Henkel_Neu.tif

Seit Jahresbeginn setzt KLH auf das technische Konzept Flex A von Henkel Engineered Wood, bei dem zwei Loctite HB S Purbond-Klebstoffe online gemischt werden © Oest

KLH

Doppelt flexibles Klebstoffsystem

Ein Artikel von Günther Jauk | 12.11.2018 - 10:25

Der Brettsperrholz-Pionier KLH ist der einzige Hersteller, der bereits im vergangenen Jahrtausend (1999) mit der industriellen BSP-Produktion startete. Seitdem hat KLH nicht nur das Produkt, sondern auch die Fertigungslinie massiv weiterentwickelt. Immer wieder haben die Steirer den Standort Teufenbach-Katsch erweitert, erneuert und optimiert.
Am Anfang eines der jüngsten Entwicklungsprojekte stand die Idee, anstelle eines Klebstoffs zwei mit unterschiedlichen offenen Zeiten einzusetzen. „Die Überlegung dahinter war, die Flexibilität und Durchsatzleistung unserer Anlagen weiter zu erhöhen“, berichtet KLH-Geschäftsführer Johannes Habenbacher. Bei dünnen Plattenaufbauten mit nur wenigen Lagen kann man die offene und damit auch die Presszeit deutlich reduzieren, ohne dass darunter die Qualität der Verklebung leidet.

Qualität geht vor

KLH_Mensch.tif

KLH-Geschäftsführer Johannes Habenbacher ist mit dem Projektausgang sichtlich zufrieden und möchte das Potenzial von Flex A in Zukunft noch weiter ausschöpfen © Günther Jauk

Grundsätzlich sind Klebstoffe der Loctite HB S Purbond-Linie – je nach einformulierten Katalysator – immer nur für eine genau definierte offene Zeit zugelassen. Ziel bei Flex A war nicht die Entwicklung eines neuen Klebstoffes, sondern durch Online-Mischen eines „schnellen“ (ab vier Minuten offene Zeit) und eines „langsamen“ (bis 70 Minuten offene Zeit) Klebstoffes für jede Pressenfüllung immer das optimale Produkt mit genau definierten Eigenschaften einzusetzen. Das Flex A-System hatte Henkel schon länger als Konzept geplant und sah nun mit KLH einen ersten geeigneten Industriepartner für dessen erfolgreiche Markt-Einführung.
„Die Herausforderung bestand neben der technischen Umsetzung vor allem in der Qualitätssicherung“, berichtet Dr. Andreas Neumüller von der Holzforschung Austria. Hierfür entwickelte Henkel ein neues Testverfahren zur umgehenden Bestimmung der Klebstoffreaktivität. „Natürlich spielt die Wirtschaftlichkeit für unsere Kunden eine zentrale Rolle. Oberstes Gebot ist bei tragenden Massivholzelementen aber immer die baurechtlich abgesicherte Umsetzung“, informiert Dr. Christian Lehringer, Head of Henkel Engineered Wood Europe.

Exakte Dosierung

Für den Klebstoffauftrag zeichnet Marktführer Oest verantwortlich. Anders als bei bisherigen BSP-Projekten, bei denen es primär um die exakte Dosierung am Holz ging, lag die Herausforderung hier im präzisen Mischungsverhältnis. „Nur wenn Mischung und Dosierung absolut zuverlässig arbeiten, sind auch die gewünschten Eigenschaften garantiert“, unterstreicht Neumüller die Wichtigkeit des Auftragssystems.
Konkret implementierte Oest ein Dosier-
aggregat des Typs Kontitop Z mit Servo-Dosiertechnik für 1K-PUR-Klebstoffe von Henkel. Die beiden unterschiedlich reaktiven Henkel Loctite HB-S Purbond Klebstoffe können je nach Bedarf sortenrein oder in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen aufgetragen werden. Darüber hinaus realisierte Oest erstmals ein Auslegerportal für zwei Beleimtische.

Die zweite Dimension

Für die Praxis legten die Projektpartner eine Handvoll vordefinierter Mischverhältnisse fest. „Natürlich ist im Prinzip jedes Verhältnis möglich. Für die tägliche Arbeit braucht es aber klar definierte Zeiten und damit auch vorgegebene Mischungsverhältnisse“, erläutert Neumüller. Anhand der Daten und Erfahrung kann der Anlagenführer die benötigte offene Zeit einer Charge abschätzen und dementsprechend das optimale Mischverhältnis einstellen.
Lehringer sieht in Flex A die Eröffnung einer zweiten Dimension hinsichtlich der Flexibilität: „Bereits jetzt könnten unsere Kunden mittels der HB-S-Linie ihre offene Zeit minutengenau anpassen. Mit Flex A ist man zudem auch innerhalb der einzelnen Pressprozesse zeitlich ungebunden. Das steigert den Durchsatz, womit sich auch die Wirtschaftlichkeit erhöht.“

Enormes Potenzial

KLH_BSP.tif

BSP von KLH – bei der Implementierung des neuen Klebstoffsystems war die Sicherheit oberstes Gebot © Günther Jauk

Implementiert hat KLH das neue System im Zuge der Winterrevision 2017/2018. Nach der finalen Abnahme seitens der Holzforschung Austria startete man im Januar mit der Produktion. Vorerst nutzen die Steirer aber nur wenige unterschiedliche Mischungsverhältnisse.
„Das Potenzial von Flex A ist enorm. Um die Möglichkeiten voll auszuschöpfen, gilt es aber, vorab noch andere Schritte in der Produktion anzupassen“, blickt Habenbacher in die Zukunft.

Gelungenes Projekt

KLH_Kindergarten.tif

Der neue Kindergarten in Teufenbach-Katsch war eines der ersten Projekte, bei dem mit Flex A verklebte Elemente zum Einsatz kamen © KLH

Für Lehringer ist Flex A in vielerlei Hinsicht ein absolutes Vorzeigeprojekt: „Mit Flex A können wir unseren Status als Technologieführer im Bereich zertifizierter 1K-PUR-Klebstoffe abermals unterstreichen.“ Was den Projektablauf betrifft, sind sich die Beteiligten einig: „Jeder hat seinen Teil zuverlässig und professionell umgesetzt. Die motivierte und technisch hochstehende Zusammenarbeit aller Projektpartner war der Schlüssel zum Erfolg.“