Der deutsche Holzhandel wird heuer umsatzmäßig zwischen 2 und 3 % wachsen – das wäre eine lineare Fortsetzung des 2016er-Aufwärtstrends. Das lässt sich aus Betriebsumfragen des Branchenverbands GD Holz ableiten. Das gilt für alle Vertriebsformen und Sortimente.
Insbesondere der Großhandel trägt überproportional zum Wachstum bei. Die zwar gesunkenen, aber im langjährigen Vergleich immer noch hohen Baugenehmigungen lassen laut der GD Holz-Spitze ein weiteres Wachstum erwarten.
Bauplus höher als Branchenzuwachs
Also, alles eitel Wonne? Jein. „Der Holzhandel profitiert nicht genug vom Bauboom. Unser Umsatzplatzplus ist nicht adäquat zu den Bauzuwächsen“, konstatierte GD Holz-Vorsitzender Jürgen Klatt. Als Gründe fand er, dass das Wachstum insbesondere im Geschossbau und weniger im Einfamilienhausbau stattfinde. „Dort wird nicht so viel Holz eingesetzt.“ Es gebe außerdem tendenziell mehr Flachdächer – mit ebenfalls weniger Holzbedarf. Trotzdem sollte es bei Fußböden und Holzwerkstoffen (= Möbeln) zu Zuwächsen kommen, was aber nicht in ausreichendem Maße der Fall ist.
B2B-One-stop-shop
Der Holzhandel verliert aber nichts an den Baustoffhandel, denn dort sind die Zuwächse auf einem ähnlichen Niveau. „Durch den Baustoffhandel kommt es zu keiner Verdrängung des Holzhandels“, analysierte GD Holz-Geschäftsführer Thomas Goebel.
Professionisten wünschen sich verstärkt One-Stop-Shopping. Hier könnte es zu einer gewissen Vermischung des Sortiments von Holz- und Baustoffhandel kommen. „,Abends bestellen und morgen Früh abholen‘ hat aber seine Grenzen. Soweit es geht, kommen wir dem aber entgegen“, bekräftigte Philipp Zumsteg, stellvertretender Vorsitzender GD Holz. „Die Profis wollen ebenfalls online 24/7 bestellen. Wir bereiten alles zur Abholung vor oder liefern direkt“, plauderte Zumsteg aus der Praxis. Die Dienstleistungen des Holzhandels wachsen überproportional.
Zuversicht für 2018
2018 geht der deutsche Holzhandel von einer stabilen Konjunktur bei konstanten Preisen aus. Dass es heuer im Herbst zwar zwei Sturmkalamitäten gab, die grosso modo die Verkaufspreise aber nicht veränderten, beweise, wie robust die Märkte sind. „Es gab nirgends Einbrüche.“ Die Holzhändler gehen also mit „einem gesunden Optimismus ins neue Jahr“, bekräftigte Klatt.
Zukunftsproblem Personal
Das Hauptproblem in der derzeitigen Aufschwungphase wurde von den Ausstellern mit „Personal“ umschrieben. Es gebe nicht ausreichend Fachkräfte. Ein bisschen reagiere der Verband selbst und baue seine E-Learning-Plattform aus. „Beim Personal gibt es mittlerweile einen Paradigmenwechsel hin ‚zu Menschen gewinnen und halten‘. Das ist nicht einfach und geht nur, wenn wir selber unsere Mitarbeiter ausbilden.“
Mehr Digitalisierung
Parallel dazu müsse die Branche stärker digitalisiert werden, forderte Klatt. „Wir meinen damit das Verknüpfen digitaler Prozesse. Menschliche Eingriffe sollen dadurch überflüssig und die Kosten minimiert werden.“
Ab 1. Januar gilt in Deutschland ein neues Bauvertragsrecht. Ab dann haftet der Produzent auch für verdeckte Mängel. „Das bringt dem Holzhandel mehr Sicherheit. Forderungen kann man an Vorlieferanten weitergeben“, kommentierte Klatt. Umgekehrt kommt allerdings der Holzimporteur in die Produzentenhaftung – so man nicht auf den ausländischen Produzenten zurückgreifen kann. Gegen diese Haftung könnte sich der Importeur auch versichern.
Holzbaufreundlichere Bauordnungen
Mit einer langsamen Adaptierung der deutschen Landesbauordnungen zeigte sich der GD Holz sehr zufrieden. Baden-Württemberg machte den Anfang, jetzt zieht Hamburg nach und auch in Berlin gebe es Verhandlungen. „Der politische Wille ist vorhanden“, erkannte Klatt und forderte: „Es müssen im mehrgeschossigen Wohnbau endlich Standards gesetzt werden, um aus der Einzelprüfung der Holzbauteile herauszukommen.“