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Kairoz

Die doppelte Magie des Lichts

Ein Artikel von Dagmar Holley | 14.08.2019 - 15:52

Die in unserer Welt wirkenden Kräfte haben stets zwei Erscheinungsformen: Einerseits eine sanfte, lebenspendende, andererseits aber auch eine unkontrollierbare zerstörerische. Dieses Prinzip der Dualität gilt für Wasser genauso wie für medizinische Wirkstoffe, ganz besonders aber für Licht. Dessen Spektrum reicht vom zarten Mondschein oder dem Flackern einer Kerze bis hin zum gebündelten pulsierenden Strahl, der als Werkzeug eingesetzt wird – dem Laser.

Im Design der Lampenkollektion von Kairoz finden sich beide Qualitäten. Mit ihrem sanften indirekten Licht bringen sie „ein Stück Natur in den Raum“, so Julia Fischer, die Frau hinter dem Label. Ausgeschnitten werden die vielen kleinen Einzelteile mit einem Laser.  

Tannenzapfen, Blatt und Tropfen

Der Cone von Kairoz erinnert an einen ­riesengroßen Tannenzapfen. Schon ohne Beleuchtung ist er beeindruckend. Dringt von innen erst das weiche Licht durch seine Schuppen, erscheint er beinah magisch.

Der Entwurf stammt von Julia Fischer, die eigentlich vom Grafikdesign kommt: „Schon bald nach der Ausbildung habe ich festgestellt, dass es nichts für mich ist, nur hinter dem Computer zu sitzen.“ Durch das Experimentieren in einem FabLab – einer offenen Werkstatt für digitale Produktion – kam sie zu dreidimensionalen Formen aus Sperrholzplatten. „Ich habe für mich selbst eine Lampe gebaut, da sind schnell andere auf mich zugekommen, und haben Interesse gezeigt“, erinnert sich die deutsche Wahlsalzburgerin.

Das war vor ungefähr zwei Jahren. Nach und nach hat sie eine komplette Kollektion Holzlampen entworfen. Neben dem Cone in zwei Größen umfasst diese einen Mond, eine Säule, sowie Blatt und Tropfen in zwei Größenvarianten.

In die nächste Dimension

Die Herausforderung beim Arbeiten mit dem Lasercutter besteht darin, zweidimensionale Platten zu dreidimensionalen Objekten zusammen zu fügen. Exakt und fast fugenlos schneidet der Laserstrahl entlang der am Computer gezeichneten Linien, ähnlich wie bei einem Druckprogramm. Als gelernte Grafikerin zeichnet Fischer im Illustrator – zweidimensional. Im Kopf hat sie schon das dreidimensionale Objekt, zur Feinjustierung arbeitet sie mit Schnitten oder tüftelt am Modell herum, bis alles zu ihrer Zufriedenheit sitzt.

Der große Cone besteht aus rund hundert Teilen. Der Laser kann im gleichen Arbeitsschritt auch gravieren, was sich ideal zur Beschriftung der Teile eignet. Dort, wo sich die zusammengesteckten Teile überlappen, ist die Kennzeichnung versteckt. Bis auf die Ringe, die die Fassung halten, sind die Einzelteile des Cones leimlos ineinandergesteckt. Die formschlüssige Verbindung beschleunigt nicht nur die Fertigungszeit, sondern ermöglicht den problemlosen Austausch eines beschädigten Teiles. Daneben können mit der Technik Muster in das 4 mm starke Sperrholz eingeschnitten werden, die es biegsam und lichtdurchlässig machen - etwa bei der Säule und dem Mond. 

Die Oberflächengestaltung und Endmontage der Lampen erledigt Fischer ebenfalls selbst: „Das Zusammenspiel von Entwurf und Umsetzung finde ich spannend. Genau deswegen habe ich ja begonnen etwas zu bauen – weil ich etwas Handwerkliches machen wollte.“

Bevorzugter Werkstoff Holz

Inspiration für ihre Leuchtobjekte findet die Designerin in der Natur. Neben den organischen Formen spiegelt sich das auch in der Materialwahl. Obwohl sie mit vielem gearbeitet hat – Papier, Plexiglas und Karton – ist sie von der Kombination Holz und Licht begeistert. Hauptsächlich verwendet sie Buchensperrholz, manchmal auch Pappel, die biegsamer ist.

Ein Problem beim Laserschneiden von Sperrholz sind die entstehenden Schmauchspuren. Mit aufgeklebten Folien kann dies verhindert werden. Die Oberflächenbehandlungen finden teilweise vor und teilweise nach dem Schneiden statt, hier sucht Fischer noch nach der idealen Kombination: „Natürlich ist es einfacher und zeitsparender eine ganze Platte mit Öl zu behandeln, aber dann hält die Folie nicht mehr gut.“ Zur Zeit experimentiert sie mit Sprühlack. Das langfristige Ziel wäre, die Innenseite weiß zu gestalten: „Dann ist das Licht noch schöner“.

Finanzierung über Kickstarter

Hinter Fischer liegt ein spannender Sommer. Von Ende Juni bis Ende Juli lief ihre Crowdfunding-Kampagne auf der Internetplattform Kickstarter. Designer, Erfinder und Start-Ups stellen dort ihre Projekte vor, wählen einen Zeitraum und eine Gesamtinvenstitionssumme, die erreicht werden soll. Für vorgegebene  Preise erhalten die Unterstützer „Belohnungen“, also Produkte, wenn das Ziel erreicht wird. Wird es nicht erreicht, entstehen den Unterstützern keine Kosten. Obwohl Kickstarter kein klassischer Vertriebsweg ist, zeigt sich schnell die Markttauglichkeit eines Produktes und ermöglicht für Designer den Verkauf ihres Produktes.

Fischers Ziel waren 4000 Euro, um „einen großen Schwung auf einmal“ fertigen zu können. Die Idee dafür hatte sie seit längerem im Hinterkopf. Bereits vor Ende der Laufzeit hatte sie die gewünschte Summe beisammen, schlussendlich waren es über 6000 Euro. Nun heißt es, um die 40 Lampen herzustellen und zu versenden. „Es war ein großer Schritt rauszugehen und aufmerksam zu machen. Ich freue mich sehr über das positive Feedback“, sagt sie zufrieden. Nun liegt ein arbeitsreicher Herbst vor ihr.