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Holzauge: Bei Holz Schiller kann der Woodeye-Scanner erstmals Kern- von Splintholz unterscheiden und ermöglicht Fensterkantel mit Kernholzdecklagen © Robert Kittel

Scanner erkennt Kernholz

Ein Artikel von Robert Kittel | 11.09.2012 - 15:15
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Holzauge: Bei Holz Schiller kann der Woodeye-Scanner erstmals Kern- von Splintholz unterscheiden und ermöglicht Fensterkantel mit Kernholzdecklagen © Robert Kittel

Die modernste Fensterkantelproduktion Europas im Holz Schiller-Stammwerk in Regen/DE könnte bald ihren Rang verlieren: „Wenn wir in Cheb fertig sind, dann ist das wahrscheinlich eines der modernsten Werke Europas, wenn nicht sogar weltweit“, ist DI Heinrich Schiller, der Geschäftsführer, überzeugt. Auch wenn einige seiner Kunden fürchten würden, dass sich die hohen Investitionen auf den Kantelpreis auswirken könnten – das Gegenteil sei der Fall, versichert Schiller: „Wir investieren so viel in Technologie, um personalintensive und damit teure Arbeiten zu verringern und die Ausbeute zu erhöhen. Der Kunde profitiert davon durch eine bessere Qualität zu akzeptablen Preisen.“ Was er nicht erwähnt, ist, wie viel Know-how in Fensterkanteln von Schiller steckt. Das Unternehmen hat sogar ein hauseigenes Prüflabor für Qualitätssicherung und Forschung.

Neue Ideen umgesetzt

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Im Bau: Heinrich Schiller zeigt die Kantelverleimlinie mit Leadermac-Hobelanlagen und einer Kallesøe-Hochfrequenzpresse, die Ende August montiert wurde © Robert Kittel

Bei der vollständigen Neugestaltung des Kantelwerkes in Cheb/CZ habe er Neuerungen, die sich aus seinen Erfahrungen ergaben, umgesetzt: „Vor allem in der Kernholzsortierung und den Keilzinkungen stecken einige neue Ideen“, meint er bescheiden. Ein gutes Beispiel für seine praxisorientierte Denkweise ist die Keilzinkenanlage. Sie ist nicht wie üblich in einer Linie ausgeführt, sondern bearbeitet zwei Pakete parallel: „So können wir langsamer fahren, wodurch die Keilzinken wesentlich exakter gefräst werden. Durch die Doppelbearbeitung kommen wir dennoch auf hohe Stückleistungen.“ Schiller hat sich auch mit einem weiteren Fertigungsschritt auseinandergesetzt – der Verleimung der Keilzinken. „Hier ist eine ausreichende Trockenzeit entscheidend, was bei den heute üblichen hohen Taktraten kaum möglich ist.“ Er fand eine pragmatische Lösung: „Wir haben sozusagen eine Schikane eingebaut“, schmunzelt er. Ein Puffer führt die verleimten Lamellen in einer Warteschleife weiter – so haben sie beim Durchlaufen ausreichend Zeit zum Aushärten, bevor der nächste Bearbeitungsschritt erfolgt.
Der Umbau des Kantelwerkes erfolgt bei laufendem Betrieb. Schon seit dem Frühjahr ist der neue Holzplatz mit Trockenkammer von Mühlböck, Eberschwang, fertig. In einer neuen Konditionierhalle und einer neu gebauten 3500m² Produktionshalle, errichtet vom bewährten Baupartner Fertigbau Haas, Falkenberg/DE, mit seiner tschechischen Tochterfirma Haas Fertigbau, Chanovice, wird das Schnittholz mit einem X-Mover und der Mechanisierung von Sicko, Zaisenhausen/DE, entstapelt und mit einer Vorhobelanlage von Weinig, Tauberbischofsheim/DE, für den Scan vorbereitet. Die Bretter werden mit einer Sägeanlage von Paul, Dürmentingen/DE, ausgekappt und gehen dann in die Keilzinkenanlage von NKT, Eppingen/DE.

Scanner kann Kern und Splint unterscheiden

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© Robert Kittel

Der Clou der Anlage ist aber eindeutig die Sortierung: Erstmals erfolge die Sortierung von Kern- und Splintholzlamellen nicht von Hand, sondern durch den Scanner: „Kern und Splint sind bei frisch gehobelter Kiefer oft nur schwer zu unterscheiden. Wir haben eine Methode gefunden, mit der unser Scanner die Mitarbeiter von dieser mühsamen Arbeit entlasten kann.“ Der Woodeye-Scanner von Innovativ Vision, Linköping/SE, könne nämlich nicht nur übliche Holzfehler erkennen, sondern auch Kern- von Splintholz farblich unterscheiden und entsprechend sortieren.
Beim Besuch des Holzkurier Ende August wurde gerade der letzte Teil der Verleimlinie von Kallesøe montiert: Die Lamellen werden mit zwei Hobelanlagen von Leadermac, Taichung/TW, gehobelt, dann wird in der Beleimstation der Leim aufgetragen und aus den in Kern und Splint sortierten Lamellen werden die Kantelpakete zusammengestellt. Die Pakete gehen danach in die Hochfrequenzpresse von Kallesøe, Lem/DK, werden zu Fensterkanteln verpresst, abgestapelt und paketiert.
Kiefernfensterkanteln mit einer reinen Kernholzdecklage sind heiß begehrt: Im Gegensatz zum Splintholz erreicht Kiefernkernholz höchste Dauerhaftigkeitsklassen. Als Decklage auf der Wetterseite eines Fensterkantels verwendet, ermöglicht es sehr langlebige Endprodukte. „Das Problem war bisher der Preis“, erläutert Schiller: „Durch die Handsortierung waren Kanteln mit Kiefernkernholz-Decklage ein teurer Spaß und nicht in beliebigen Mengen herstellbar – mit unserer neuen Anlage können wir jetzt industrielle Mengen zu vernünftigen Preisen herstellen. Als nachhaltig produzierte Alternative zu Meranti oder Sibirischer Lärche für Fenster mit deckender Oberfläche kann ich unsere keilgezinkten Durakiefer-Kernholzfensterkanteln empfehlen.“