Kompromisslos könnte man das Investitionsverhalten bei Baumgartner Fenster, Hagendorn/CH, wohl nennen. Wenn ein Arbeitsprozess optimiert werden kann, passiere das auch, ließ man beim Holzkurier-Besuch durchblicken. Dafür sorgt Thomas Baumgartner, Präsident des Verwaltungsrats in fünfter Generation. Der energische Schreinermeister ist dafür bekannt, mit der Zeit zu gehen. Das letzte Stündlein für die nicht mehr zeitgemäße Mechanisierung rund um die Keilzinkanlage hatte im vergangenen Jahr geschlagen. Balz Maschinen bekam den Auftrag, das Optimum aus der Howial-Keilzinkenanlage herauszuholen. Gar nicht so einfach gestaltete sich dieses Vorhaben, da es an Platz mangelte, aber nicht an Anforderungen. Kantelbreiten von 60 bis 300 mm, -stärken von 60 bis 80 mm sowie Längen bis 6 m sollten verarbeitbar sein. Fertigteile von 40 cm bis 6 m Länge durften keine Probleme darstellen.
Im Sommer des vergangenen Jahres war es aber so weit. Die Keilzinkanlage wurde während des Betriebsurlaubes an einen günstigeren Platz versetzt und die Maschinen zur Zuführung und Abnahme innerhalb von zwei Wochen montiert und in Betrieb genommen.
Kraftvoll aufgeben
Wurden die Kanteln zuvor einzeln in Bewegung gesetzt, hebt nun ein Roboter die 6 m langen Hölzer mittels Vakuum lagenweise von den Paketen ab. Die Lage wird von Staub und Stapellatten befreit und anschließend zur Vereinzelungsvorrichtung quergefördert. Abgesehen von den guten Erfahrungen, die man zuvor mit Balz gemacht hatte, lag hier ein entscheidender Vorteil des Maschinenherstellers. Das Unternehmen hat sich eher auf den Sägewerksbedarf spezialisiert. Daher konzipierte Projektbetreuer Urs Wenger wie selbstverständlich die Anlagen kräftig und robust. „Das ermöglicht es, unbeabsichtigt verklebte Kanteln – wie sie immer wieder in Lieferungen anfallen – mittels Hydraulikantrieb zu vereinzeln“, erklärt er. Endlich solo, werden die Kanteln dem Keilzinkautomaten zugeführt, endlos verbunden und gemäß Auftragslisten abgelängt.Flexibel wechseln
Wieder quer über die Beurteilungskaskade transportiert, können die Einzelteile auf der Abnahmeseite kontrolliert und bei Bedarf gewendet werden. Im Anschluss wird eine homogene Lage erstellt, auf eine fixe Breite verzogen und mit zwei bis vier nicht haftenden Kunststofflatten versehen. Ein zweiter Roboter legt die komplette Lage auf einem der acht Wagen ab.Unvollständige Schichten stellen weder bei der Aufgabe noch bei der Abnahme Probleme dar. Im Falle eines Dimensionswechsels werden sie unkompliziert zwischengelagert und anschließend weiterbearbeitet.
Leistung gesteigert – Kunde zufrieden
Reto Stuber (Baumgartner Fenster) und Urs Wenger (re., Balz Maschinen) vor den acht Ablagewagen, die je nach vorliegender Schichtdimension angesteuert werden © Dinah Urban
Die Leistungsfähigkeit in Zahlen: Vier Lagen kann die Aufgabeseite in einer Minute abfertigen. In derselben Zeit passieren bis zu sieben Teile die Abnahmeseite. Pro Schicht produziert die Anlage bis zu 2000 keilgezinkte Kanteln – inklusive Vorstellzeiten für die Pakete sowie Einricht- und Reinigungsarbeiten an der Keilzinkung. Ein Mitarbeiter ist dabei für die Bedienung zuständig. Unterstützt wird er von der Steuerung von Unilink, Waltenschwil/CH.
Fenster für die gesamte Schweiz
Die Kanteln für die Produktion bezieht Baumgartner aus Rumänien, Lettland und der Schweiz. Ein rein regionaler Bezug gestaltet sich schwierig, da es vor Ort kaum schichtverleimte Rohware zu kaufen gibt. Das Endprodukt des Familienunternehmens – das Fenster – ordern hingegen überwiegend Bauherren und Architekten aus der Schweiz. Vereinzelt werden auch Projekte jenseits der Grenzen, etwa in Bayern, bestückt.Begonnen wurde das Unternehmen 1825 als Schreinerei. 1984 erfolgte die Spezialisierung auf den Fensterbau. Nur logisch ist es da, dass ausschließlich Holz- und Holz-Alu-Fenster hergestellt werden. Moderne Anlagen und eine kommunikative Unternehmensphilosophie bei rund 200 Mitarbeitern sollen einen anhaltenden Fortschritt und damit Unternehmenserfolg sicherstellen. Jüngste Neuheit ist das Fenstersystem „Saphir Integral“, das in Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule und mit Fensterspezialisten entwickelt wurde. Durch den reduzierten Rahmenanteil lässt es bis zu 30 % mehr Licht in den Raum.