Zuerst der Bruch, dann der Aufbruch
Dynamische Tochter, erfahrener Vater: Brigitte Decker-Wilbert und Eugen Decker leiten das 160 Mitarbeiter-Unternehmen © DI Johannes Plackner
Fast gleichzeitig mit der Investitionsentscheidung wurde in Morbach ein Betonfertigteilwerk geschlossen. Sofort schlug die Holzindustrie zu und ging daran, die Zementbranche in eine Holzverarbeitung zu verwandeln. „Dieser Schritt in die Weiterverarbeitung war sicherlich die wesentlichste Entscheidung in der Unternehmensgeschichte“, urteilt die Chefin heute. Schnell war man mit erfolgreich. Der Fokus lag stets auf dem Export. Man folgte dem Geschäft. Lange lief Italien gut. Heute hat man sich aber auf andere europäische Märkte konzentriert. „Es war ziemlich mühsam, diese aufzubauen. Da will ich gar nicht verraten, wo genau wir wie viel hinliefern“, wehrt Decker-Wilbert eine entsprechende Frage verschmitzt lächelnd ab.
Konzentration auf Brettsperrholz
20.000?m3 BSP von Eugen Decker werden heuer, fix und fertig abgebunden, auf Baustellen im In- und Ausland geliefert © DI Johannes Plackner
Der Vertrieb bei BSP ist wesentlich aufwändiger als bei dem standardisierten, stabförmigen Leimholz. Eugen Decker stockte daher seine Mannschaft mit erfahrenen Holzbautechnikern auf. Wertvoll war auch, dass man bereits 2008 erste Schritte am Markt machte – damals noch mit zwei Fankhauser-Vakuumpressen. Der Schritt zur voll automatisierten Produktion war absehbar. „Wir sind eine Industrie, kein handwerklicher Betrieb“, lautet Decker-Wilberts Kommentar dazu. Die Vakuumpressen sind ergänzend aber immer noch in Betrieb.
Das Potenzial bei Brettsperrholz sei riesig. Bei mehrgeschossigem Bau oder Großprojekten der öffentlichen Hand spielen die millimetergenau abgebundenen Platten ihre Stärken aus. Decker-Wilbert zeigt Projekte, wo ED-BSP (Markenname) zum Einsatz kam. Ein Kindergarten in Frankreich oder eine Sporthalle in Belgien beweisen auch, dass BSP durchaus ein erfolgreiches Exportprodukt sein wird. Die Morbacher-Brettsperrholzplatten sind für Experten auf den ersten Blick erkennbar. Die Schmalseiten der Lamellen sind nicht verklebt. Damit sich die Bretter beim Legen von selbst ausrichten, tragen sie ein charakteristisches Pfeilprofil.
Waldreichste Gegend, doch arm an Holz
Auf die BSP-Eigenfertigung ist man in Morbach mächtig stolz - jeder Besucher wird im neuen Bürogebäude vom Markennamen "ED-BSP" begrüßt © DI Johannes Plackner
Droht also das Ende der Sägewerke in Morbach? Schwer zu sagen. Ob und wann der Schritt gesetzt wird, ist nach jetzigem Stand unsicher. Gegenwärtig läuft eine der beiden Linck-Linien im Einschichtbetrieb, die zweite nur mehr bei Bedarf. Eugen Decker bewies jedenfalls schon vorher Flexibilität. Biertischgarnituren waren einst ein „Bombengeschäft“ für das Morbacher Unternehmen. Dann kam die Konkurrenz aus dem Osten. Mit diesen Preisen konnte man nicht mithalten, also wurde es vor zehn Jahren aufgegeben. Dieses Kappen welker Triebe ist schwer, macht aber erfolgreiche Unternehmen aus.