Die Produktion von Holzwerkstoffen inklusive Schnittholz wuchs im Geschäftsjahr 2012/13 bei Egger um 9?% (in Mio. m³) © Egger
Diese Zahlen sind umso beeindruckender, wenn man den Mitbewerb beachtet. Pfleiderer, Düsseldorf, erlitt im Vorjahr mit knapp 1 Mrd. € Schulden eine der größten Insolvenzen der jüngeren Geschichte Deutschlands. Die Glunz-Mutter Sonae Indústria, Maia/PT, war im II. Quartal mit einem Nettoergebnis von –13 Mio. € tief in den roten Zahlen. Die Nettoschulden des portugiesischen Holzwerkstoff-Konzerns liegen gegenwärtig bei 684 Mio. €.
Kein Wachstum in Europa
Interessant ist die Marktanalyse nach Regionen. Dr. Thomas Leissing, Leiter Finanzen, Verwaltung und Logistik, attestierte den wesentlichen Absatzmärkten eine trübe gesamtwirtschaftliche Situation. Unsicherheiten auf den Finanzmärkten sowie rückläufige Inlandsnachfrage dämpfen die Perspektiven. „Es gibt zwar weltweit ein Wachstum, aber nicht in Europa.“ Trotzdem: In Nordeuropa und Deutschland sei mit leicht positiver Konjunktur zu rechnen, ebenso in Russland, Tschechien und Ungarn. Zu Osteuropa heißt es: Wenn die Holzwerkstoff-Industrie dort wachsen kann, dann passiere das in erster Linie über Verdrängung. Potenzial gebe es aber im OSB-Bereich. In der Türkei geht man von einer Stabilisierung des Wohnbaumarktes auf hohem Niveau aus. Einen weiteren Rückgang der Bauwirtschaft erwartet die Egger-Gruppe heuer in Süd- und Westeuropa. 60 % seines Rekordumsatzes erwirtschaftete Egger in Westeuropa. 35 % stammten aus Zentral- und Osteuropa sowie Russland. Die restlichen 5 % entfielen auf außereuro-päische Länder. Das Hauptprodukt ist die beschichtete Spanplatte in der Sparte der dekorativen Holzwerkstoffe. Darin konnte Egger im abgelaufenen Geschäftsjahr Mengenzuwächse erwirtschaften. Dies führt man auf die Märkte in Osteuropa, allen voran Russland und die Türkei, zurück.Preisdruck durch Überkapazität
Beim Laminatfußboden gebe es dagegen gegenwärtig Überkapazitäten und in Folge Preisdruck. „Bis einschließlich 2007 ist der LaminatfußbodenMarkt stark gewachsen. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage in Europa allerdings stagnierend“, sagte Leissing.Die Spanplattenkapazitäten Europas waren in den vergangenen Jahren stabil und lagen 2012 laut Daten der European Panel Federation bei knapp 40 Mio. m3. Die Produktion blieb aber unter 30 Mio. m3. „Wir haben eine extrem hohe Differenz zwischen Angebot und Nachfrage“, verdeutlicht Ulrich Bühler, Leitung Vertrieb und Marketing. Ähnlich sieht es bei MDF aus: 15 Mio. m3 hätten im Vorjahr in Europa produziert werden können. Tatsächlich erzeugt wurden nur fast 11 Mio. m3.
7,3 Mio. m³ Rohplatten und Holz
Zwei Umsatztreiber waren für Egger das 2011 erworbene Spanplattenwerk in Gagarin/RU und die Inbetriebnahme des OSB-Werkes Radauti/RO Anfang 2012. In Westeuropa ließen zusätzliche Kapazitäten im Beschichtungs- und Schichtstoffbereich, ein höherer Veredelungsgrad und die gute Auslastung die Einnahmen sprudeln. Die Produktion von Rohplatten (Spanplatte, MDF, OSB) inklusive Schnittholz stieg bei Egger im abgelaufenen Geschäftsjahr um 9 % auf 7,3 Mio. m3.Ein Hauptthema auf der Egger-Pressekonferenz war das umfangreiche Investitionsprogramm. Für die Erhaltung und den Kapazitätsausbau hat der Tiroler Konzern 2012/13 rund 150 Mio. € aufgewandt. Gagarin (erweiterte Lagerkapazitäten, neues Sozialgebäude) und das Werk Rambervillers/FR (Beschichtungs- und Logistikoptimierung) waren die Schwerpunkte. Dazu kommen die Fertigstellung des Forums Brilon, eine Anlage für Möbelfertigteile in Bünde/DE, eine Biomasseanlage in Radauti sowie die Modernisierung der Leimfabrik in Hexham/UK.
Vorerst keine Akquisitionen
War das Geschäftsjahr 2011/12 noch von Akquisitionen geprägt, so konzentrierte man sich 2012/13 auf den Ausbau bestehender Werke. Knapp ein Zehntel des Vorjahresumsatzes wird gleich wieder investiert. Für die kommenden zwölf Monate sind 200 Mio. € Investitionsbudget veranschlagt. Highlight ist die Modernisierung des Stammwerks. In St. Johann wird eine neu entwickelte Siempelkamp-Kurztaktpresse installiert und ein Hochregallager gebaut. Im Frühjahr 2014 wird mit dem Bau eines neuen Bürogebäudes begonnen. Ein Zukauf ist im laufenden Geschäftsjahr nicht geplant.Über signifikante Kapazitätserhöhung erwartet Egger kein Wachstum mehr. „Potenzial sehen wir nicht in der Rohplatte, sondern in der Veredelung“, meinte Leissing auf der Pressekonferenz.
Ziel des laufenden Geschäftsjahrs ist ein stabiles Ergebnis. Egger wird zusätzliche Veredelungskapazitäten in Betrieb nehmen und in die Verbesserung der Rohstoff- und Energiesituation investieren. Der Konzern in Familienbesitz erwartet weitgehend volle Auslastung sämtlicher Produktionsanlagen.