Europas Nummer 1 entsteht
Die Mayr-Melnhof Holz-Gruppe wird mit einer Produktion geschätzter 400.000 m3/J zum größten BSH-Hersteller in Europa. „Der Bereich Brettschichtholz der Mayr-Melnhof-Gruppe und das Portfolio der Hüttemann-Gruppe ergänzen einander sowohl im Produktprogramm als auch geografisch hervorragend“, wird MM-Vorstandsvorsitzender Richard Stralz in einer Presseaussendung zitiert.
Ist Wismar das bessere Magdeburg?
Nachdem Mayr-Melnhof Holz im Vorjahr im Bieterverfahren um Nordlam, Magdeburg/DE, nicht zum Zug kam, gelang nun also offenbar eine Akquisition. Und fast könnte man meinen: Das Warten hat sich ausgezahlt. Die Technik wurde von Hüttemann-Mastermind Willi Hanfland in Wismar so ausgerichtet, dass man immer am Puls der Technik produzierte. Fehlende Kommissionierungsmöglichkeiten machte man mit größtmöglicher Produktion einer Dimension wett. Speziell die aufwendigen kleinen Dimensionen sind aus dem Lager kurzfristig lieferbar. Lagerstände von 15.000 m3 und mehr wurden zugunsten der Lieferfähigkeit in Kauf genommen.
Der Kern der Wismar-Anlage ging bereits Ende Oktober 2000 in Betrieb und hat schon 1,9 Mio. m3 erzeugt (s. Grafik). Die zum Start avisierten 150.000 m3/J wurden Holzkurier-Recherchen zufolge nie erreicht. Das Mittel aller Jahresproduktionen von 2000 bis 2017 lag bei 106.000 m3/J.
Kann Hasslacher in Magdeburg Optimierungspotenziale heben, so fällt dieser Effekt in Wismar wohl flach: Die Produktion ist bereits eine der besten in Deutschland – obwohl nicht mehr alle Anlagenteile (Kaltpressen) dem Stand der Technik entsprechen.
Mit Olsberg/DE und Reuthe/AT finden sich künftig zwei starke Objektbauzweige in einer Hand.
Topware mit Frachtkostenvorteil
Vergleicht man erneut Nordlam mit Hüttemann, so hat Wismar mit Ilim Nordic Timber ein 1,9 Mio. fm-Sägewerk (Einschnitt 2017) als Nachbar. Der Transportkostenvorteil ist bestechend. Noch dazu, wo das Sägewerk das Wörtchen „nordic“ im Namen trägt: Ein Gutteil des eingeschnittenen Holzes wird nördlich von Wismar eingekauft.
Im Laufe seiner Geschichte bezog Hüttemann geschätzte 60 bis 90 % seines Schnittholzes vom Nachbarn. Diese Nähe würde wohl auch ein Neobesitzer Mayr-Melnhof nutzen – zumal es für das eigene russische Sägewerk in Efimovskij derzeit gute Verkaufsalternativen zu BSH-Lamellen für den deutschen Markt gibt.
Kein Schnäppchen
„Mit der Mayr-Melnhof-Gruppe haben wir den richtigen Partner für die Nachfolgeregelung in unserem Unternehmen gefunden. Der Konzern […] wird die Hüttemann-Gruppe zum Wohle unserer Kunden und Mitarbeiter strategisch weiterentwickeln“, begründen Regina Hüttemann und Mathias Herbst-Hüttemann ihre Entscheidung für diese Nachfolgeregelung. Wie faktisch alle Brancheninsider vermuten, gab es für die Familie Hüttemann keinerlei Zwang zu verkaufen. Allerdings: Der Unternehmenswert dürfte derzeit so hoch sein wie selten zuvor. Auf 65 Mio. € ±10 Mio. € lauten die Kaufpreisschätzungen.
Die Mayr-Melnhof Holz-Gruppe erwirtschaftete in den Divisionen Schnittholz und Weiterverarbeitung 2017 einen Umsatz von 550 Mio. €/J. Die Hüttemann-Gruppe beschäftigt rund 250 Mitarbeiter. Die beiden Standorte in Olsberg und Wismar erwirtschafteten 2017 einen Umsatz von 65 Mio. €.