Platten, erläutert Tilly. „Aber es sind da einige Variablen im Spiel, die es zu beherrschen gilt“, verrät er dann doch nicht alles.
Gut für den Holzbau geeignet
Architektenplatte: Im Kindergarten St. Benedikt wurden die Fineline-Platten großflächig verarbeitet © Tilly
Vor allem bei Holzbauten für den öffentlichen Bereich hätten die Architekten sofort die Vorzüge der Fineline-Dreischichtplatten erkannt, erzählt Tilly. „Damit meine ich nicht nur die Optik. Auch die Emissionsarmut ist ein wichtiges Argument für öffentliche wie für private Projekte.“ Die Platten unterschreiten die Emissionsklasse E1. Nach EN 717-1 emittieren sie weniger als 0,07 ppm Formal-dehyd.
Geeignet sind sie für die Nutzungsklassen SWP/1 und SWP/2. Konstruktiv geschützt (also ohne direkte Bewitterung) sind sie auch für Außenanwendungen der Klasse SWP/3 verwendbar. Die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung und CE-Kennzeichnung laufen. Dann dürfen sie auch für tragende und aussteifende Bauteile eingesetzt werden. Lieferbar sind sie im Format 2,05 mal 5 m in den Stärken 19, 26 und 42 mm.
„Wir sind der Massivholzplatten-Spezialist. Das wissen und schätzen unsere Kunden“, ist Tilly überzeugt. RK