Timbertec_Screenshot.jpg

Ein Blick auf das Paketbau-Modul von Timbertec: Das Programm schlägt dem Bediener mögliche Pakete vor. Dieser kann die Vorschläge annehmen oder per Mausklick ändern © Noritec

Noritec

Für Stangen auf Liste

Ein Artikel von Günther Jauk | 03.05.2018 - 08:31

Im ersten Moment fällt es einem schwer, hinter der Arbeit des BSH-Paketierkrans bei der Noritec Holzindustrie ein System zu erkennen. Scheinbar wahllos legt der H.I.T.-Kran einzelne BSH-Stangen auf einer Fläche von 24,5 mal 35 m ab – manchmal millimetergenau neben einem bereits positionierten Element und dann wieder ganz woandershin. Dahinter steckt ein von Timbertec entwickeltes, freies Lager für die Paketbildung. Aber von Anfang an:

Mit dem Start der „Noritec Neu“ vor gut zehn Jahren begann für die Hasslacher-Gruppe auch die Zusammenarbeit mit dem Software- Anbieter Timbertec, Eutin/DE. Mittlerweile hat sich diese Kooperation auf alle Standorte und viele Unternehmensbereiche – von der Rundholzbeschaffung über die Produktionsplanung bis hin zur Paketierung – ausgeweitet. „Timbertec ist der einzige Software-Anbieter, der für alle Bereiche in der Holzindustrie maßgeschneiderte Lösungen anbietet. Durch dieses ganzheitliche System ist es uns gelungen, viele oft problematische Schnittstellen zu eliminieren“, berichtet Gottfried Glatz, Leiter Informationstechnologie der Hasslacher-Gruppe.

Kleine Aufträge – große Herausforderung

Timbertec_Mensch.jpg

Produktionsplaner Stephan Pirker prüft die Paketvorschläge von Timbertec © Günther Jauk

In der BSH-Fertigung unterstützt die Timbertec-Software die Arbeitsvorbereitung, Produktionsplanung und seit einem Jahr auch den Paketbau. Bis dahin führte man die BSH-Kommissionierung manuell mithilfe von Kranen durch. „Unser Gesamtausstoß wächst von Jahr zu Jahr – gleichzeitig werden die einzelnen Aufträge aber immer komplexer und die Paketinhalte noch differenzierter. Mithilfe der neuen Kommissionierung können wir die Lieferzeit weiterhin unter einer Woche halten“, erläutert Produktionsplaner Stephan Pirker die Hintergründe der Investition.

Am Anfang steht die Bestellung durch den Kunden. Der eingehende Auftrag wird mit der Timbertec-Software erfasst und nach der Freigabe je nach Kundenwunsch und für die Produktion zu Paketen optimiert. Zu diesem Zeitpunkt ist bereits festgelegt, wie die einzelnen Stangen zu welchen Paketen kombiniert und gepackt werden. Danach wird der Auftrag an das Arbeitsvorbereitungssystem BSH-AV (ebenfalls von Timbertec) weitergeleitet. Dieses trennt – oder, besser gesagt, verbindet – einzelne Aufträge zu möglichst großen Chargen, wodurch sich die Auslastung der Pressen maximiert. Gleichzeitig stellt dieses System aber die Logistik hinter der Produktion vor große Herausforderungen.

Hierfür entwickelte Timbertec in enger Zusammenarbeit mit Hasslacher ein Kommissioniersystem, welches dem Produktionsplaner mögliche Pakete vorschlägt. Dieser kann die in zwei- und dreidimensionaler Ansicht gezeigten Vorschläge annehmen oder per Mausklick ändern. „Das ist wichtig, da das optimale Paket für jeden Kunden anders aussieht“, berichtet Pirker. Danach errechnet das Programm einen Platz im freien Kommissionierlager und übergibt die Daten an H.I.T.

Millimetergenau platziert

Timbertec_Paket.jpg

Ein fertiges BSH-Paket mit unterschiedlichen Längen liegt zur Folierung bereit © Günther Jauk

werden, direkt aus der Produktion kommend, auf einen Quertransport eingetaktet. Dieser dient gleichzeitig als Puffer. Darüber befindet sich der H.I.T.-Portalkran, ausgestattet mit zwei Laufkatzen. Die Steuerung legt die Stange zu den Katzen 1 und 2 oder bei langen Elementen zu beiden Katzen in Y-Richtung ab – je nachdem, wo Timbertec einen Platz im Kommissionierlager vorgesehen hat. Sauger greifen sich das Holz. Während der Kranfahrt wird die Ware mit einem schwenkbaren Fangschutz zusätzlich gesichert. Die Sauger sind normalerweise in Y-Richtung ausgerichtet. Bei breiteren Elementen lassen sich die Ansaugmodule aber um 90° drehen. Damit bewegt der H.I.T.-Kran Leimholz bis zu 60 cm Breite sowie bis maximal 45 cm auch mehrere Teile gleichzeitig. Die Dimensionen, welche die Kommissionierung bewältigen kann, reichen von 6 bis 28 cm Breite und 8 bis 60 cm Höhe. Die maximale Länge beträgt 18 m. Der Kran platziert das Element am vorher berechneten Platz, wobei die Paketbildung lagenweise beliebig erfolgt. Abhängig von der Reihenfolge der Produktion können etwa zuerst Stangen links und rechts abgelegt und erst später die fehlenden Teile in der Mitte ergänzt werden. Dabei errechnet die Steuerung automatisch je nach Länge einige Prozent als Toleranz für die Lücke dazwischen, welche sich in der anschließenden Folierung mit der Paketpresse wieder schließen lässt. Die ausgesprochen komplexe Kommissionierlösung ist das erste große Projekt, das H.I.T. in der Hasslacher-Gruppe realisierte.

Grafische Verladeplanung in Arbeit

Ist ein Paket fertig, wird es automatisch ausgelagert. Dazu holt es ein Voith-Kran und legt es auf einen Querförderer. Hier kann ein Mitarbeiter noch Distanzhölzer einlegen, damit die Stangen im Paket nicht verrutschen. Im Anschluss geht es noch durch die erwähnte Folierung, bevor ein Staplerfahrer die Kommission zum Lkw bringt.

In diesem Bereich arbeitet man aktuell an der Einführung einer grafischen Verladeplanung (GVP). Dieses Timbertec-Modul ermöglicht die logistisch optimierte Zusammenfassung von Paketen. Dadurch sollen sich die Tourenplanung einfacher und der Transport effizienter gestalten. Langfristig plant die Hasslacher-Gruppe, die GVP auch standortübergreifend zu nutzen. Für ein Bauprojekt könnte dann etwa ein Lkw, optimal kombiniert, mit BSH aus Sachsenburg, BSP aus Stall und KVH aus Preding beladen werden.

Mittlerweile koordiniert Timbertec bereits 14 Kommissionierkrane mit allen für den Paketbau relevanten Daten. Ein ähnliches Projekt wird gerade von H.I.T. und Timbertec bei Theurl in Assling umgesetzt.