13558164577298.jpg

Dynamische Tochter, erfahrener Vater: Brigitte Decker-Wilbert und Eugen Decker leiten das 160 Mitarbeiter-Unternehmen © DI Johannes Plackner

Gute Entscheidungen

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 18.12.2012 - 08:50
Eugen Decker aus dem rheinland-pfälzischen Morbach hat sich die Auszeichnung als Holzindustrie des Jahres 2013 eigentlich schon vor 15 Jahren verdient. Damals hat der Betrieb entschieden, statt in ein Millionensägewerk in die Weiterverarbeitung zu investieren. Man eröffnete die erste Produktion von KVH und Duo-Balken in Rheinland-Pfalz. Etliche Investitionen später hat sich Eugen Decker als Leimholzhersteller von europäischem Rang etabliert. 90 % der jährlich 100.000 m³ Duo-Balken und BSH gehen in den Export. Heuer ist zudem die neue Brettsperrholz-Linie voll angelaufen (s. Link 1). Doch die Holzindustrie - eine Branche, die sich so dynamisch verändert wie ein frisch durchforsteter Fichtenhain – braucht ebenso agile Unternehmen. Die jüngste Investition in eine Hochleistungskeilzink-Anlage bedient nicht nur die BSP-Fertigung. 2013 soll „die dritte Generation an BSH“ in Morbach kommen. Was damit gemeint ist und wieso man gleichzeitig über eine mögliche Schließung des Sägewerks nachdenken muss, erklären die Geschäftsführer Eugen Decker und seine Tochter Brigitte Decker-Wilbert.

Zuerst der Bruch, dann der Aufbruch

13558164577298.jpg

Dynamische Tochter, erfahrener Vater: Brigitte Decker-Wilbert und Eugen Decker leiten das 160 Mitarbeiter-Unternehmen © DI Johannes Plackner

Die Geschichte der Eugen Decker Holzindustrie beginnt 1983. Mit moderner Sägetechnologie (Profilzerspaner und Gatter) war man am Stand der Zeit. 1996, als erste Millionen-Festmeter-Sägewerke entstanden, entschloss man sich dazu, im Rennen um die größten Sägelinien nicht mitzumachen. Eugen Decker begann stattdessen mit der Weiterverarbeitung von Schnittholz zu KVH, Duo-Balken und BSH. „Diesen Schritt haben wir seitdem nie bereut“, bekräftigt Decker-Wilbert.
Fast gleichzeitig mit der Investitionsentscheidung wurde in Morbach ein Betonfertigteilwerk geschlossen. Sofort schlug die Holzindustrie zu und ging daran, die Zementbranche in eine Holzverarbeitung zu verwandeln. „Dieser Schritt in die Weiterverarbeitung war sicherlich die wesentlichste Entscheidung in der Unternehmensgeschichte“, urteilt die Chefin heute. Schnell war man mit erfolgreich. Der Fokus lag stets auf dem Export. Man folgte dem Geschäft. Lange lief Italien gut. Heute hat man sich aber auf andere europäische Märkte konzentriert. „Es war ziemlich mühsam, diese aufzubauen. Da will ich gar nicht verraten, wo genau wir wie viel hinliefern“, wehrt Decker-Wilbert eine entsprechende Frage verschmitzt lächelnd ab.

Konzentration auf Brettsperrholz

1355816452520.jpg

20.000?m3 BSP von Eugen Decker werden heuer, fix und fertig abgebunden, auf Baustellen im In- und Ausland geliefert © DI Johannes Plackner

Zurück in die Zukunft: Eugen Decker setzt heute stark auf Brettsperrholz. Die im Vorjahr bestellte Minda-Presse wurde heuer um eine neue Grecon-Keilzinkenlinie ergänzt. Zwei Hundegger-Portalbearbeitungsanlagen stehen zum Abbund bereit. Die Einschichtkapazität liegt bei 25.000 m³/J. Das entspricht ungefähr dem diesjährigen Produktionsvolumen.
Der Vertrieb bei BSP ist wesentlich aufwändiger als bei dem standardisierten, stabförmigen Leimholz. Eugen Decker stockte daher seine Mannschaft mit erfahrenen Holzbautechnikern auf. Wertvoll war auch, dass man bereits 2008 erste Schritte am Markt machte – damals noch mit zwei Fankhauser-Vakuumpressen. Der Schritt zur voll automatisierten Produktion war absehbar. „Wir sind eine Industrie, kein handwerklicher Betrieb“, lautet Decker-Wilberts Kommentar dazu. Die Vakuumpressen sind ergänzend aber immer noch in Betrieb.
Das Potenzial bei Brettsperrholz sei riesig. Bei mehrgeschossigem Bau oder Großprojekten der öffentlichen Hand spielen die millimetergenau abgebundenen Platten ihre Stärken aus. Decker-Wilbert zeigt Projekte, wo ED-BSP (Markenname) zum Einsatz kam. Ein Kindergarten in Frankreich oder eine Sporthalle in Belgien beweisen auch, dass BSP durchaus ein erfolgreiches Exportprodukt sein wird. Die Morbacher-Brettsperrholzplatten sind für Experten auf den ersten Blick erkennbar. Die Schmalseiten der Lamellen sind nicht verklebt. Damit sich die Bretter beim Legen von selbst ausrichten, tragen sie ein charakteristisches Pfeilprofil.

Waldreichste Gegend, doch arm an Holz

13558164545729.jpg

Auf die BSP-Eigenfertigung ist man in Morbach mächtig stolz - jeder Besucher wird im neuen Bürogebäude vom Markennamen "ED-BSP" begrüßt © DI Johannes Plackner

Die Straßen im Rheinland und der Pfalz sind so oft von Bäumen gesäumt wie in keinem anderen deutschen Bundesland. Auf 42 % der Fläche thronen Bäume. Doch der Wald ist im Wandel. „Langfristig sieht es für die Nadelholzsägewerke miserabel aus“, sagt Decker-Wilbert. 350.000 fm/J könnte man mit den beiden Linck-Sägelinien schneiden. Doch heuer werden es nur 200.000 fm sein. „Diese Menge würde sehr gut zu unserer Weiterverarbeitung passen. Im nächsten Jahr befürchte ich aber eine noch weit schwierigere Versorgungslage“, sagt Decker-Wilbert. Die Abkehr vom Nadelholz unter dem Paradigma des „Waldumbaus“ trifft die Sägewerke hart. Denkverbote gibt es bei Eugen Decker keine. Fakt ist, dass Fichtenbloche in den 200 km Einkaufsradius um Morbach immer knapper werden. Offen denkt Decker-Wilbert daher über ein Ende des Einschnitts nach: „Wir wollen‘s nicht hoffen, aber die Säge abzustellen, ist eine Option.“ Schon jetzt kauft man 30 % der Leimholzrohware zu. Die komplette Versorgung der Weiterverarbeitung mit Zukaufware wäre „überhaupt kein Problem“, ist Decker-Wilbert überzeugt.
Droht also das Ende der Sägewerke in Morbach? Schwer zu sagen. Ob und wann der Schritt gesetzt wird, ist nach jetzigem Stand unsicher. Gegenwärtig läuft eine der beiden Linck-Linien im Einschichtbetrieb, die zweite nur mehr bei Bedarf. Eugen Decker bewies jedenfalls schon vorher Flexibilität. Biertischgarnituren waren einst ein „Bombengeschäft“ für das Morbacher Unternehmen. Dann kam die Konkurrenz aus dem Osten. Mit diesen Preisen konnte man nicht mithalten, also wurde es vor zehn Jahren aufgegeben. Dieses Kappen welker Triebe ist schwer, macht aber erfolgreiche Unternehmen aus.

2013 kommt „dritte Generation an BSH“

13558164597574.jpg

Werk 1: zwei Spanerlinien und das erste rheinland-pfälzische KVH- und Duowerk am Stammsitz © Eugen Decker

Die jüngste Investition in die Keilzinkenanlage bedeutet eine Verdreifachung der Kapazität. Dies wird nicht nur in die Brettsperrholzlinie gehen. Die genauen Pläne möchte man in Morbach nicht verraten, aber: „2013 kommt bei uns die dritte Generation an Brettschichtholz“, lässt sich Decker entlocken. Die erste und zweite Generation sind für ihn das Leimholzwerk 1 und 2. Man darf also davon ausgehen, dass Eugen Decker bald deutlich mehr veredelte Holzprodukte verkaufen wird. Das gilt für BSH, Duo-Balken und Brettsperrholz. In Zeiten der fehlenden Margen (s. die Leitartikel der jüngsten Holzkurier-Ausgaben) beweist das: Intelligenter Vertrieb auf internationalen Märkten ermöglicht unternehmerischen Mut. Auch das zeichnet ein „Holzkurier-Unternehmen des Jahres“ aus.

In zehn Jahren ist wieder alles anders

13558164621665.jpg

Werk 2: Bis 1996 befand sich hier ein Betonwerk, dann kam Eugen Decker und baute eine moderne Leimholzfabrik für BSH und jetzt BSP auf © DI Johannes Plackner

„Diese viel zitierte Krise gibt es für uns nicht. Wir haben in jedem Jahr seit Gründung ein positives Ergebnis geschafft. Das gilt bislang auch für das Sägewerk“, unterstreicht die 49-jährige Managerin. Über die langfristige Zukunft befragt, sagt sie abschließend einen sehr wahren Satz: „In zehn Jahren wird alles ganz anders aussehen.“ Meint sie damit das Unternehmen oder die ganze Branche? „Beides!“

Eugen Decker Holzindustrie – Facts

Gegründet:1983Standort:MorbachGeschäftsführer:Eugen Decker und Brigitte Decker-WilbertProduktion:Schnittholz, Hobelware, KVH, Duo-/Triobalken, BSH, Brettstapelelemente, BSP, Isolam (Fichte-Polystyrol-Dämmelement)Einschnitt:200.000 fm (2012)Leimholzproduktion:100.000 m³ BSH/Duo/KVH und 20.000 m³ BSPMitarbeiter:160Exportquote:90 %