Wibeba Holz

Rationelle Fertigung

Ein Artikel von Martina Nöstler | 16.07.2019 - 08:12

Wibeba Holz ist weit über die Grenzen Österreichs als Laubholzspezialist bekannt. Das Produktspektrum reicht von Rund- und Schnittholz über Brandschutzelemente sowie Parkett- und Möbelelemente bis hin zu Massivholzplatten. „Bei Letzteren sind wir in Wieselburg schon vor Jahren an unsere Kapazitätsgrenzen gestoßen. Darum suchten wir nach einem neuen Standort und wurden in Heiligenkreuz fündig“, erklärt Wolfgang Sunk. Er führt gemeinsam mit seinem Bruder Markus die Geschicke des Unternehmens.

Heiligenkreuz liegt für Wibeba strategisch günstig: Nur 8 km entfernt befindet sich das Wibeba-Sägewerk in Rönök/HU, woher ein Teil der Rohware für die neue Plattenfertigung kommt. In Güssing unterhält Wibeba ein Trockenzentrum.

Optimierte Produktion in zwei Werken

Die neue Produktion ist auf große Chargen ausgelegt, während in Wieselburg mehr die Flexibilität und kleinere Mengen im Vordergrund stehen. Im ersten Schritt entstand in den vergangenen zwei Jahren mit einer Investitionssumme von 6,5 Mio. € eine Laubholzplattenfertigung mit durchgehenden und keilgezinkten Lamellen. Derzeit gibt es noch keinen separaten Zuschnitt – die Rohware kommt getrocknet und in den entsprechenden Querschnitten aus Rönök sowie Wieselburg. „Es ist geplant, in einem zweiten Ausbauschritt 2020/21 in einen eigenen Zuschnitt in Heiligenkreuz zu investieren“, berichtet Sunk beim Holzkurier-Besuch. Das Werk ist ein reiner Produktionsstandort: Die gesamte Organisation, der Verkauf sowie Kommissionierung und Versand erfolgen in Wieselburg.

In den bestehenden Hallen investierte Wibeba in einen modernen Maschinenpark mit hohem Automatisierungsgrad. Die Produktion basiert auf einer Inselfertigung: Zwei Bereiche betreffen die Vorhobelung samt Qualitätseinteilung beziehungsweise Sortierung sowie Abstapelung. Die beiden anderen Abschnitte gliedern sich in die Keilzinkung sowie die Plattenfertigung (Verleimung) selbst. Bei den beiden Anlagen für die Qualitätssortierung entschied sich Sunk für die Ausstatter Sicko (Mechanisierung und Abstapelung) sowie WoodEye (Scannertechnik).

Kurzteile von 250 bis 750 mm

Die Anlage für Kurzteile ist in U-Form aufgestellt, sodass ein Mitarbeiter die Produktion überwachen und gleichzeitig die Rohware bereitstellen sowie die sortierten Teile abtransportieren kann. Die Kurzteile, die später zu keilgezinkten Lamellen zusammengefügt werden, durchlaufen zwei Parketthobelmaschinen sowie einen Doppelendprofiler. Danach übernimmt die Sicko-Mechanisierung die Werkstücke. Nach dem Längstransport erfolgt die Winkelübergabe mittels Paddeln auf ein Querförderband. „Der Längs- und der Querförderer sind auf Staubetrieb ausgelegt und übernehmen eine Pufferfunktion, sodass wir eine knappe Minute überbrücken können“, erklärt Georg Rammerstorfer, Verkaufsrepräsentant von Sicko. Die Leistung beziffert er mit 120 Teilen pro Minute. Ein Nockeneinschub beschleunigt die Rohware in Richtung des WoodEye-Scanners. „Sicko hatte das beste Konzept“, begründet Sunk.

Der schwedische Scannerspezialist stattete die Anlage mit acht Kameras und 16 Lasern aus. „Der WoodEye 6 bei Wibeba erkennt somit auch seitliche Schrägrisse“, führt Peter Hagnberger, zuständig für den WoodEye-Vertrieb im deutschsprachigen Raum, aus. Ein doppelstöckiges Förderband von Sicko transportiert die Werkstücke durch den Scanner. „Damit werden die kurzen Teile zu jeder Zeit gehalten und vibrationsfrei durch den Scanner geführt“, erklärt Rammerstorfer. Der WoodEye 6 ermittelt sämtliche Holzmerkmale, wie Äste, Risse, Schrägrisse und Verfärbungen, sowie auch die Holzgrundfarben einwandfrei. Zudem erkennt der Scanner Hobelfehler. Generell gilt bei Wibeba aber: Farbe vor Fehler. „Das ist für eine einheitliche Plattenoptik wichtig“, weiß Sunk. Der Geschäftsführer ist besonders vom WoodEye-Service begeistert: „Wir fühlen uns sehr gut aufgehoben.“ Zudem sprach ein weiterer wichtiger Punkt für die schwedische Technik: „WoodEye hat ein offenes System, das zudem sehr bedienerfreundlich ist. Das heißt, wir können jederzeit alleine in das Programm eingreifen und Anpassungen vornehmen. Das vereinfacht die Handhabung bei sich ändernder Eingangsware enorm.“ Herausforderungen seien je nach Provenienz die unterschiedlichen Farben bei der Eiche.

Der WoodEye 6 trifft aufgrund der im System hinterlegten Sortiervorschriften die Einteilung in sieben Qualitäten. Hinter dem Scanner übernimmt die Sicko-Mechanisierung wieder die Werkstücke und bringt diese mittels eines Paddelauswerfers zur Paketierung. Hier installierte Sicko zwei Vakuumheber entlang der X-Achse, welche die Lamellenlagen auf die Stapel legen. Der Bediener kann die fertigen Pakete aufgrund eines durchdachten Sicherheitskonzeptes problemlos mit einem Hubwagens entnehmen, ohne dass die Anlage stoppt.

Sortierung und Optimierung

Die zweite Inselfertigung für die langen Lamellen mit 0,8 bis 5,4 m ist in einer Linie aufgebaut. Auch hier passieren die Werkstücke zuerst eine Hobelanlage, bevor der WoodEye 6-Scanner – baugleich zur Kurzteilanlage – Holzfehler und Farbe ermittelt. Bei den langen Teilen markiert allerdings ein Drucker nicht erwünschte Äste oder Risse, die danach noch händisch ausgekappt werden. Der Scanner verfügt über das Modul Sort-Cut: „Die Sortierung für die gesamte Lamelle hat also Priorität. Wenn der Scanner allerdings nicht erwünschte Holzmerkmale erkennt, optimiert er, welches Produkt am besten passt“, erläutert Hagnberger. Entlang des Sortierbandes gibt es sieben Auswerfer für die Qualitätseinteilung – ebenfalls von Sicko. Hier nehmen Mitarbeiter die Lamellen ab, stapeln diese händisch und legen gleichzeitig das Plattenbild fest. „Bei der Optik der fertigen Platte ist das menschliche Auge nicht zu ersetzen“, weiß Sunk.

Den geplanten Ausstoß im Zweischichtbetrieb beziffert Sunk mit rund 300.000 m²/J – mit lediglich acht Mitarbeitern pro Schicht. „Der limitierende Faktor sind aber nicht die Produktionsanlagen, sondern es ist der Fachkräftemangel“, bedauert Sunk. Nichtsdestotrotz sieht er sich mit dem neuen Standort für die künftigen An- und Herausforderungen gut gerüstet: „Wir sind ein Vollsortimenter und der einzige lagerhaltende Plattenproduzent und liefern zu 90 % an den Handel.“

Wibeba Holz

Hauptsitz: Wieselburg
Produktionen: Heiligenkreuz, Güssing, Rönök/HU
Geschäftsführer: Markus und Wolfgang Sunk
Mitarbeiter: 65
Einschnitt: 18.000 fm /J in Wieselburg, 35.000 fm /J in Rönök/HU
Holzarten: alle Laubhölzer, überwiegend Eiche
Produkte: Schnittholz, einschichtige Laubholzplatten, Parkett- und Möbelelemente, Brandschutzelemente