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Die TimberPress X 337 von Minda bildet das Herzstück der MPP-Produktion bei Freres Lumber © Günther Jauk

Freres Lumber

Tragendes Sperrholz

Ein Artikel von Günther Jauk | 09.04.2018 - 08:30

Vor wenigen Wochen ging in Lyons im US-Bundesstaat Oregon das erste Mass Plywood Panel-Werk (MPP) der Welt in Betrieb. Freres Lumber entwickelte das patentierte Holzbauprodukt in enger Zusammenarbeit mit der benachbarten Oregon State University als Brettsperrholz-Alternative gemäß den Vorgaben von ANSI/APA für „Structural Cross Laminated Timber“.

Sinnvolle Veredelung

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Fertig abgebundene MPP bereit zur Auslieferung © Günther Jauk

1922 als Sägewerk gegründet, produziert das Familienunternehmen Freres Lumber seit über 60 Jahren Furnierware und Sperrholz. Als Hauptholzart dient hierfür Douglasie. Nicht zuletzt aufgrund der starken globalen Konkurrenz am Sperrholzmarkt machte sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren auf die Suche nach möglichen Veredelungen seiner Produkte. Herausgekommen ist dabei MPP – eine Kombination aus kleinformatigen Sperrholzplatten für tragende Zwecke.

Realisiert hat Freres Lumber sein MPP-Werk in Lyons nur wenige Kilometer vom Unternehmensstammsitz entfernt. Wo vor zwei Jahren noch eine grüne Wiese war, beherbergt jetzt eine 16.000 m2-Halle eine Kombination aus alten und neuen Anlagenkomponenten.

2- und 4-Fuß-Platten als Grundmaße

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Der Messestand von Freres Lumber auf der Mass Timber Conference ist eine der ersten Konstruktionen aus MPP © Günther Jauk

Im ersten Bearbeitungsschritt werden die kleinen Platten geschäftet und auf die benötigten Längen zusammengesetzt. Danach folgen die Aufteilung in 2 und 4 Fuß (ca. 0,6 und 1,2 m) breite Streifen, das Schleifen der Oberfläche und das seitliche Formatieren. Dieser Teil der Anlage besteht derzeit noch aus alten, zum Teil von der Sperrholzfertigung übernommenen Komponenten. Für eine spätere Kapazitätserweiterung um eine zweite durchsatzstarke Linie wurde bereits ausreichend Platz eingeplant.

Modifizierte BSP-Presse

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Auf der Legestation werden dünne Sperrholzplatten beleimt und zu MPP zusammengefügt © Günther Jauk

Nach der Schleifmaschine erfolgt die Übergabe der 2 und 4 Fuß breiten Streifen an den neuen Teil der Anlage. Die Legestation baut daraus in einem ersten Schritt 8, 10 oder 12 Fuß breite Lagen. Diese werden im Anschluss mit Melaminharz beleimt und aufeinandergelegt. Theoretisch könnte man hier auch die Orientierung der einzelnen Platten variieren – sprich Querlagen einbauen. Dies hätte laut Minda-Vertriebsmitarbeiter Gerhard Binder allerdings keine mechanischen, sondern nur optische Vorteile.

Das Herzstück der Anlage bildet die von Minda entwickelte und gebaute TimberPress X 337 für maximal 3,6 mal 14,6 m große Platten (12 mal 48 Fuß). Die maximale Füllhöhe liegt bei 680 mm, wodurch Freres Lumber auch mehrere übereinanderliegende Platten gleichzeitig verpressen kann. „Aufgrund der benötigten Aushärtezeit des MUF-Klebstoffes dauert ein Presszyklus zwar sehr lange – dafür können aber bis zu 35 m3 MPP in einem Schwung produziert werden“, informiert
Binder. Für den benötigten höheren vertikalen Druck gegenüber Standard-BSP von 0,8
auf 1 N/ mm2 passte Minda den Rahmen und die Druckelemente der Presse entsprechend an. Stirnseitige Anschläge, sogenannte Schotts, verdichten in Kombination mit einem stirnseitigen hydraulischen Längspressdruck beliebig lange Elemente.

Abbund für Platten und Binder

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Abbund mit Publikum: Das Portal-Abbundzentrum WMP 240 von Weinmann gibt den MPP die endgültige Form © Günther Jauk

Nach der Presse gelangen die Rohplatten über einen Pufferspeicher zum Portalabbundzentrum. Die Weinmann-Anlage des Typs WMP 240 erledigt sämtliche Bohrungen, Fräsarbeiten sowie Zu- und Ausschnitte mithilfe einer 30 kW starken 5-Achs-Spindel. Diese hat Zugriff auf einen 18-Fach-Werkzeugwechsler. Darüber hinaus ist die Maschine mit einem Flex 35-Sägeaggregat mit 350 mm Schnitttiefe ausgestattet.

Um Stehzeiten der Anlage zu vermeiden, fährt die WMP 240 zwei Bearbeitungstische abwechselnd an, die mithilfe eines Krans beschickt werden. Zudem plant Freres Lumber, einen dritten Tisch mit Vakuumfixierung für kleine Elemente zu installieren. „In Längsrichtung ist die Anlage nur durch die Dimensionen der Halle begrenzt“, informiert Weinmann-Geschäftsführer Hansbert Ott, weshalb die Maschine auch große Träger problemlos abbinden kann.

Doppelte Materialeinsparung

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Minda-Vertriebsmitarbeiter Gerhard Binder im Gespräch mit interessierten Besuchern © Günther Jauk

Gegenüber Brettsperrholz erreicht MPP ähnliche Festigkeitswerte bei um 20 bis 30 % geringeren Plattenstärken. Zudem erzeugt der Schälprozess bei der Furnierherstellung deutlich weniger Nebenprodukte als der Rundholzeinschnitt. „Es kann im Prinzip der ganze Stamm für die MPP-Produktion verwendet werden, wobei in den Mittellagen durchaus auch schlechtere Qualitäten zum Einsatz kommen“, weiß Binder. Sobald die offizielle Zulassung für MPP da ist – sie wird in wenigen Wochen erwartet –, startet Freres Lumber mit den ersten Projekten.

Optisch geben die Oberflächen im Moment noch nicht besonders viel her. Dies ist laut Tyler Freres allerdings kein Problem, da man in der Lage sei, die Sichtflächen je nach Kundenwunsch mit anderen Materialien zu veredeln.