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Hasslacher: Die Kanteln werden auch für die hauseigenen Meisterfenster verwendet, man weiß aus eigener Erfahrung, worauf es beim Kantel ankommt © Hasslacher

Fensterkantel mit Plus

Ein Artikel von Robert Kittel | 11.09.2012 - 08:15
Das Plus hat auch in den Arbeitstitel der Forschungsarbeit Eingang gefunden – Kantel Plus. Das 2011 in Zusammenarbeit mit der Holzforschung Austria und dem ift Rosenheim begonnene Projekt soll die besseren Festigkeitsprofile qualitativ hochwertiger Fensterkanteln nachweisen. Statisch kalkulierbare Fensterkantel werden immer wichtiger, weiß Mag. Dieter Lechner, Geschäftsführer von Austrokantel: „Das Ziel des Forschungsprojektes ist, Festigkeitsprofile bei Fenstern gemäß Eurocode 5 festzulegen.“ Bisher erfolge die statische Bemessung von Fensterkanteln nämlich auf der Grundlage von Festigkeits- und Steifigkeitswerten bei Bauholz: „Damit nutzen wir aber nur einen Teil der Möglichkeiten“, meint Lechner, „Verglichen mit Bauholz, haben Fensterkanteln eine deutlich bessere Holzqualität, da ja schon aus optischen Gründen eine starke Selektion stattfindet.“ Wuchsunregelmäßigkeiten, welche die statischen Eigenschaften beeinträchtigen könnten, seien bei Fensterkanteln großteils ausgeschlossen. Deshalb sei bei Kanteln mit deutlich höheren Festigkeits- und Steifigkeitswerten zu rechnen, meint Lechner: „Diese Festigkeitsnachweise gibt es aber bisher nicht, deshalb wollen wir sie erarbeiten und für den Eurocode 5 festlegen.“

Nutzen für Fensterbau

Der Nutzen des aufwändigen Projektes für die Fensterhersteller liege auf der Hand, meint Lechner: „Die statischen Anforderungen an Fensterkonstruktionen nehmen zu. Immer größere Elemente, dadurch immer schwerere Verglasungen. Qualitativ hochwertige Kanteln, wie sie die Mitglieder von Austrokantel herstellen, können das leisten – und das wollen wir nicht nur behaupten, sondern auch nachweisen.“

Innovation und Qualität

Das Forschungsprojekt Kantel Plus drücke auch aus, wofür der 1994 gegründete Verein österreichischer Bau- und Fensterkantelerzeuger – kurz Austrokantel – steht, erläutert Lechner. „Die Hauptziele von Austrokantel sind die Weiterentwicklung und Qualitätssicherung der Produkte unserer Mitglieder in Zusammenarbeit mit der weiterverarbeitenden Industrie, besonders der Fensterhersteller und der Wissenschaft. Wir fördern große Forschungsprojekte gemeinsam mit der Holzforschung Austria und dem Institut für Fenstertechnik Rosenheim und wollen durch die Mitfinanzierung von Diplomarbeiten und Dissertationen dazu beitragen, das technische Wissen im Bereich der Bau- und Fensterkanteln deutlich zu verbessern“, führt Lechner aus. Auch in den normgebenden Gremien engagiert sich Austrokantel: Beispielsweise hat man ein nationales Vorwort für die ONR CEN/TS 13307-2 – Holzkanteln und Halbfertigprofile für nicht tragende Anwendungen, Teil 2: Produktionskontrolle – erarbeitet, welches in die Ausgabe 1. 1. 2011 aufgenommen wurde. Die Inhalte betreffen Holzfeuchte und Nutzungsklassen.
Derzeit gehören dem Verein die sechs wichtigsten österreichischen Kantelproduzenten an sowie vier fördernde Mitglieder. 2011 produzierten sie 43.378 m3 Kanteln. Die Exportquote beträgt 74,7 %, Hauptabsatzmärkte sind Deutschland, Italien und die Schweiz.

Kompetenz aus Österreich

Die hohe Qualität österreichischer Fensterkanteln komme nicht von ungefähr, bricht Lechner für die heimischen Produkte eine Lanze: „Zum einen ist da die Versorgung mit hochwertigem einheimischen Rund- und Schnittholz. Sogar ausländische Kantelerzeuger beziehen ihr Rohmaterial zum Teil aus Österreich, weil damit leichter durchgehende, astreine Decklagen produziert werden können.“ Österreichisches Know-how lasse sich hingegen nur schwer kopieren, ist Lechner überzeugt: „Die Menschen hier leben seit vielen Jahrhunderten vom und mit Holz. Das bewirkt, dass die entscheidenden Weiterentwicklungen nur zu oft von österreichischen Unternehmen ausgehen.“

Who‘s who der Produzenten

Die Liste der Mitglieder von Austrokantel liest sich wie ein Prominentenlexikon – alle mit Rang und Namen sind vertreten. Die Proponenten in alphabetischer Reihenfolge:

Hasslacher Holzwerke

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Hasslacher: Die Kanteln werden auch für die hauseigenen Meisterfenster verwendet, man weiß aus eigener Erfahrung, worauf es beim Kantel ankommt © Hasslacher

Nach Kundenwunsch produzieren die Hasslacher Holzwerke, Kötschach-Mauthen, Kanteln aus Hölzern bester Qualität. Als erfahrener Fensterhersteller weiß man, worauf es ankommt, wird doch ein Teil der Kantelproduktion für die eigenen Fenster verarbeitet. Spezialität sind Lärchenkanteln, man bietet fertig profilierte Blindstockhölzer ebenso wie Balkenhölzer mit durchgehender Decklamelle bis zu 4 m. Und natürlich die passivhaustauglichen Hasslacher Meisterfenster.

Hutter Holzindustrie

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Hutter: Für Fassaden wird eine neue, keilgezinkte Tannenschalung in Längen bis zu 6?m hergestellt © Hutter

Auf die hohe Holzqualität und die Möglichkeit, unterschiedlichste Dimensionen herzustellen, ist man bei Hutter Holzindustrie, St. Michael im Lungau, stolz. Hutter ist innovativ: Die neuesten Produkte sind ein astreines, PU-verklebtes Wintergartenholz und aus astfrei keilgezinkter Tanne mit PU-Verleimung hergestellte Fassadenschalungen in Längen bis zu 6 m.

Leberbauer Säge- und Leimholzwerk

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Leberbauer: Für Profilstärken bis 108?mm werden Kanteln auch in Kleinmengen produziert © Leberbauer

Hochwertige, starke Kanteln für Fensterprofile von 83 bis 108 mm sind die Spezialität von Leberbauer, Zwettl/Rodl. Die Kantelaufbauten werden nach Kundenwunsch drei- und vierfach oder mit stabverleimter Mittellage in Fichte, Lärche und Eiche auch in Kleinmengen produziert.

Martin Holz

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Martin bietet seit Kurzem ein neu entwickeltes Kantel für Holz/Alufenster an, bei dem keine Leimfuge zu sehen ist © Robert Kittel

Massive, keilgezinkte Fensterkanteln aus FSC und PEFC-zertifizierter Fichte, Tanne und Kiefer bis 95 x 145mm in allen möglichen Qualitäten bietet Martin Holz, Feldkirch. Ein neues massiv-verleimtes Fensterkantel für Holz/Alufenster ohne von innen sichtbare Leimfuge wurde entwickelt und soll bereits erfolgreich in der Fensterindustrie getestet und angewandt worden sein.

Schaffer Holz Tirol

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Schaffer: Ab Herbst bietet man neben Nadelholzkanteln in vielen Dimensionen und Längen bis zu 8,2?m auch Laubholzkantel an © Schaffer

Schaffer Holz Tirol erzeugt seit 1990 Festerkanteln im gehobenen Segment aus den heimischen Nadelhölzern Fichte, Lärche und Tanne unter der Marke TLH Kanteln. Seit 2009 bietet man statisch tragende Purelam-Träger aus diesen Holzarten an. Im Herbst 2012 soll das Sortiment um die Laubholzarten Buche, Eiche und Esche erweitert werden. Spezialitäten sind vom Standard abweichende Dimensionen und Keilzinkkanteln bis 8,2m Länge. Schaffer verspricht rasche Lieferung und Termintreue.

TLH Polska

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TLH Polska: Die gesamte Produktion wird von der Holzforschung Austria güteüberwacht und aus FSC-zertifiziertem Holz hergestellt © TLH Polska

Aus FSC-zertifizierter Kiefer, Lärche und Eiche produziert TLH Polska Profilholzkanteln für den europäischen Markt. Hohe Qualität wird durch eine ständige Eigenüberwachung und eine Güteüberwachung durch die Holzforschung Austria gesichert. Neben einer exakten und pünktlichen Auftragsabwicklung soll Flexibilität bei den Dimensionen für zufriedene Kunden sorgen.RK