BSP_Produktion_2008-2020_V2.jpg

Entwicklung der globalen BSP-Produktion © Holzkurier

Global

100.000 m³-Brettsperrholz-Werke als Standard?

Ein Artikel von Günther Jauk | 25.10.2019 - 14:09

Die Wachstumsraten der globalen Brettsperrholz-Branche bewegen sich weiterhin jenseits der 10 %-Marke. Mit einem Plus von 15 % kletterte die Produktion in der DACH-Region, in Italien und Tschechien im vergangenen Jahr auf über 810.000 m3. In diesem Jahr wird sich der Ausstoß um weitere 12 % auf mehr als 920.000 m3 erhöhen. Der Zuwachs beruht in erster Linie auf Produktionssteigerungen großer Hersteller auf bestehenden Anlagen, die man in den vergangenen Jahren dahingehend optimierte.

Noch kaum verantwortlich für diese Zuwachsraten sind hingegen die 2019 in Betrieb gegangenen Fertigungen der Derix-Gruppe in Westerkappeln/DE , der Pfeifer Group in Schlitz/DE sowie jene von Schilliger Holz in Küssnacht/CH. Jedes dieser Werke verfügt über eine Produktionskapazität von rund 100.000 m3/J. Darüber hinaus startete Binderholz in Burgbernheim eine zweite Fertigungslinie, womit das Unternehmen künftig über 320.000 m3 Jahreskapazität verfügt – mehr als jedes andere Unternehmen weltweit. Neu in der Branche ist auch Ante-Holz. Die deutsche Holzindustrie startete heuer in Bromskirchen-Somplar eine 15.000 m3/J-Fertigung, zudem ist 2020 der Start einer 50.000 m3/J-Anlage in Rottleberode geplant. Mit diesen zusätzlichen Kapazitäten sowie der nach wie vor wachsenden globalen Nachfrage wird man die 1 Mio. m3-Marke in dieser Region im kommenden Jahr locker überschreiten.

Globales Wachstum

Der weltweite BSP-Ausstoß 2019 mit 60 erfassten Produktionslinien beträgt laut Erhebungen eines Teams der Oregon State University unter der Leitung des Univ.-Prof. Lech Muszynski, Ph.D., (teilweise basierend auf Holzkurier-Daten) rund 1,44 Mio. m3. Damit stammen rund 65% des weltweit produzierten BSP aus Italien, Tschechien und der DACH-Region. Nimmt man auch noch jene bekannten Produktionsstätten hinzu, von denen es keine aktuellen Produktionszahlen gibt, schätzt Muszynski den globalen Ausstoß auf 1,6 bis 1,8 Mio. m3/J. In Anbetracht der zahlreichen zusätzlich geplanten Fertigungslinien geht der Forscher Ende 2020 von einer globalen Jahresleistung zwischen 2 und 2,5 Mio. m3 aus.

Konzentration in Kärnten

Gleich zwei neue Brettsperrholz-Fertigungen sollen 2020 in Kärnten in Betrieb gehen. Die Johann Offner-Unternehmensgruppe errichtet in Wiesenau bei Bad St. Leonhard einen zweiten KLH-Standort. Im Endausbau möchte man dort 150.000 m3/J fertigen – gemeinsam mit dem Standort Teufenbach-Katsch käme das Unternehmen dann auf 280.000 m3/J. Zudem wächst Bad St. Leonhard damit zur weltweit größten BSP-Gemeinde heran. Nur 5 km entfernt betreibt Stora Enso einen Standort mit 80.000 m3/J.

Das zweite Kärntner Großprojekt entsteht in Steinfeld nahe dem Hasslacher-Stammsitz Sachsenburg. Mit einem ebenfalls auf 100.000 m3/J ausgelegten Anlagenkonzept  soll das erste BSP-Werk von Theurl im späten Frühjahr 2020 anlaufen. Stora Enso arbeitet gerade an einer Machbarkeitsstudie für ein viertes BSP-Werk am tschechischen Standort Ždírec. Gemeinsam mit den Fertigungen in Ybbs/AT, Bad St. Leonhard/AT und Gruvön/SE käme der finnische Konzern damit auf 390.000 m3/J – um 70.000 m3/J mehr als Binderholz. Die diesbezügliche Machbarkeitsstudie soll bis Ende 2019 abgeschlossen sein.

Blick gen Norden

Noch deutlich höhere Zuwachsraten als in Mitteleuropa dürfte es künftig in Skandinavien geben. In Norwegen steht mit Mjøstårnet nicht nur das höchste Holzhochhaus der Welt, sondern seit 2018 auch das erste große BSP-Werk des Landes. Die Anlage von Splitkon in Åmot verfügt über eine theoretische Anlagenkapazität von 100.000 m3/J, die man derzeit aber nur zur Hälfte nutzt. Der Brettsperrholz-Bedarf des Landes ist zwischen 2004 und 2018 von 5000 m3/J auf 70.000 m3/J angewachsen und wird voraussichtlich in den kommenden Jahren noch deutlich zulegen.
In Schweden lag die Produktionskapazität vor einem Jahr noch unter 25.000 m3, schon bald wird diese aber über 400.000 m3 betragen. Neben dem bereits seit Längerem bestehenden Werk von Martinsons sind hierfür Stora Enso, Södra und Setra verantwortlich. Stora Enso startete vor wenigen Mo-
naten eine 120.000 m3-Produktion in Gruvön, Setra kündigte den Markteintritt mit einem 100.000 m3/J-Werk in Långshyttan für das 1. Halbjahr 2020 an. Ein Teil der Anlagenkomponenten stammt dabei vom gescheiterten britischen BSP-Projekt Legal & General.  

Der dritte Neueinsteiger in Schweden ist Södra. Der Forst-, Holz- und Zellstoffkonzern nahm vor wenigen Monaten eine 15.000 m3/J-Pilotanlage in Väröbacka in Betrieb. Anfang 2022 möchte man an diesem Standort ein 100.000 m3-Werk starten. Zudem gibt es bereits Pläne für eine weitere große Produktion im Osten des Landes. Alle BSP-Projekte von Södra entstehen unmittelbar neben bereits vorhandenen Sägewerken des Unternehmens.

Projekte im Osten

Großes Potenzial sehen Branchenkenner auch in Frankreich, Osteuropa und Russland. In wenigen Wochen startet die Ukrainian Sawmill Holding Company eine 50.000 m3-Anlage in Korosten/UA. Darüber hinaus entstehen in Russland die ersten beiden BSP-Werke des Landes.  Die Segezha-Gruppe hat Ende Juni mit dem Bau einer Fertigungshalle in Sokol, Region Wologda, begonnen. Ladozhsky installiert nahe St. Petersburg gerade eine Fertigungslinie. Beide Projekte sollen 2020 in Betrieb gehen.

Wachstum in Nordamerika

Langsam, aber stetig wächst auch die BSP-Industrie in Nordamerika. Neben bestätigten Projekten, wie etwa jenem von Kalesnikoff Lumber in British Columbia/BC, Element5 in Ontario oder der Kapazitätserweiterung von Smartlam, berichteten amerikanische und europäische Maschinenbauer von „mehreren vielversprechenden Projekten in unterschiedlichen Planungsstadien“. Ende 2018 nahm International Beams in Alabama die erste BSP-Linie mit Southern Yellow Pine in Betrieb. Im Sommer erfolgte die Inbetriebnahme einer Großanlage von Katerra in Spokane, Washington. Zudem startete vor Kurzem im Bundesstaat Washington die BSP/BSH-Kombinationslinie von Vaagen Timbers.

Anders als in Europa verfügen in Nordamerika nur wenige BSP-Produzenten über ein eigenes Sägewerk, was angesichts der massiven Schnittholzpreis-Schwankungen eine weitere Herausforderung darstellen dürfte. Einige Maschinenausstatter sehen seitens der großen Sägewerkskonzerne nach wie vor kein großes Interesse an BSP, wohingegen andere bereits von konkreten Anfragen aus diesem Bereich berichteten.

Mehr Vielfalt – kürzere Lieferzeiten?

Nach Angaben des Teams von Prof. Muszynski stammen 75% der weltweit installierten BSP-Pressen von nur drei europäischen Herstellern. Bei den CNC-Bearbeitungszentren teilen sich die drei größten Anbieter – sie stammen ebenfalls alle aus Europa –  gar 80 % des Kuchens. Diese oligopolen Märkte dürften sich in den kommenden Jahren aber deutlich diversifizieren, da Brettsperrholz nicht nur bei Holz verarbeitenden Industrien Priorität Nr. 1. hat. Auch zahlreiche Maschinenausstatter dies- und jenseits des Atlantiks arbeiten an eigenen Lösungsansätzen in diesem Bereich – eine Entwicklung, die nicht nur die Lieferzeiten verkürzen, sondern sicher auch den technischen Fortschritt beschleunigen wird.