Draußen ziehen vereinzelte Schneeflocken vorbei, als Karl Schmiederer sen. und Karl Schmiederer jun. im Besprechungsraum bei Scheiffele-Schmiederer in Dillingen an der Donau Platz nehmen. Es beginnt die ruhige Zeit des Jahres, was sich nicht nur an den Zimtsternen äußert, die zum Kaffee gereicht werden, sondern auch im Abklingen der Bautätigkeit. Trotzdem ist es nicht einfach, einen Termin mit den beiden Geschäftsführern von Scheiffele-Schmiederer zu bekommen. Mit mittlerweile sechs Standorten ist das Familienunternehmen, das sich als SCS-Gruppe bezeichnet, zu einem der größten Holzhändler Süddeutschlands aufgestiegen. Da gibt es massig zu tun. Zuletzt eröffnete man den westlichsten Standort Philippsburg nahe Karlsruhe. Von dort ist Karl Schmiederer jun. angereist. Neben den beiden Karls gibt es noch Richard sen. und Richard jun. als geschäftsführende Gesellschafter.
„Wir sind und bleiben ein mittelständischer Familienbetrieb, bei dem die Chefs mitten im Tagesgeschäft stehen“, betont Karl Schmiederer sen. Das sollte sich beim Holzkurier-Besuch anlässlich der Auszeichnung zum Betrieb des Jahres bestätigen. Es gibt keine Frage, auf die beide Generationen nicht eine Antwort wüssten – wenn auch diese mitunter unterschiedlich ausfällt.
„Wir sind und bleiben ein mittelständischer Familienbetrieb, bei dem die Chefs mitten im Tagesgeschäft stehen“, betont Karl Schmiederer sen. Das sollte sich beim Holzkurier-Besuch anlässlich der Auszeichnung zum Betrieb des Jahres bestätigen. Es gibt keine Frage, auf die beide Generationen nicht eine Antwort wüssten – wenn auch diese mitunter unterschiedlich ausfällt.
Spezialisierung auf die Holzbaubranche
Die Lagerhallen von Scheiffele-Schmiederer sprechen eine deutliche Sprache: Hier steht der Holzbau im Mittelpunkt. Brettschichtholz liegt hier neben KVH in den Hochregallagern. Dahinter lugt genutetes OSB hervor. Draußen warten Pakete mit Dachlatten auf ihre Auslieferung an die süddeutschen Baustellen. Je 40.000 m3/J KVH und BSH vertreibt Scheiffele-Schmiederer und zählt damit zu den größten Abnehmern in Deutschland. Das KVH stammt von verschiedenen Herstellern, meist aus dem süddeutschen Raum. Bei BSH hat man aber seit zehn Jahren einen Lieferanten oder vielmehr „Partner“, wie ihn Karl Schmiederer sen. nennt: „Mit Nordlam arbeiten wir seit der ersten Stunde zusammen.“ Langfristige Geschäftsbeziehungen sind beim Verkauf ebenfalls von höchster Wichtigkeit. Das weiß auch der 35 Jahre alte Junior, der seit seinem 18. Lebensjahr im Unternehmen tätig ist. „Uns gibt es seit 170 Jahren. Da haben wir viele Kunden, die uns über Generationen begleiten – und wir sie.“Verlässlichkeit als Schlüssel
Eigenen Aussagen nach liegt die Rentabilität der SCS-Gruppe „über dem Branchenschnitt“. Klingt gut, die Frage lautet aber: Was ist das Geheimnis zum Erfolg, abgesehen von den langfristigen Beziehungen? Die wortreiche Antwort ist eine Melange aus verblüffend vielen Faktoren. Von Logistik über Debitorenmanagement bis zur Flexibilität aufgrund des eigenen Hobelwerks reichen die Dinge, welche entweder der Junior oder der Senior, Karl Schmiederer, als „sehr wichtig“ bezeichnen. Als gemeinsamen Nenner könnte man vielleicht das Vertrauensverhältnis aufzählen. „Unsere Kunden können sich auf uns verlassen“, wiederholt Schmiederer einen Satz, der schon unzählige Male von zahlreichen Unternehmern gesagt wurde. Was das aber im Fall von Scheiffele-Schmiederer heißt, wird am besten in Philippsburg deutlich. Dort eröffnete die Holzhandelsgruppe mit bayerischen Wurzeln heuer ihren vorerst westlichsten Standort, kaum 25 km von der französischen Grenze entfernt (s. Holzkurier Heft 4, S. 8). Doch es wurde nicht etwa eine Halle angemietet und Beschäftigte auf Zeitarbeitsbasis angestellt, um im Falle des Falles schnell wieder zum Rückzug blasen zu können. „Wir mieten nichts. Wir haben den Grund gekauft und eine Halle samt Verwaltungsgebäude hingestellt.“ Karl Schmiederer jun. betont das, weil diese Investition ein Versprechen ist. „Die Kunden können sich darauf verlassen, dass wir langfristig dort bleiben. Wir denken da in Generationen.“Eigenes Hobelwerk für Flexibilität
Gegenüber den Kunden übernimmt Scheiffele-Schmiederer die klassischen Aufgaben eines Holzhändlers: „Wir besorgen die Sortimente, die gefragt sind“, bringt Schmiederer jun. das Geschäftsmodell auf den Punkt. Bei Lagerware zählt vor allem Zeit. Binnen 48 Stunden erreichen die gelben Lkw jeden Ort in Süddeutschland. Die Ladung sieht dabei aus wie ein „Gemüsegarten“ (Schmiederer sen.). KVH, BSH, Platten und Hobelware liegen bunt gemischt auf der Ladefläche.„Heute bestellen die Kunden genau das, was sie auf der Baustelle brauchen. Lagerhaltende Zimmereien gibt es kaum mehr“, bestätigt die jüngere Generation.
Eine Besonderheit versteckt sich in den Dillinger Werkshallen. Scheiffele-Schmiederer betreibt dort eine Hobellinie. „Wir hobeln, was am Markt entweder gar nicht oder nicht schnell genug erhältlich ist“, sagt Schmiederer jun. Rund die Hälfte der Dillinger Hobelwarenproduktion besteht aus Lärche. Die gibt es dort von 2,7 bis 6 m im 30 cm-Raster – keine Selbstverständlichkeit. Daneben hat Scheiffele-Schmiederer noch eine eigene Holzbrikettfertigung und ist im Besitz einer Kunststofffenster- und Holzkistenfertigung in Ulm. „Das Kerngeschäft ist aber der Handel von Holzbauprodukten“, bekräftigen beide Schmiederers.
Konkurrenz durch Direktvertrieb
Bei den Hauptsortimenten KVH und BSH droht Konkurrenz durch Leimholzhersteller mit Direktvertrieb. Scheiffele-Schmiederer kontert das mit der schnellen und verlässlichen Lieferung, kombiniert mit einem riesigen Sortiment. Zunehmend wichtig werden aber auch Vorfinanzierungen und Debitorenmanagement. „Der Holzhandel wird immer mehr zur Bank des Zimmermeisters“, verrät Schmiederer sen. und seufzt dabei etwas.Die verschärften Gewährleistungsfristen binden über Bürgschaften eine Menge Kapital in den Holzbaubetrieben. Das ist Fluch und Segen gleichermaßen. Chancen bietet es, weil kurzfristiger und in immer kleineren Losgrößen bestellt wird. Diesen Bedarf effizient zu bedienen, ist nunmal Kernkompetenz des Holzhandels. „Dazu braucht es auch eine eigene Flotte“, ist Schmiederer sen. überzeugt. 25 Lkw schickt die SCS-Gruppe quer durch den süddeutschen Raum und angrenzende Regionen. Diese legen in Summe jährlich gut 3 Mio. km zurück.
Onlinelösung wird entwickelt
Einen Vertriebsweg, den der Holzhandel noch kaum entdeckt hat, ist das Internet. Scheiffele- Schmiederer hat zwar eine ansprechende Home page, bietet dort aber nur einen Onlinekatalog zum Durchblättern. „Wir arbeiten an einem Konzept für den Onlinebereich. Wir wollen damit aber das abdecken, was andere nicht bieten“, umschreibt es Schmiederer jun. kryptisch.BSP-Hersteller müssen sich endlich einigen
Karl Schmiederer sen. ist seit 38 Jahren im Holzhandel tätig, der Junior seit 18 Jahren. Interessant ist deren Antwort auf die Frage, was denn das Geschäft in dieser Zeit am nachhaltigsten revolutioniert habe. „Brettschichtholz und KVH“, sagt der Ältere. „Damit hat der qualitativ hochwertige Holzbau begonnen.“ Der Jüngere nennt Brettsperrholz als revolutionäres Holzbauprodukt, wenngleich sich der Holzhandel damit noch schwertut. Abgesehen vom Streckengeschäft (der Händler vermittelt den Deal und rechnet ab) sieht Scheiffele-Schmiederer bei BSP noch keine Wertschöpfung, die beim Holzhandel angesiedelt wäre. „Ich kann BSP nicht einlagern, weil jeder Hersteller andere Dimensionen hat. Erst, wenn sich eine Norm und ein Standardraster bei den Stärken etabliert haben, wird BSP für den Holzhandel interessant“, ist Schmiederer sen. überzeugt. „Davon abgesehen hat es die Holzindustrie schon wieder geschafft, bei einem Topprodukt den Preis zu zerstören“, schüttelt der erfahrene Kaufmann den Kopf.Kommt ein Standort Nr. 7?
Warum entscheidet sich ein Holzhandelsbetrieb eigentlich zu expandieren? Bei Scheiffele-Schmiederer liegt es an der Fähigkeit. Die zwei Brüder Karl und Richard sind gemeinsam mit ihren gleichnamigen Söhnen in der Geschäftsführung. Das ergibt die Mischung aus Erfahrung und Leistungsfähigkeit, die „kontrolliertes Wachstum“ ermöglicht, wie es Karl jun. nennt.Wo soll das aufhören, wird es einen Standort Nr. 7 geben? „Wir setzen uns keine Grenzen. Wichtig ist aber, dass die Wege kurz bleiben und kein Angestellter zu weit von der Geschäftsführung arbeitet“, lautet die Devise. Der Holzkurier wünscht jedenfalls alles Gute für die weitere Zukunft. Mit 170 Jahren Anlauf ist man auch für größere Sprünge gut gerüstet.