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Collano, Sempach Station/CH, forscht mit der BFH Biel an einer 2K-PUR-Technologie für den Holzbau © Johannes Plackner

Von Laubholzleim und Pilzhemmern

Ein Artikel von Vera Bauer | 14.11.2017 - 10:21

Ende September fand die Fachtagung „Neue Perspektiven in der Holzverklebung“ in Biel/CH statt. Eine neue Herausforderung, welche die Holzbranche in Zukunft bewältigen muss, ist der vermehrte Einsatz von Laubholz. Wie die Statistik der Bayerischen Staatsforsten aufzeigt, liegt das Aussaatverhältnis seit 2015 in vielen europäischen Ländern bei 75 % Laub- und 25 % Nadelholz.

Schon jetzt gibt es eine zunehmende Nachfrage nach Buche oder Esche. In diesem Zusammenhang forscht Dr. Peter Niemz, Professor für Kompetenzbereich Holz- und Bauklebstoffe an der BFH Bern, gemeinsam mit Collano an einer 2K-PUR-Technologie, die für Nadel- und Laubhölzer gleichermaßen geeignet ist. Bisherige Vergleichstests hätten annehmbare Resultate in Bezug auf Variationsmöglichkeiten, Mindestfeuchte des Holzes und Klebfugenfestigkeit ergeben, konstatierte Niemz.

Die Klebstoffforschung widme sich indirekt auch einer besseren Ausbeute, indem schlechtere Qualitäten mit einer effizienten Verklebung besser ausgenutzt werden können, ließ Collano-Entwicklungsleiter Steffen Harling, wissen.

In der Möbelindustrie tüftelt man einstweilen an der Haftung von Schmalflächen, die bei Möbeln mit erhöhter Feuchteexposition (wie in Küchen und Bädern) eine besondere Herausforderung darstellen – zumal die optischen Anforderungen der Kunden an die Möbelstücke auch größer werden. Eine Prüfreihe zwischen PUR-HM und der Laserkantentechnologie wurde durchgeführt. Die Resultate belegen, dass PUR-Schmelzklebstoffe den optischen und technischen Anforderungen am besten gerecht werden.

Klebstoffe als Pilzhemmer
In der Fenster- und Fassadenbranche präsentierte die Berner Fachhochschule das Projekt „Holz und Glas im Fensterbau.“ Durch den Trend zu großformatigen Fassadenelementen und Dreifach-Verglasungen sind auch in Bezug auf thermische Eigenschaften und Handhabung neue Wege gefragt. So verlangt das höhere Gewicht eine präzisere Verbindung zwischen den Bauteilen. Transparente Glasfassadenelemente sind auch hohen natürlichen Einwirkungen ausgesetzt, da sie dauerhaft großen Temperaturschwankungen und intensiver UV-Strahlung standhalten müssen.

Welche „Zusatzfunktionen“ Holzklebstoffe in Zukunft erfüllen könnten, darauf machte „Holzbau-Papst“ Hermann Blumer aufmerksam. So sollen diese beispielsweise als Brandverzögerer, Pilzhemmer, Holzwurmbarrieren oder gar Duftquellen wirken. Die nächste Fachtagung zum Thema Holzverklebung in Biel findet am 31. Oktober 2018 statt.

Projektbespiele
Collano, Sempach Station/CH, forscht mit der BFH Biel an einer 2K-PUR-Technologie für den Holzbau. Entwicklungsleiter Steffen Harling fasste auf der BFH-Tagung in Biel zusammen:

Bisher gebe es für anspruchsvollere Konstruktionsanwendungen mit Laubhölzern keinen etablierten Klebstoff. Eine Lösung könnten die 2-Komponenten-Polyurethan-Klebstoffe darstellen, indem man versuche, durch Variierung die durchaus anspruchsvollen Substrate miteinander zu verbinden. Die Klebefugen müssten sich auch unabhängig von der Holzfeuchte und dem Umgebungsklima in ihrer Aushärtungsgeschwindigkeit einstellen lassen. Mit dem neuen System sollen schaumfreie Verklebungen möglich werden, bei denen kein Primer eingesetzt werden müsse.

Ursin Huwiler, Assistent Kompetenzbereich Integrierte Planung und Produktion, Institut für Holzbau, Tragwerke und Architektur an der BFH, informierte bei der Tagung in Biel über Automatisierung der Verbindungstechnik durch Roboter. Tragwerkskonstruktionen und Möbelbau standen im Fokus.

Der Anspruch an eine leistungsfähige Verbindung werde um die Automatisierbarkeit erweitert. Einen Schwerpunkt bilde der Umgang mit technischen Toleranzen, die auftreten können und zu Abweichungen zwischen dem digitalen Modell und physischen Bauwerk führen. Trotzdem soll die automatisierbare Klebstoffverbindung die höchstmögliche Leistungsfähigkeit aufweisen.

Parallel zu der praktischen Umsetzung von Automatisierungslösungen werden Verbindungssysteme in statischen Modellen simuliert und es wurde versucht, diese in zahlreichen Belastungsversuchen zu verifizieren. Daraus konnten Erkenntnisse über die Kraftübertragung innerhalb einer Verbindung gewonnen werden.